Gebrochene Versprechen
Marineoffizier, sprang Westy auf. »Guten Morgen, Sir!«, rief er und klang furchtbar gut gelaunt.
Allerdings würden die Sommersprossen auf Hannahs Nase wohl jeden Mann aufheitern.
»Guten Morgen.« Luther konnte nicht anders, als in ihre Richtung zu sehen. »Hallo.«
»Hi.« Sie beäugte ihn mit unverhohlenem Interesse, als wollte sie ihn mit dem getarnten Soldaten der vergangenen Nacht vergleichen.
»Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«, fragte er Westy, der immer noch stand.
»Ich hole uns was zu trinken.« Mit diesen Worten verschwand Westy und ließ Luther mit der Frau allein, die er in den Armen gehalten hatte, ohne auch nur zu ahnen, wie unglaublich heiß sie war. Entschlossen, ihrer Anziehungskraft zu widerstehen, setzte er sich auf den Stuhl neben ihr.
»Und, wie geht es Ihnen heute?«, erkundigte er sich und entdeckte einen Schnitt an ihrem Hals sowie mehrere Schrammen an ihren bloßen Armen.
»Mir geht’s gut«, antwortete sie. Ihre Stimme klang angenehm rauchig. »Meine Hände haben am meisten abbekommen.«
»Zeigen Sie mal.«
Sie hielt ihm zur Untersuchung die Handflächen hin.
Angesichts der Abschürfungen an ihren zart aussehenden Händen mit den langen, schlanken Fingern erschauerte er widerwillig. »Können Sie eine Faust machen?«, wollte er wissen.
Folgsam ballte sie die Fäuste. »Das wird wieder.« Als sie aufblickte, hatte er das Gefühl, sie könne bis in sein Innerstes schauen.
Für einen peinlich langen Moment war sein Kopf vollkommen leer. »Es war sehr tapfer von Ihnen, einen Fluchtversuch zu unternehmen«, sagte er dann. »Tut mir leid, wenn ich mich deshalb genervt angehört habe.«
»Das verstehe ich«, gab sie mit einem kleinen Lächeln zurück. »Sie wollten niemanden töten.«
Vielleicht besaß sie wirklich die Fähigkeit, in ihn hineinzusehen. »Zu beobachten, wie die auf Sie geschossen haben und Ihnen nicht helfen zu können, war beunruhigend«, erklärte er.
»Das kann ich mir vorstellen. Tut mir leid, dass es so ablief.«
»Schon okay.« Eigentlich war es das nicht. Aber als es darum gegangen war, ob sie selbst sterben würden oder diese Frau, hatte er die einzig richtige Wahl getroffen.
In dem Moment kam Westy zurück und verteilte drei schlanke Gläser mit einem purpurroten Saft. »Papaya, Ananas und Orange«, erläuterte er, als Luther ihn neugierig ansah. »Brauchen Sie mich noch, Sir?«
»Gleich, Chief. Setzen Sie sich und genießen Sie Ihren Saft. Wir müssen uns erst mal unterhalten.«
Während Westy sich hinsetzte, blickte Hannah Luther erwartungsvoll an.
»Miss Geary – «
»Hannah.«
»Hannah.« Er räusperte sich. »Das FBI hat uns nach Santiago geschickt, um Sie zu befreien.« Er wischte das Kondenswasser von seinem Glas ab. »Wir haben uns vor allem deshalb darauf eingelassen, weil wir an den Informationen interessiert sind, die Sie uns ursprünglich zukommen lassen wollten und ohne die Lieutenant Renault bis zum Hals in Schwierigkeiten steckt.«
Sie zog bekümmert die Augenbrauen zusammen. »Als ich das letzte Mal mit Ihrem Master Chief gesprochen habe, wollte Lieutenant Renault gerade zu einem Treffen mit Commander Lovitt. Dabei war mir gar nicht wohl.«
Luther musste ihre Sorge bestätigen. »Lovitt nahm ihn mit auf das Patrouillenboot und versprach, ihn wieder in den aktiven Dienst zu übernehmen.« Man hatte Jaguar aufgrund seiner Posttraumatischen Belastungsstörungen – bis auf Weiteres – beurlaubt. »Aber das war bloß ein Trick. Jaguar hat offenbar etwas mitbekommen, von dem Lovitt nicht will, dass er sich daran erinnert. Ihr Anruf hat ihm vermutlich das Leben gerettet.«
In ihren Augen lag Feuer. »Er wollte ihn umbringen!«, rief sie.
»Wir sind mit einem Helikopter losgeflogen, während Jaguar drei von Lovitts Männern in Schach gehalten hat. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, aber Sie werden nicht glauben, was dabei herausgekommen ist. Lovitt hat das NCIS davon überzeugt, dass Jaguar auf ihn geschossen, ihn am Arm getroffen und anschließend seine Crew verfolgt hat.«
»Sie machen Witze!«, schnaubte sie voller Entsetzen. »Was ist mit Ihrer Zeugenaussage?«
»Angeblich haben wir uns die aus den Fingern gesogen, um unseren Zugführer zu schützen. Das NCIS hat keinem von uns geglaubt.«
»Unfassbar!«
»Das finden wir auch«, nickte Luther, von ihrer Unterstützung ermutigt. »Um gegen die Anschuldigungen anzugehen, die gegen ihn erhoben werden, benötigt Jaguar jetzt jede Hilfe, die er kriegen kann.«
»Was wird
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