Gebrauchsanweisung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostseebäder
Schlüsselanhänger. Ich hatte ihn seinerzeit von ihrem Schlüsselbund abgemacht, weil ich diesen großen dicken Kopf-Anhänger in keine Hosentasche bekommen hätte, als ich ihren Schlüssel aufbewahren sollte. Als Wismarerin wird sie den Kopf, ungeachtet seiner Größe, mit Stolz in jeder Tasche getragen haben, aber ihren Schlüssel bekam sie damals blank zurück, und ich besitze diesen Kopf, der mich dann und wann vorwurfsvoll ansieht. Dieser und ein zweiter Kopf bilden das Wahrzeichen der Stadt Wismar. Es handelt sich um zwei Schwedenköpfe mit barock bunter Bemalung, zwei fesche Herrenköpfe mit schwarzem Schnauzer und schwarzem Haar unter einem ganz merkwürdigen braunen Hut. Schauen Sie genau hin, was die Herren auf dem Kopf tragen, wenn Sie die beiden im Hafen vor dem Alten Baumhaus besuchen. Die Herkunft und die Bedeutung der Köpfe sind nicht sicher nachzuweisen. Wahrscheinlich gehörten sie damals zum üblichen Heckschmuck eines Segelschiffes und wurden Anfang des 19. Jahrhunderts zur Erinnerung an die Schwedenzeit aufgesetzt. Bald dreihundert Jahre dauerte die Schwedenherrschaft in Wismar. 1803 wurde die Stadt von Schweden an das Herzogtum Mecklenburg verpfändet. Erst ein ganzes Jahrhundert später verzichtete die schwedische Krone auf Einlösung des Pfandes, und Wismar wurde Mecklenburg angegliedert. Daher sind wir Meck-Pommer auch nicht nur Fischköppe, sondern tragen ohnedies den Beinamen Südschwede. Wenn Sie einen Einheimischen mit Na, alter Südschwede , anstatt mit Na, oller Fischkopp ansprechen, macht das sicherlich was her.
Wismar, Hafenstadt und Hansestadt – das Übliche in Mecklenburg-Vorpommern mag man denken, doch bekommt die Schwester Stralsunds eine nicht uninteressante Note, wenn man weiß, dass Friedrich Wilhelm Murnau diese Stadt als Kulisse seines Horrorfilms Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens wählte. Etliche Szenen des Klassikers aus dem Jahr 1922 wurden hier gedreht (mittlerweile ist die Gruselkulisse in der
ZDF
-Serie Soko Wismar zu bewundern, wobei das Gruselige daran heute nicht mehr die Kulisse ist).
Was ist denn an Wismar so gruselig, fragen Sie? Auf den ersten Blick überhaupt nichts, im Gegenteil, eine hübsche Stadt ist das, Weltkulturerbe der
UNESCO
sogar, große Werft, riesengroße Werft, modernstes Holzverarbeitungszentrum, älteste Windmühle und super Kaffee vom Nicaraguaner Javier Román ( Cafeshop Especial ). Es gibt schöne Gebäude und nette Cafés, wie man so sagt. Jenseits der sechswöchigen Touristenhochzeit kann man ab 20 Uhr wunderbare Lochkamerafotos mit einer Spiegelreflex und Schwarz-Weiß-Film machen. Die Straßen sind dann so schön leer wie in den meisten Städten Mecklenburg-Vorpommerns, dass ihnen kein Mensch vor die Linse laufen wird. Das ist gemein , beschwert sich meine Mutter über meinen Lochkamerascherz, und dann denken wir beide stumm an die Stralsunder Fußgängerzone im Herbst, Winter und Frühjahr, und dann wissen wir: Lustig ist das eigentlich nicht.
Zurück zu Wismar. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was an Wismar gruselig sein soll, auch nicht auf den zweiten Blick. Ich mag die Stadt sehr. Ich mag den ständig von Seilen, Segelmasten und Kränen durchzogenen Blick. Aber am meisten mag ich, wenn der Weihnachtsmann nach Wismar kommt. Der kommt nämlich nicht auf dem Schlitten oder rutscht durch den Schornstein. Er kommt direkt vom Segelschiff, denn sein Weg aus dem kalten verschneiten Norden endet im Wismarer Alten Hafen. Jedes Jahr zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes wird er von den Wismarern und seinen Gästen dort empfangen. Schön auch, dass sich hier der bärtige Mann nicht nur mit Mutzen und Lebkuchen den Bauch füllen muss, sondern auch einen anständigen Rollmops bekommt.
Hinweis : Nichts fasst so treffend die Sehenswürdigkeiten und die Größe der Stadt Wismar zusammen wie folgende Entfernungsangaben auf der Website des Hotels Zum Alten Braugasthaus .
Entfernungen zum Hotel Altes Brauhaus :
Marktplatz ca. 5 Min. zu Fuß
Alter Hafen ca. 5 Min. zu Fuß
St.-Georgen-Kirche ca. 2 Min. zu Fuß
Heilig-Geist-Kirche ca. 1 Min. zu Fuß
Aker Werft ca. 15 Min. zu Fuß
Fußgängerzone ca. 4 Min. zu Fuß
Schabbellhaus ca. 10 Min. zu Fuß
Tipp : Wenn Ihnen die Aker Weft zu weit entfernt ist, nehmen Sie ein Taxi. Taxi: ca. 2,5 Minuten.
Stralsund
Ach, da bin ich schon mal durchgefahren , ist ein Satz, den jeder Stralsunder mindestens so oft gehört hat wie die Schwerter nahe Dortmund oder die Fehrbelliner bei
Weitere Kostenlose Bücher