Geboren in der Hölle
der Mund bewegte sich leicht zuckend.
»Pa…?« Johnny starrte seinen Vater an.
»Ja, Junge. Es ist okay. Ich bin da. Komm her!« Bills Stimme zitterte.
Er wußte genau, daß der Kampf noch nicht gewonnen war. Jetzt mußte er die Nerven behalten. Mit der Pistole zielte er auf Cigam, mit der freien Hand winkte er Johnny zu.
Johnny wäre gern ins Freie gerannt, aber er durfte nichts überstürzen. Vor allen Dingen durfte er seinem Vater nicht in die Schußlinie laufen, denn eine derartige Chance würde sich jemand wie Cigam nicht entgehen lassen.
Er bewegte sich nach rechts. Seine Sinne waren ebenso zum Zerreißen gespannt wie die seines Vaters. Er wollte den zweiten Schritt gehen, als er Cord sprechen hörte.
»Du glaubst doch nicht, daß ihr uns entkommt!«
»Halt dein Maul, Cord!« warnte Bill.
»Wollen Sie schießen, Conolly?«
»Ja!«
Cluny lachte nur amüsiert. Ansonsten tat er nichts, aber seine Augen schauten hellwach.
Bill wandte sich wieder an seinen Sohn. »Komm zu mir, Johnny. Komm bitte langsam. Denk daran, daß wir es schaffen. Wir haben schon vieles geschafft, und wir bringen auch das noch hinter uns, das kann ich dir versprechen.«
Die Lage hatte sich nicht verändert. Sie spitzte sich trotzdem zu. Das spürte Bill genau. Bisher war einfach alles zu glatt abgelaufen. Er glaubte nicht daran, daß die Befreiung seines Sohnes so einfach sein würde. Schließlich hieß der Gegner Cigam.
Bill sah ihn in all seiner maskenhaften und verschobenen Häßlichkeit. Der Teufel persönlich hatte durch ihn ein Werk schaffen wollen, doch es war ihm nicht gelungen, es zu vollenden.
Johnny mußte noch zwei Schritte gehen, um in die Nähe seines Vaters zu gelangen. Bill hatte sich breitbeinig hingestellt. Er hielt die Waffe jetzt mit beiden Händen fest und zielte einzig und allein auf die Höllengeburt. Cord Cluny hielt er am Rande im Blick. Er kam ihm nicht so wichtig vor.
Cigam bewegte sich.
Er hob seinen rechten Arm an, als wäre überhaupt nichts da, was ihn störte. Die Finger legte er um eine bestimmte Stelle in der Mitte des Stahlseils.
»Laß es!« schrie Bill.
Cigam kümmerte sich nicht darum. Er bewies, wie kräftig er war, und zog das straff gespannte Stahlseil zu sich heran. Er wollte es dehnen wie ein Gummi.
»Beeil dich, Johnny!« schrie Bill, und dann schoß er.
Die Kugel war sehr hoch angesetzt, und sie hämmerte in das schiefe Gesicht des Cigam hinein. Bill hörte den harten Aufschlag nicht, weil das Schußecho alles übertönte, aber er bekam mit, daß die Kugel abprallte. Sie war nicht in den verdammten Schädel eingedrungen. Der Querschläger blieb irgendwo in der Wand stecken. Gleichzeitig ging Cigam einen kleinen Schritt zurück und zog das Seil dabei noch dichter zu sich heran.
»Johnny, jetzt!«
Es war die letzte Chance, zu entkommen. Zumindest vorläufig. Johnny wußte auch, was er tun mußte. Er hatte sich sicherheitshalber geduckt, um dem Stahlseil zu entgehen, das Cigam in diesem Moment losließ. Er sprang nach vom. Es war schnell wie eine Peitsche, sirrte durch die Luft und über Johnnys Kopf hinweg.
Aber nicht an Bill vorbei.
Er kam nicht mehr rechtzeitig genug weg. Er hatte sich noch gedreht, als das Seil auf ihn zugerast war, aber das Ding hämmerte mit einer wahnsinnigen Wucht gegen seine Schulter und erwischte auch noch einen Teil des Rückens.
Bill flog nach vom und über die Schwelle hinweg. Beinahe wäre er ins Wasser gefallen. Er kam erst dicht am Rand der Plattform zur Ruhe. Bill lag auf dem Rücken und hatte den Mund weit geöffnet. Er spürte die Schmerzen und fühlte sich trotzdem wie betäubt. Den Rücken schien es nicht mehr zu geben. Er war auch nicht in der Lage, die Beretta zu halten. Sie war ihm aus der Hand gerutscht und lag jetzt dicht neben ihm.
Sein Geist arbeitete noch klar. Er dachte an seinen Sohn und drehte im Liegen den Kopf.
»G… geh… lauf weg, Johnny…« Seine Worte waren kaum zu verstehen. Außerdem hätte es Johnny nicht gekonnt, denn Cigam war bei ihm. Der Junge hockte noch auf dem Boden. Neben ihm stand Cigam. Er hatte sich gebückt und den Arm ausgestreckt. In seinem Gesicht neben der Nase zeigten sich Splitter. Dort hatte ihn die Kugel erwischt. Die Klaue erwischte Johnny. Sie zerrte ihn hoch, als hätte der Junge kein Gewicht. Er wurde auf die Füße gestellt und im Nacken festgehalten.
Bill konnte sich noch immer nicht bewegen. Sein Rücken schmerzte jetzt, und jeder Atemzug tat ihm weh. Er hatte alles versucht und alles
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