Geborgen in den Armen des Scheichs
zueinander.
Rose hatte darüber gescherzt, doch Lydia war die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht entgangen. Jeder, der sie wirklich mochte, musste sie davor bewahren wollen, in eine Ehe zu schlittern, nur weil so viele Menschen davon träumten.
Könnte Prinzessin Lucy hoffen, dass, wenn sie Rose und Kalil zusammenbrachte, die Funken fliegen würden? Zweifelsohne würde so eine Begegnung Rose gut tun.
Oder ist alles viel weniger kompliziert, als ich es vermute, überlegte Lydia.
Vertraute Lucy auf die unermüdlichen Paparazzi, die das Zusammensein der beiden natürlich ausschlachten und auf ihren Titelseiten ausbreiten würden?
Wen kümmerte es schon, was wirklich dahinterstand?
Der Plan der Prinzessin war wirklich genial, musste Lydia zugeben.
Doch Lucy hatte nicht bedacht, dass Rose ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nahm und in geliehenen Kleidern und einem geliehenen Auto das eigene Abenteuer suchte, in dem Wissen, dass niemand ihre Abwesenheit bemerkte. Während alle Welt versuchte, ihre Doppelgängerin nicht aus den Augen zu lassen, konnte Rose endlich einmal tun und lassen, was sie wollte. Lydia nahm sich vor, alles dazu beizutragen, dass es gelang.
Sie setzte den Hut ab, befreite sich von Schmuck, Schuhen und Kostüm. Dann zog sie die Nadeln aus ihrem Haar und streifte ihre Rolle ab, wie immer, wenn ein bezahlter Auftritt zu Ende war. Dabei war sie in Gedanken wieder bei Kalil. Wie er ihre Hand gehalten und gestreichelt hatte.
Als sich ihr Haar löste, stieß sie einen Fluch aus, den Rose wahrscheinlich nicht einmal kannte. Die Frisur hatte sie viel Zeit gekostet, da sie nicht wie Rose über eine Zofe verfügte, die ihr das Haar aufsteckte. Und nun hatte sie sie gedankenlos zerstört.
Das hatte sie nun von ihren Träumereien.
Während sie die Nadeln einsammelte, fiel ihr ein, dass Rose nicht zwangsläufig immer die komplizierte Hochsteckfrisur trug, mit der man sie kannte. Hinter verschlossenen Türen, am Ende des Tages oder während eines achtstündigen Flugs trug sie es wahrscheinlich offen.
Schließlich war sie ja jetzt offiziell auf einer Urlaubsreise, und niemand sah sie.
Außer Kalil natürlich.
Und plötzlich fiel ihr ein, wie sie ihr Problem lösen konnte.
Statt sich in den kommenden Tagen den Kopf zu zerbrechen, wie Lady Rose sich privat benahm, könnte sie aufhören eine Rolle zu spielen, denn niemand kannte die private Rose. Sie würde einfach sie selbst sein. Hatte sie mit schlagfertigen Bemerkungen Kalil gegenüber nicht schon damit angefangen?
Auf diese Weise würde sie auch sein Flirten abwehren. Schon als Mädchen hatte sie sich der Jungen erwehrt. Und später der Männer. Alle sahen die jungfräuliche Lady in ihr und wollten ihr entweder zu Füßen liegen oder sie ins Bett bekommen. Sie hatte gelernt, sie sich auf Armeslänge vom Leib zu halten. Nur den Schauspieler hatte sie dichter herangelassen, weil er sein Spiel überzeugend und mit viel Geduld gespielt hatte.
Kal, auch wenn er besser als alle anderen aussah, war schließlich auch nur ein Mann, der versuchte, mit Lady Rose zu flirten. Das durfte sie nie vergessen.
Entschlossen griff sie zur Haarbürste, dann machte sie sich frisch und zog sich um.
Wie würde er sich verhalten? Sie verehren oder vernaschen?
Gute Frage. Sie legte eine einfache Goldkette und Ohrringe an, bevor sie sich im Spiegel begutachtete.
Das war nicht Lydia Young. Aber es war auch nicht Lady Rose, obwohl doch schon eher. Zumindest für jemanden, der ihr noch nie persönlich begegnet war.
Dann griff sie nach einem Buch, wandte sich zur Tür und atmete tief durch, bevor sie wieder den Passagierraum betrat.
Während ihrer Abwesenheit waren die Sitze verstellt worden, sodass man sich hier wie in einem gemütlichen Wohnzimmer fühlen konnte.
Doch es war leer. Lydia war enttäuscht.
3. KAPITEL
Bald erschien die Stewardess, legte ein Tuch über den Tisch, servierte Tee in einer schweren Silberkanne und Sandwiches, Gebäck und Kekse auf silbernen Tellern.
„Ist das alles für mich?“, fragte Lydia, als Atiya ihr eingoss. Kal hatte sich noch immer nicht blicken lassen.
Seine Abwesenheit empfand sie als Affront gegen Lady Rose. Sollte er zu ihrer Sicherheit nicht da sein?
„Kapitän Jacobs hat Mr. al-Zaki ins Cockpit eingeladen“, sagte die Stewardess. „Die beiden kennen sich von früher. Sie haben gemeinsam die Grundausbildung absolviert.“
„Grundausbildung?“ Lydia schüttelte den Kopf. „Heißt das, er ist Pilot?“ War das ein
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