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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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bellte er, wie er es von den bad cops aus dem Kino kannte. Dabei unterdrückte er selbst ein Gähnen, es war ansteckend. Er musste aufpassen, wenn er nicht einnicken wollte.
    »Malmsheimer, Norbert.«
    Alex kramte den Kaffee aus seiner Plastiktüte und nahm einen Löffel, kaute das Pulver zu einem bitteren Brei und schluckte es runter.
    »Wollen Sie auch?«, bot er dem Zivi an, bevor ihm einfiel, dass er ja den bad cop geben wollte und das eindeutig zu höflich dafür war. Selbst nahm er sich noch einen Löffel, um auf Nummer sicher zu gehen.
    »Danke, nein.« Malmsheimer sah ihn so irritiert an, dass er wohl doch sein Ziel erreicht hatte. Nicht als bad cop, sondern als irrer Bulle, aber das war wohl ähnlich einschüchternd. Er grinste und zeigte dem Zivi die Zähne, zwischen denen er noch Pulverreste spüren konnte.
    Im Nebenzimmer wurde irgendwas zu Boden gestoßen, eindeutiges Stöhnen drang herüber. Alex starrte die graue Zwischentür mit dem aufgeklebten, blumenverzierten Geburtstagskalender an, sein Grinsen verschwand. Er knackte mit den Fingern, das Koffein raste durch seine Adern, und er konnte nicht mehr ruhig sitzen. Alex stand auf und tigerte hinter dem Schreibtisch hin und her. Nur nicht zu nah an die Tür kommen, die Versuchung war groß, sie einzutreten und dem selbstgefälligen Sonstmann eine aufs Maul zu hauen.
    Drei Millionen, verdammt.
    Und Lisa.
    Würde es ihn auch so rasend machen, wenn Lisa da drüben wäre, nicht Danielle? Blödsinnige Frage, sie war nicht da drüben, es war nicht ihr Stöhnen, das in seinen Kopf kroch und ihn fast wahnsinnig machte. Es ging jetzt nicht um Eifersucht, sondern um Lisa und drei Millionen andere, also musste er sich zusammenreißen. Seine Gefühle für die beiden Frauen konnte er danach vergleichen, wenn er unbedingt musste. Jetzt sollte er erst mal Lisa den Arsch retten, sonst konnte er sich all die schönen Grübeleien nämlich sowieso sparen. Konzentrier’ dich endlich auf deine Aufgabe!
    Er blieb neben seinem Stuhl stehen und griff sich einen Stift, um damit herumzuspielen. »Herr Malmsheimer. Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Ohne meinen Anwalt sage ich gar nichts.« Der Zivi verschränkte demonstrativ die Arme und lehnte sich zurück.
    »Und warum?«
    »Weil mein Anwalt das gesagt hat.«
    »Und wenn er sagt spring, fragen Sie wie hoch, oder was?«
    Malmsheimer starrte ihn ungerührt an.
    Danielles Stöhnen wurde lauter, sie stieß irgendwelche Worte aus, Alex glaubte so was wie »unglaublich  gut« und »ist der groß« zu verstehen. Knackend zerbrach der Kugelschreiber in seiner Hand, die Einzelteile fielen zu Boden. Sein Herz raste, er griff mit fahrigen Fingern nach dem nächsten Stift, erwischte ein rotes, dreißig Zentimeter langes Lineal aus Plastik. Auch gut.
    »Haben Sie eine Freundin?«, setzte er neu an. Für solche Anwaltsdiskussionen hatten sie jetzt keine Zeit. Natürlich hatte das Aknegesicht Recht, nichts zu sagen, trotzdem hätte er ihm für sein Schweigen liebend gern die Fresse poliert. Der Typ würde ganz sicher zu den Toten eines Stadtbrands gehören, wer in einer Zelle saß, floh nicht vor Flammen. Aber das konnte er ja schlecht sagen.
    »Was hat das jetzt damit zu tun?« Das Misstrauen in den Augen des Zivis wuchs. Er richtete sich auf und zog die Brauen zusammen.
    »Nichts, gar nichts. Aber Sie wollen ja über nichts reden, was den Fall betrifft.«
    »Ich will mit Ihnen auch nicht über mein Liebesleben reden.«
    »Also keine Freundin«, stellte Alex kühl fest und klopfte sich mit dem Lineal immer wieder gegen das rechte Bein. Unbewusst hielt er damit den Rhythmus der Geräusche von nebenan.
    »Wieso? Woher wollen Sie das wissen?« Malmsheimer war sichtlich wütend.
    »Sonst hätten Sie gesagt, Sie wollen nicht über Ihre Freundin reden. Nur Singles nennen ihr nicht vorhandenes Liebesleben Liebesleben.«
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte Malmsheimer leise.
    »Ja!«, stöhnte Danielle.
    Sonstmann sabberte: »Ich geb’s dir, du geiles Ding! O ja, ich besorg’s dir!«
    Malmsheimer sah zu der grauen Tür und schluckte schwer, leckte sich mit der Zunge über die Lippen, ohne es zu merken.
    Alex zerschmetterte das Lineal auf der Schreibtischkante, knirschte mit den Zähnen und bemühte sich um ein Lächeln. Erschrocken fuhr Malmsheimer zu ihm herum, der Mund stand noch immer offen.
    »Anregend, was?« Langsam schlenderte Alex um den Schreibtisch zu Malmsheimer hinüber.
    »Ähm, bitte?« Der Zivi glotzte ihn

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