Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
hatten sie ihn nicht in ihr Spiel eingeweiht.
    »Er wollte, daß Ihr Kind einen Vater hat und daß Sie alle ein anständiges Zuhause haben würden, nicht wahr?« Burtons Frage hörte sich wie eine Zusammenfassung an.
    »Mhm.«
    Camden Lakewood beugte sich zu uns herüber. »Ich werde jetzt Logan in den Zeugenstand rufen müssen«, flüsterte er,
    »damit er seine Darstellung von dem Ganzen bringen kann.«
    »Ich verstehe«, sagte Logan. »Es tut mir so leid, Heaven. Es tut mir wirklich leid.«
    »Ich weiß. Wir werden jetzt tun, was getan werden muß, dann geht es schnell vorüber«, sagte ich.
    »Mrs. Wilcox«, fuhr Wendell Burton fort und lächelte breit,
    »hier sind heute einige sehr häßliche Anschuldigungen gegen Sie gemacht worden. Ich denke, es ist nur fair, wenn Sie jetzt einmal alles aus Ihrer Sicht darstellen. Wie waren Sie in das Haus von Reverend Wise gekommen?«
    »Mein Vater hatte uns verkauft… für fünfhundert Dollar pro Stück. Der Reverend hat mich gekauft.«
    »Er hat Sie also wie eine Sklavin für fünfhundert Dollar gekauft?« fragte Wendell Burton. Seine Augen weiteten sich entsetzt, während er auf die Zuhörer blickte. »Der Mann, der Sie als Werkzeug des Teufels bezeichnete?«
    »Ja, das hat er getan.«
    »Und würden Sie dem Gericht vielleicht kurz erzählen, wie das Leben bei dem Reverend für Sie war?«
    »Am Anfang war es schön. Sie kauften mir neue Sachen, und der Reverend erzählte immer von der Bibel und so. Aber dann wurde er plötzlich merkwürdig.«
    »Merkwürdig? Was meinen Sie damit, Mrs. Wilcox?«
    »Nachts, wenn seine Frau eingeschlafen war, kam er in mein Zimmer. Er redete mit mir und streichelte mein Haar, und dann begann er auch, mich an anderen Stellen zu streicheln.«
    »Ich verstehe. Und wie alt waren Sie zu der Zeit?«
    »Ungefähr vierzehn.«
    »Ungefähr vierzehn. Wir wollen jetzt nicht in die Details gehen… Jedenfalls wurden Sie von ihm schwanger; war es so?«
    »Ja, das stimmt. Aber ich bin nicht in sein Zimmer gegangen und habe mich nackt neben ihn gelegt, wie er behauptet hat.
    Ich wollte kein Kind. Ich war jung und hatte Angst, und es gab niemanden, der mir geholfen hätte. Niemand, mit dem ich hätte reden können. Als er mir dann sagte, er würde mir zehntausend Dollar für das Kind geben, habe ich natürlich zugestimmt.
    Später wollte ich aber mein Kind wiederhaben.«
    »Oh? Sie wollten Ihr Kind wiederhaben? Erzählen Sie uns davon«, sagte Burton und wippte auf seinen Fersen hin und her.
    »Meine reiche Schwester besuchte mich einmal in Nashville.
    Ich flehte sie damals an, mir mein Kind zurückzukaufen; sie sollte dem Reverend das Doppelte dafür zahlen. Für sie wäre das eine Kleinigkeit gewesen. Sie hätten sehen sollen, wieviel Geld sie in ihrer Tasche mit sich herumtrug.«
    »Und? War sie einverstanden?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie wollte nicht, daß ich Mutter wurde und ein Kind hatte. Sie wollte nichts mit mir zu tun haben.
    Manchmal schickte Sie mir Geld. Aber ich durfte sie nicht einmal besuchen, weil sie meinen Anblick ihren reichen Verwandten nicht zumuten konnte«, sagte Fanny und zog ein Taschentuch aus dem Ärmel, um ihre Tränen zu trocknen.
    »Ich verstehe. Und dann heirateten Sie Mr. Mallory, der sich um Sie kümmern wollte. Aber Sie sahen in dieser Ehe keine Zukunft.«
    »Nein, er war zu alt, wie ich schon gesagt habe.«
    »Also ließen Sie sich scheiden und kamen hierher zurück, wo Sie ein Heim gegründet und geheiratet haben?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Danke, Mrs. Wilcox. Diese Version hat sich doch sehr von der vorigen unterschieden. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    »Sie können den Zeugenstand jetzt verlassen, Mrs. Wilcox«, sagte der Richter, als Fanny sich nicht rührte.
    Sie blickte auf, und die Tränen rannen ihr über das Gesicht.
    Tatsächlich wirkte sie wie ein Opfer ihrer Umgebung. Einen Moment lang glaubte ich, daß sie wirklich eines war. Wie wir alle hatte sie die Entwürdigung erleben müssen, verkauft zu werden. Fanny hatte sich damals so verhalten, als sei sie darüber glücklich gewesen. Aber wahrscheinlich hatte sie Liebe und Fürsorge erwartet. Danach hatte sie sich ja immer gesehnt. Dann wurde sie vom Reverend vergewaltigt. Denn das hatte ich niemals bezweifelt. Danach hatte sie ein hartes Leben. Ich verstand, warum sie sich in Nashville so verhalten hatte, warum sie Mallory heiratete und sich später von ihm scheiden ließ. Vielleicht war ich zu egoistisch gewesen.
    Vielleicht hätte ich ihr das Kind

Weitere Kostenlose Bücher