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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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der Hose trocken und stellte sich vor, es wären ihre Oberschenkel, über die er strich. Mit der Zunge befeuchtete er seine spröden Lippen und schluckte. Wie ein Idiot stand er da und gierte nach jeder ihrer Bewegungen.
    Und er war nicht der Einzige, der sie angaffte. Männer an den umliegenden Tischen sahen zu ihr herüber, Teenager schielten vorsichtig über die Schulter ihrer Freundinnen, während sie deren Hände hielten, und auch Frauen und Mädchen warfen ihr Blicke zu, voll unverhohlener Neugier oder zickig-abschätzig. Der Barkeeper musste sich sichtlich anstrengen, seiner Arbeit nachzugehen und sich auch um die anderen Gäste zu kümmern, jetzt, da immer mehr an den Tresen strömten und Bestellungen aufgaben. Sie alle waren von ihrer Schönheit gefangen.
    Doch keiner sprach sie an. Es war, als wüsste jeder, dass er nicht gut genug für sie war. Niemand hatte sich auf einen der beiden Barhocker links und rechts von ihr gesetzt.
    Sie selbst schien all die Blicke nicht zu bemerken und nippte lächelnd an ihrem hellgrünen Cocktail.
    Selbstverliebte, arrogante Schlampe, dachte Alex und wollte sie flachlegen. Er wollte nicht einfach mit ihr schlafen, er wollte ihr das selbstsichere Lächeln aus dem Gesicht vögeln, er wollte sie knien sehen. Mit jedem Atemzug wuchs seine Erregung, und es verlangte ihn danach, sie zu unterwerfen. Als könnte er so ihre widerliche Unnahbarkeit brechen.
    Erschrocken fragte er sich, weshalb er derart auf diese Frau reagierte, und langsam zog sich diese plötzliche Abneigung zurück, als kröche sie wieder in ihre gebrochene Schale tief in seinem Inneren. Doch das Verlangen blieb.
    Die Feigheit der anderen war seine Chance. Er könnte zu ihr hinübergehen und sie ansprechen. Sie war auch gar nicht der Typ für rosa Lippen, da war er sicher. Er könnte einfach Hallo sagen, oder: Was ist denn das für ein Cocktail? Sieht lecker aus.
    »Ganz tolle Idee«, brummte er vor sich hin. Außerordentlich subtil und originell, das hatte sie sicher noch nie gehört. Sie saß einfach da, allein und lächelnd und war doch unnahbar. Warum also sollte er sie überhaupt ansprechen? Sie hatte rosa Lippen, schimmerndes Feuchtrosa, und ihr Lächeln war arrogant, die ganze Körperhaltung hochnäsig. Jede Faser ihres Körpers schien zu sagen: Seht alle her, ihr Würmer, ich bin etwas Besseres.
    Er sollte auf seine spontan aufgebrandete Abneigung hören. Trotzdem schlug sein Herz schneller. Erst jetzt bemerkte er, dass nicht nur seine Hände leicht zitterten, und wie trocken sein Mund war.
    Wenn er sie anspräche, würde sie ihn ansehen wie einen kleinen, hässlichen Käfer, da war er sicher. Jemand wie sie ging nicht allein weg, bestimmt wartete sie auf ihren Typen, irgendeinen Promi oder Millionär, die bekamen ja immer die schönsten Frauen ab. Ihre Schönheit umgab sie wie ein unüberwindlicher Schutzzaun. Wahrscheinlich hatten alle im Gilgamesch Angst vor ihrem Blick, der einen in einen Käfer verwandelte, mit zappelnden Beinen und auf dem Rücken liegend, Schwachsinn stammelnd.
    Genau solche Schnepfen, die sich für was Besseres hielten, nur weil sie gut aussahen, hatte Alex gefressen. Nur hatte bislang keine der Schnepfen so gut ausgesehen wie diese hier, nicht mal annähernd, und er wusste, dass er mit ihr ins Bett wollte. Unbedingt. Bei keiner anderen war dieser Drang jemals so intensiv gewesen, und zugleich brodelte diese Abneigung in ihm, ja fast schon Abscheu, und kurz spürte er das Verlangen, sie zu schlagen. Sie zu Boden zu stoßen und von hinten zu nehmen, bis sie schrie.
    Verdammt, was war nur los mit ihm?
    »Blöde Pute«, brummte er und setzte sich widerstrebend wieder in Bewegung. Seine Blase drückte immer mehr, auch zwischen seinen Beinen drückte es, er musste hier einfach weg, bevor er irgendeinen Unsinn anstellte.
    »Was hast du gesagt?«, fragte eine Frau mit roten Stoppelhaaren, an der er sich eben vorbeidrängte. Vage kannte er sie, er hatte schon mal mit ihr gesprochen, sie war öfter hier und lächelte jetzt. »Ich hab nichts verstanden, ist zu laut.«
    »Ah, nichts«, stammelte er.
    »Was?«
    »Nichts! Ich habe nichts gesagt! Sorry.« Er zuckte mit den Schultern und deutete Richtung Toiletten.
    Ihr Lächeln erstarb, und Alex drängte sich an ihr vorbei zu den rosa und hellblau gestrichenen Türen.
    »... ein rattenscharfes Ding«, sagte einer der beiden schmalbrüstigen Männer, die das Klo gerade verließen, als er ankam.
    »Wenn ich nicht treu wäre, dann würde ich ihr

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