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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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wurde seine Erregung nicht los. Es war unglaublich schwierig, ihr nicht einfach die Hand aufs Knie zu legen oder sie zu küssen. Zum ersten Mal verstand er die Formulierung, von jemandem völlig in Bann geschlagen zu sein. Nichts außer ihr interessierte ihn mehr. Wenn sie ihm etwas erzählte, berührten ihn ihre Lippen fast, er spürte den Hauch ihrer Worte und wollte ihren Kopf packen und noch näher heranziehen. War das die oft beschworene Liebe auf den ersten Blick?
    Doch was hatte es dann mit dieser tiefen, instinktiven Abneigung auf sich, die er noch immer spürte, ganz tief drin?
    Als die Gläser fast leer waren, verschwand sie für eine Minute, und er blieb einfach sitzen und starrte ihr nach, wie sie in der Menge untertauchte. Selbst wenn sie sich an jemandem vorbeidrängte, tat sie es mit Anmut und scheinbar wippenden Hüften.
    Ein Junge mit kurzem schwarzem Haar gaffte ihn neidisch an, der Barkeeper nickte anerkennend, in der Nähe stritten zwei Pärchen. Alex grinste dämlich und fragte sich, wie er Danielle nur fragen konnte, ob sie mit zu ihm käme, oder ob er mit zu ihr ...
    Sie war nicht nur schöner, sondern überhaupt anders als alle Frauen, die er bisher getroffen hatte, auch wenn er den Grund dafür nicht richtig fassen konnte. Sie verunsicherte ihn, obwohl sie ihn nicht ein einziges Mal mit dem befürchteten Käferblick angesehen hatte. Und er konnte hundertmal an Jagd denken, daran, sie zu zähmen, bislang blieb er im Gespräch passiv, ließ sich von ihr leiten. Nur manchmal wollte etwas in ihm ausbrechen. Vielleicht der Höhlenmensch, der in jedem Mann schlummerte, wie Mela immer behauptete, doch es war anders.
    Es war, als wäre die Leere vorhin wirklich aufgebrochen, als hätte sich in ihm etwas verändert. Er dachte an den toten schwarzen Vogel, der hungrig auf die Fütterung wartete.
    Sollte er erst einmal vorsichtig nach ihrer Telefonnummer fragen? Oder ganz unverbindlich, ob sie sich wiedersehen könnten, irgendwann? Dabei wollte er sie jetzt. Jetzt! Er war schon halb wahnsinnig vor Erregung, aber er wollte es auf keinen Fall versauen. Wenn er diese Frau doch noch vergraulte, dann würde er beim nächsten Mal tatsächlich von der Brücke springen.
    Erst mal würde er natürlich fragen, ob sie noch was trinken mochte, die Nacht war schließlich noch jung.
    »Nein danke«, sagte sie, als sie zurück war. Sie hatte ihre Lippen frisch nachgezogen, mit diesem fürchterlichen rosa Wet-look, aber Alex konnte an nichts anderes denken, als von ihnen geküsst zu werden, überall. Er hatte jede Kontrolle über seine Gedanken verloren, seine Augen mussten brennen, während er sie ansah. Er sog ihren Duft nach Gewitter und schwerer exotischer Süße förmlich ein. Er wollte, er musste, er ...
    »Ich würde jetzt gern austrinken und gehen«, sagte sie.
    »Gehen?«, echote er und vergaß, den Mund wieder zu schließen. Das konnte sie ihm doch nicht antun! Ihn jetzt einfach so sitzen lassen.
    »Oder willst du noch bleiben?«, fragte sie.
    »Ähm, ich ...«Er zuckte mit den Schultern. Wieso er? Was hatte das mit ... ?
    »Ich dachte, wir gehen noch wohin, wo die Musik leiser ist und weniger Leute sind.«
    Wir? Sie hatte wir gesagt!
    »Okay!« Mit einem Lachen stürzte er seinen Drink in einem Zug runter. »Gehen wir.«
    »Da hat es einer aber eilig.« Sie zwinkerte ihm zu und sog ganz langsam an ihrem letzten Rest Cocktail, setzte ihn wieder ab und ließ Alex zappeln. Dann leerte auch sie das Glas. Alex zahlte und gab ordentlich Trinkgeld.
    Er half ihr in die dünne, auf Taille geschnittene Lederjacke, die ebenfalls weiß war, und flüsterte ihr ins Ohr, so dass seine Lippen sie berührten: »Wie viel weniger Leute sollen es denn sein?«
    »Sehr viel weniger.« Sie sah ihn mit Raubtieraugen über die Schulter hinweg an und lächelte. »Ich hoffe, du wohnst nicht in einer WG?«
    »Nein. Dafür bin ich zu sehr Einzelgänger.« Alex nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Gilgamesch, ohne sich von seinen Freunden zu verabschieden. Morgen würde er sich melden oder irgendwann, sie würden das verstehen. Wenn nicht, waren es keine Freunde.
    Als er die Wohnungstür hinter sich schloss, kam er nicht mehr dazu, Danielle Kaffee oder sonst etwas anzubieten. Selbstverständlich wollte er selbst weder Kaffee noch sonst etwas, aber er dachte, das gehöre sich so. Doch Danielle drückte ihn einfach gegen die Tür und küsste ihn.
    Er ließ den Schlüssel fallen, packte den Kragen ihrer Jacke und zog sie fester

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