Gebissen
die Lippen ganz nah an ihrem Ohr, und presste sie gegen die kalte Wand des Tunnels. Sein Verstand tobte und schrie, sie mussten weg hier, sofort, aber er hatte keine Kontrolle über seinen Körper.
»Nein.« Danielle krallte die Finger in seine Brust, ihre Augen brannten. »Wir haben keine Zeit.«
»Wir können doch ganz schnell machen.« Alex nestelte an seinem Gürtel herum, öffnete die Schnalle und den obersten Knopf seiner Hose.
»Was ist mit... Lisa?«, fragte Danielle. Sie atmete weiter erregt, doch in ihren Blick hatten sich Traurigkeit und Furcht gemischt. Als hätte sie eine Frage gestellt, die sie nicht stellen wollte, eine Frage als letztmögliche Verzweiflungstat.
Welche Lisa?, wollte Alex im ersten Moment ausstoßen, doch dann tauchte ihr Gesicht aus seiner Erinnerung auf, legte sich über Danielles Züge, und sein Herz schlug heftig, es schmerzte und schien zu zerreißen. Ihm wurde flau im Magen, Angst wallte in ihm auf, doch noch immer wollte er Danielle vögeln. Jetzt sofort, schnell und hart. Und zugleich wollte er losrennen und Lisa retten, er wusste nicht mehr, wovor und warum, er konnte nicht denken, nur begehren, alles, was zählte, war der Augenblick, die Gier nach Befriedigung, aber sein Herz schlug anders, seit Lisas Gesicht in seinen Gedanken aufgetaucht war.
»Ich kann nicht, bevor wir nicht ... Und du auch nicht, das weißt du«, keuchte er und schob mechanisch seine Hose nach unten.
»Ja«, sagte Danielle, die über Jahrtausende von Männern und Frauen bis zur Selbstaufgabe begehrt worden war, ohne je selbst einem Menschen zu verfallen, und die nun einem solchen unbekannten, verzehrenden Verlangen hilflos ausgeliefert war. Sie, die tausendfach Vergötterte, die jedoch nie geliebt hatte und nie wirklich geliebt worden war.
Auch Alex wusste in diesem Moment, dass er sie nie lieben würde, immer nur begehren, das jedoch mit jeder Faser seines Körpers. Dass er Lisa liebte, auch wenn er nicht benennen konnte, warum. Und dass dies alles keine Rolle spielte, solange er nicht von Danielle lassen konnte. Er hatte Lisa vor ihren Augen verraten, und er würde es wieder tun, weil er nicht anders konnte. Dafür hasste er sich und Danielle, und er schrie diesen Hass hinaus, dass er von den Tunnelwänden widerhallte.
Er schrie vor Verzweiflung und drang stehend in Danielle ein, ihre Beine hielt er rechts und links seines Beckens auf den Händen. Sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende, eine Kämpfende, krallte die Fingernägel tief in seine Haut, bis Blut hervorquoll. Nicht genug, um auf die Erde zu tropfen, aber dennoch. Immer härter und schneller stieß er zu, bis er schließlich kam, bis sie beide kamen, zusammen, wie stets.
Mit dem Orgasmus schwappte die Angst um Lisa wieder über ihm zusammen, die Angst vor den Vampiren, vor dem Erwachen des Blutvaters. Alex hatte einen Teil von ihm gesehen, nur eine Wurzel, eine der Gliedmaßen, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie viele es waren.
»Lisa«, murmelte er. Sein Kopf drehte sich, die Muskeln in seinen Waden und Armen zuckten unkontrolliert. Er atmete heftig.
»Lass mich wenigstens erst runter, bevor du den Namen deiner süßen Kleinen murmelst«, giftete Danielle.
Ohne eine Entschuldigung zu murmeln, ließ Alex ihre Beine los.
Er nahm die gesamte Welt um sich wieder wahr, nicht nur Danielle, erinnerte sich wieder an alles und schämte sich, dass er seiner Lust nachgegeben hatte. Jetzt, danach, verstand er nicht, warum er sich von ihr hatte beherrschen lassen.
Da hörte er schlurfende Schritte ganz in der Nähe und riss den Kopf herum. Konnten die Vampire sie so schnell gefunden haben?
Doch es war kein Vampir, der sich ihnen näherte. Nur ein paar Schritte entfernt tapste ein Mann mit frischer Platzwunde am Kopf und geschlossenen Augen heran. Sein Hemd war blutbesudelt, die Nase gebrochen. Nur langsam kam er näher; er hinkte und zog ein Bein nach. Mit der erhobenen rechten Hand umklammerte er einen rot lackierten Wagenheber wie eine Keule.
Nach einem Augenblick erkannte Alex den Fahrer, der vorhin versucht hatte, sie zu überfahren. Der Mann bewegte sich vorsichtig wie ein Schlafwandler. Er hatte seine tote Frau zurückgelassen und ließ ein kurzes, abgebrochenes Schnarchen hören. Schritt für Schritt kam er auf sie zu, den Wagenheber noch immer drohend erhoben. Sein Gesicht zuckte, als leide er Schmerzen, Tränen liefen ihm aus den geschlossenen Augen über die Wangen.
Wie hatte er sie gefunden?
»Er träumt«,
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