Geborgen in den Armen des Scheichs
unhöflich gewesen. Außerdem konnte ein bisschen Distanz zu Rose nicht schaden.
Unwillkürlich hatte er nach ihrer Hand gegriffen, als sie während des Starts vor Angst erstarrte. Das war ein Fehler gewesen. Es war auch ein Fehler, neben ihr zu sitzen, trotz des Ganges, der zwischen ihnen lag. Er hatte nur für ihre Sicherheit zu sorgen und nicht noch für ihr persönliches Wohlbefinden, wie Lucy meinte. Ganz und gar verheerend war es, sich Gedanken darüber zu machen, warum Rose ihn beeindruckte und seine männliche Fantasie anregte.
Erst jetzt fiel ihm ein, dass der Name des Piloten ihm bekannt vorkam. „Sagten Sie Jacobs. Mike Jacobs vielleicht?“
„Du sitzt wirklich in der Patsche, Lydia Young.“
Sie hatte keine Ahnung gehabt, auf was sie sich einließ, als sie Lady Rose zusagte, für sie einzuspringen. Sie hatten am Telefon alles abgeklopft und alle Eventualitäten durchgesprochen.
Bei jedem Schritt hatte Rose ihr die Möglichkeit gegeben, einen Rückzieher zu machen. Nun würde sie es gerne tun, doch dazu war es zu spät.
Außerdem fühlte sie sich Lady Rose gegenüber verpflichtet. Hatte sie es nicht ihr zu danken, dass ihre Mutter wieder Anteil am Leben nahm, dass sie nebenher Geld verdiente, um es ihr und sich leichter zu machen? Aber musste sie sich deshalb diesem Kalil al-Zaki aussetzen, gegen dessen Flirten und Verführungskünste ihr Rose keine Anweisungen hatte geben können, weil seine Begleitung nicht vorgesehen gewesen war?
„Du wirst jetzt nicht aufgeben, Lydia!“, sagte sie laut. „Du stehst das durch. Du bist gefeit. Vergessen?“
Einmal wäre sie fast den Verführungskünsten eines sehr gut aussehenden Schauspielers erlegen, der sich dafür hatte bezahlen lassen, um sie ins Bett zu locken. Sie schluckte. Damals war sie auch in dem Glauben gewesen, dem Märchenprinzen begegnet zu sein. Das war nun fast fünf Jahre her, und ihr lief immer noch ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn sie daran dachte.
Aufnahmen von der jungfräulichen Lady Rose im Bett mit einem Mann, damit hätten die Medien Millionen verdient.
Nicht nur Rose wäre zu Schaden gekommen, sondern auch sie selbst. Niemand hätte ihr abgenommen, dass sie übertölpelt worden war.
Sehnsüchtig schaute sie das Bett an. Am liebsten wäre sie unter die Laken gekrochen und hätte die nächsten acht Stunden durchgeschlafen. Doch was half das? Die kommenden acht Tage konnte sie nicht im Bett verbringen.
Um sich abzulenken, öffnete sie den Kosmetikkoffer und die kleine Reisetasche, die bereitstanden.
In dem Koffer fand sie alles, was eine Frau brauchte. Eine wunderbare Haarbürste, erlesene Cremes, eine Auswahl an Parfüms. Sie öffnete eine Flasche, besprühte ihr Handgelenk und ließ sich von dem süßen Sommerduft betören, dem eine dunkle, Sehnsucht auslösende Note unterlag. Unwillkürlich musste sie an Kal al-Zakis Augen denken und stellte die Flasche schnell zurück.
In der Tasche fand sie obenauf in Wildlederbeutel verpackte Schachteln, in denen der Schmuck lag, den Lady Rose trug, wenn sie keine offiziellen Verpflichtungen hatte. Darunter fand sie eine zarte champagnerfarbene Seidenbluse, weit geschnittene Hosen aus dunklem Leinen, eine bequeme Kaschmirjacke und ein Paar weiche Lederpantoffeln in der richtigen Größe.
Rose hatte sogar an Bücher als Lektüre für den langen Flug gedacht. Sie hatte ja nicht gewusst, dass ihre Doppelgängerin in Begleitung fliegen würde.
Doch war es nicht an ihr zu entscheiden, ob sie lieber las oder nicht? Prinzessin Lucy hatte versprochen, dass Kal sie nicht stören würde, wenn sie sich zurückziehen wollte.
So, wie Kalil aussah, wie er lächelte und sprach, konnte man auf die Idee kommen, dass Prinzessin Lucy für ihre Freundin eine kleine Urlaubsromanze geplant hatte.
Das war natürlich eine absurde Vorstellung.
Nicht, weil Rose keine Romanze verdiente. Niemand verdiente ein bisschen Freude am Leben mehr als sie. Doch jeder, der sie kannte, wusste, wie undenkbar eine flüchtige Affäre für sie war.
Lydia setzte sich auf die Bettkante und zog die Nadel aus ihrem Hut. Was hatte Prinzessin Lucy ihrer Freundin geraten? Sie sollte keine Gedanken an Rupert verschwenden.
Darin stimmte sie der Prinzessin voll und ganz zu. Roses Großvater, die Zeitungen, ja die ganze Bevölkerung mochten diese Verbindung begrüßen und sich auf eine Verlobung freuen. Doch sie hatte die beiden zusammen gesehen. Zwischen ihnen stimmte die Chemie einfach nicht, sie fanden keinen Draht
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