Geborgen in den Armen des Scheichs
mussten.
Doch Roses Stocken hatte noch auf etwas anderes hingedeutet. Er wusste allerdings nicht, auf was.
„Sie haben sich also informiert.“
„Das musste ich nicht. Das erzählen mir die Menschen von sich aus“, sagte sie spitz.
Damit war das Gespräch für sie beendet. Sie griff wieder zu ihrem Buch.
„Da ist noch etwas …“
Sie schaute wieder auf und wartete.
„Lucy hat Ihnen doch gewiss erzählt, dass wir nach Bab el Sama mit dem Hubschrauber weiterfliegen, aber …“
„Mit einem Hubschrauber?“
Das hörte sich fast wie ein Krächzen an.
„Aber es ist kein Problem, ein anderes Transportmittel zu organisieren“, sagte er.
Lydia hatte ihr Bestes gegeben, um gelassen zu wirken. Sie hatte nicht vom Buch aufgeschaut, als er ihr gegenüber Platz genommen hatte, die langen Beine ausstreckte und die Füße übereinander legte. Als er sein Jackett auszog, die Krawatte lockerte und den obersten Knopf öffnete.
Was um Himmels willen machte die Kehle dieses Mannes so attraktiv?
Sie schluckte.
Was war nur mit ihr los? Das Flirten, das Spiel mit Worten beherrschte sie doch. Wenn ihr Kopf funktionierte, brachte sie es darin sogar zur Meisterschaft.
Sie musste sich besser konzentrieren, sich an den Plan halten, sprechen, wenn sie sprechen musste, die Antwort knapp halten und sich nicht verplappern. Das mit der Arbeit hätte ihr nicht herausrutschen dürfen. Es war gerade noch mal gut gegangen.
Lady Rose gilt als charmant, doch reserviert, ermahnte sie sich.
Reserviert. Das durfte sie nie vergessen.
Das Krächzen wegen des Helikopters war weitaus schlimmer. Gut möglich, dass Rose ständig einen Hubschrauber benutzte, um ihren zahlreichen Verpflichtungen nachkommen zu können. Sie hatte vergessen, sie danach zu fragen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie auf ihre Enttarnung als Schwindlerin wartete, räusperte Kalil sich.
„Also?“
„Also?“, wiederholte sie heiser.
„Wie stehen Sie dazu?“
„Oh.“ Er hatte also darauf gewartet, dass sie sich zwischen einer surrenden Straßenlimousine mit bequemen Lederpolstern und einem ohrenbetäubend knatternden Luftungeheuer entschied. Ihr Selbsterhaltungstrieb empfahl das Transportmittel auf vier Rädern.
„Mit dem Hubschrauber kann ich leben“, sagte sie.
Dafür erntete sie ein breites Lächeln, als wüsste er, was sie diese Antwort gekostete hatte.
„Das macht vieles einfacher“, sagte er und sah sie jungenhaft grinsend an. „Aber wenn ich Angst bekomme, halten Sie doch meine Hand, nicht wahr?“
Da vergaß sie ihre Vorsätze und brach in lautes Lachen aus. Doch als er nicht mit einstimmte, kam ihr der Verdacht, die ganze Unterhaltung sei auf seine Frage hinausgelaufen, und das Lachen blieb ihr im Halse stecken.
„Sie fürchten sich vor gar nichts“, sagte sie ernüchtert.
„Jeder fürchtet sich vor etwas, Rose.“ Er erhob sich. „Ich werde Sie jetzt ungestört lesen lassen. Wenn Sie mich brauchen, ich bin im Büro.“
So etwas gab es hier?
„Bitte, ich möchte Sie nicht von der Arbeit abhalten.“
„Arbeit?“
Er sagte es so leichthin, als wäre ihm das Wort von allein nicht in den Sinn gekommen. Doch über sein Gesicht fiel ein Schatten. Ihre Bemerkung musste ziemlich undankbar geklungen haben. Wie taktlos von ihr! Schließlich gab dieser Mann seine Zeit her, damit sie schöne und sichere Ferien verlebte. Rose passierten nie solche Gedankenlosigkeiten. Wusste er das?
„In den kommenden sieben Tagen betrachte ich allein Ihr Wohlbefinden als Verpflichtung“, versicherte er. „Ich wollte mir nur die Wettervorhersage anschauen.“
Oh … Er glaubte also noch immer, dass sie Lady Rose war.
Als sie in seine spöttisch blickenden Augen sah, wünschte sie wieder, sie wäre es wirklich. Wenigstens für diese eine Woche.
Sobald er gegangen war, steckte sie die Nase ins Buch, musste aber alles doppelt lesen, um zu verstehen, weil sie sich nicht konzentrieren konnte. Viel zu früh kehrte Kalil al-Zaki wieder zurück. Auch mit einem Buch.
Als sie umblätterte, nutzte sie die Gelegenheit, einen heimlichen Blick auf den Titel zu werfen. Es war ein politischer Wälzer. Bei einem Mann, der sich nach eigener Aussage mit nichts ernsthaft beschäftigte und auch aussah wie ein Playboy, hatte sie so eine Lektüre nicht erwartet.
Nach einer Weile kam Atiya mit der Speisekarte und bot ihnen etwas zu trinken an. Beide nahmen sie Wasser und suchten sich etwas Einfaches zum Essen aus.
Außer den Fluggeräuschen blieb es nun ruhig
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