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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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verschlug es mir die Sprache. Aber ich wußte, daß all die fröhlichen, glücklichen Augen der Kleinen auf mich gerichtet waren.
    »Ich danke euch, liebe Kinder«, sagte ich. »Ganz gleich, was ich noch an Geschenken bekomme, keines wird mir so teuer sein wie das von euch!«
    Und das war wahr.
    Die Zeit zwischen meinem letzten Arbeits- und meinem Hochzeitstag kam mir endlos vor. Minuten wirkten wie Stunden und Stunden wie Tage, weil ich es nicht abwarten konnte. Selbst die ganzen Planungen und Vorbereitungen ließen die Zeit nicht im Fluge vergehen, wie ich eigentlich gehofft hatte. Die Vorfreude steigerte meine Aufregung immer mehr. Logan verbrachte seine ganze Freizeit mit mir.
    Bald schon kamen die Zusagen auf unsere Einladungen. Ich hatte mit Tony Tatterton nicht mehr gesprochen seit dem Tag, an dem ich Farthinggale verlassen hatte. Es war der Tag gewesen, an dem ich erfuhr, daß Troy tot war. Einerseits konnte ich ihm nicht vergeben, was mit Troy geschehen war; andererseits hatte ich eine furchtbare Angst vor dem, was ich damals erfahren und was Troy in den Tod getrieben hatte. Ich wußte, ich würde nie mehr Troys Stimme hören können, ohne auch das vertraute Timbre meiner eigenen Stimme wahrzunehmen. Das, was ich über Tony und meine Mutter erfahren hatte, ließ mir noch immer, zwei Jahre danach, einen Schauer über den Rücken laufen. Ich hatte so lange mit der Lüge gelebt, daß ich von Pas Fleisch und Blut war. Pa, der mich zurückgewiesen hatte, wann immer ich mich an ihn wandte, nach dessen Liebe ich mich verzehrte. Und dann mußte ich herausfinden, daß Pa, wenn er mich ansah, den früheren Liebhaber meiner Mutter sah, ihren Stiefvater, meinen Vater, der auch mein Großvater war – Tony Tatterton.
    Dieses Wissen ängstigte mich bis ins Mark, nicht nur wegen der Falschheit und Geschmacklosigkeit, die dahintersteckte, sondern auch, weil es einiges aussagte über meine Anlagen.
    Ich traute mich nicht, es Logan zu sagen. Solche verachtenswerten Verhaltensweisen würden seine Hochachtung vor den Reichen, die die Welt regieren, erschüttern. Aber das war nicht alles. An jenem letzten Tag am Strand, nachdem Tony mir von Troys schrecklichem Tod erzählt hatte, sah er mich mit einem Blick an, der alle Trauer hinter sich ließ, einem Blick, der reines Verlangen ausdrückte, so daß ich wußte, ich mußte mich von ihm fernhalten. Das war der Grund, weshalb ich seine Anrufe nicht annahm, weshalb sich seine Briefe unbeantwortet auf meinem Schreibtisch stapelten. Deshalb war es Pa, den ich als meinen Brautführer haben wollte, und nicht Tony. Denn trotz allem, und obwohl ich jetzt wußte, daß Pa nicht mein richtiger Vater war, verlangte ich immer noch nach seiner Liebe. Von der Tonys hatte ich schon mehr als genug.
    Aber da ich nicht wollte, daß Logan von meiner beschämenden Herkunft erfuhr, hatte ich pflichtbewußt Tony zur Hochzeit eingeladen. Tony, der schlaue Fuchs, antwortete nicht mir, sondern Logan. Er erklärte, daß Großmutter Jillian so krank sei, daß er sie nicht allein lassen konnte. Aber er bestand darauf, daß wir nach Farthinggale kämen, wo er einen feinen Empfang für uns ausrichten würde. Logan war über diese Einladung so aufgeregt, daß er sofort versprach, wir würden vor unserer Hochzeitsreise nach Virginia für vier Tage nach Farthy kommen. Anschließend wollten wir in der Hütte leben, bis wir ein eigenes schönes Haus am Rande von Winnerow gebaut hatten.
    Aber nicht alle unsere Pläne fügten sich so gut ineinander.
    Am Morgen unserer Hochzeit klopfte es an die Tür meiner Hütte. Ich war die ganze Nacht wach gewesen, zu nervös und aufgeregt, um schlafen zu können. Noch im Nachthemd ging ich zur Tür, wo der Briefträger mit einem Eilbrief wartete.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Bitte hier unterschreiben.«
    Tatsächlich war es ein guter Morgen, nicht nur, weil es mein Hochzeitstag war. An dem strahlend blauen Sommerhimmel war keine Wolke zu sehen. Das war heute mein Tag. Gott hatte auf mich herabgelächelt und mir diesen schönen Tag geschenkt, alle Schatten fortgewischt und nur das Sonnenlicht gelassen. Mein Herz war voller Freude, ich hätte den Briefträger umarmen können.
    »Vielen Dank«, sagte er, als ich ihm die Unterschrift gab.
    Dann lächelte er und tippte an seinen Mützenrand. »Und ich wünsche Ihnen alles Gute. Ich weiß, daß Sie heute heiraten.«
    »Danke schön.« Meine Augen folgten ihm, als er zu seinem Jeep ging. Als er wendete und die Straße hinunterfuhr,

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