Gebissen
dass die Haut aufplatzte und Blut herausspritzte. Doch ihn schien das nicht zu kümmern, er hatte sie fest im Griff. Mit gebleckten Zähnen hob er ihren Kopf und drosch ihn auf die Erde. Wieder und wieder, bis Sandys Hinterkopf eine richtige Kuhle in den feuchten, schweren Boden gedrückt hatte.
Leise schlich Lisa an der Wand entlang. Sie musste hier weg, sofort. Solange die beiden so sehr auf ihren Kampf konzentriert waren, achteten sie nicht auf sie. Sie wusste, wie es hinausging, dort hinten wartete die Tür in die Freiheit.
Jo presste seine Daumen auf Sandys Augen und knirschte: »Durst.«
Verzweifelt schlug Sandy die Fäuste gegen seine Arme, aber er ließ nicht los. Sie schrie, während er sich daran machte, ihr die Augäpfel aus dem Kopf zu pressen.
»Scheiße«, fluchte Lisa. Sandy hatte sich nur für sie auf diesen Kampf eingelassen. Sie war irre und ein Vampir, aber sie war ihre Freundin gewesen und wollte um alles in der Welt verhindern, dass dieser Besessene ihr Blut trank. Und was tat sie? Sich verdrücken.
Aber was sollte sie schon ausrichten? Sie war nur ein schwacher Mensch, sie konnte nichts tun. Zudem wollte Sandy sie zu einem Vampir machen, und wenn sie ihr half, dann ...
»Scheiße«, sagte sie noch einmal und packte die Kette mit den fingerdicken schwarzen Gliedern, die noch immer um Jos Hals hing. Sie war schwer und wäre ihr fast wieder aus den nervösen Fingern geglitten. Dann riss sich Lisa zusammen und legte den Mittelteil der Kette zu einer Schlinge zusammen. Mit aller Kraft und Konzentration warf sie diese um seinen Kopf. Bevor er überhaupt merkte, was ihm geschah, was eben auf seine Schultern geklatscht war, zerrte sie mit Gewalt und Wut am Ende der Kette. Die massiven Eisenglieder zogen sich fest um seinen Hals, gruben sich in seine Kehle.
Überrascht japste er und ließ von Sandy ab, wirbelte herum. Seine kalten Augen erkannten Lisa, und er begann zu grinsen.
»Durst.«
Das langgezogene Wort rollte über sie hinweg, lähmte sie, begrub allen Kampfgeist. Lisa stolperte zurück und verfluchte sich für ihre Dummheit. Warum war sie nicht einfach geflohen?
Jo stürzte sich mit gebleckten Zähnen auf sie. Wie konnten Augen, die so voller Gier brannten, nur gleichzeitig so kalt und tot sein? Das rechte Ohr hing halb abgerissen an seinem geschorenen Schädel, das linke Jochbein war geschwollen. Seine blutbeschmierten Hände waren riesig und kamen immer näher. Hände, die ihr mühelos das Genick brechen konnten.
Kurz bevor seine Arme sie packen konnten, seine Zähne sich in ihre Kehle graben, wurde er zurückgerissen. Die Kette schlang sich enger um seinen Hals, Hautstückchen wurden zwischen den einzelnen Ringen zerrieben, eine Ader platzte.
»Noch sind wir nicht fertig«, zischte Sandy mit heiserer Stimme. Sie hielt das Ende der Kette in den Händen und zerrte wieder daran.
Jo kippte zu Boden, und sie warf sich auf ihn, ohne die Kette loszulassen. Gurgelnd zappelte Jo mit den Beinen, doch er konnte sich nicht mehr befreien.
Lisa sah nicht genau, was geschah, nur Sandys verdreckten angespannten Rücken, der Jos Kopf verdeckte, und ihren mit Erde und Blut verklebten Hinterkopf. Vernahm sein Röcheln und ihr angestrengtes Keuchen.
Irgendwann hörte das Zappeln und Röcheln auf.
Als sich Sandy erhob, schien es Lisa so, als wäre Jos Hals zu einem Brei aus Haut, Fleisch und Blut zermanscht, der Kopf völlig abgetrennt vom Körper, selbst die Wirbel schienen zersplittert und Teil des Matschs. Lisa würgte und wandte sich schnell ab.
»Du hättest fliehen können«, sagte Sandy. Ihre Stimme klang dünn, in ihrem Blick lag nun mehr Entsetzen als Kälte. Zweifel. Sie blutete aus mehreren Wunden, ihre Kleidung bestand nur noch aus Fetzen. Der Hals war gerötet, hier hatte Jo sie gewürgt.
»Ja.« Mehr brachte Lisa nicht hervor. Sie konnte Sandy nicht länger anblicken. Sie hätte nicht nur können, sondern auch fliehen sollen. Jetzt war es zu spät und alles vorbei.
»Danke.«
»Schon gut. Du hast ja für mich gekämpft.«
»Ja.« Sandy sank auf die Knie und starrte ihre Hände an, der linke kleine Finger war unnatürlich verdreht, die rechte Schulter hing tiefer als die linke. Sandys Gesicht war von Kratzern übersät, der rechte Oberarm war klaffend aufgerissen, und unter dem linken Auge bildete sich eine dunkle Schwellung, das Lid des rechten hing halb über das Auge herab und zuckte. Am Hinterkopf quoll noch immer Blut unter dem Haar hervor. Das alles beachtete sie nicht, sie
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