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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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war keine Zeit, darüber nachzudenken, was sie tun sollte. Sie glitt in den verlassenen Korridor, zog die Tür hinter sich zu, schob den Riegel vor und schloss den General somit ein.
    Dann lief sie los.
    Einen Flur entlang, der sich im nächsten Moment gabelte. Nachdem Hannah mehrere Gänge hinuntergerannt war, die in Wandnischen endeten, fand sie endlich die Treppe. Zu ihrer Bestürzung standen unten Wachen. Auf sie zu schießen würde zu viel Krawall machen. Sie checkte kurz ihre Munition. Das Magazin war ohnehin leer, die Waffe somit nutzlos.
    Also warf sie das Ding in den Treppenschacht und sorgte damit für Aufruhr. Ein Ruf und die Wachen stürmten in den zweiten Stock, doch da Hannah sich in eine Nische gedrückt hatte, liefen sie an ihr vorbei. Sie rannte vollkommen lautlos barfuß hinter ihnen die Stufen hinunter.
    Das Summen der Insekten übertönte ihren Spurt zu der außen liegenden Küche, aus der die Geräuschkulisse klappernder Kochtöpfe und laufenden Wassers drang. Als sie an der Küche vorbeihuschte, schrammte sie sich an der Sandsteinmauer den Ellbogen auf.
    Nicht so eilig .
    Es gab hier weitere Wachen, drei insgesamt, die an dem von Kletterpflanzen überwucherten Brunnen eine Zigarettenpause machten. Konnte sie sich darauf verlassen, dass sie mit ihrem verdreckten Hemd im Dunkeln nicht zu sehen sein würde?
    Sie blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. In dem Moment ertönte aus einem Fenster im zweiten Stock ein Schrei – aus ihrem Fenster, wie sie beim Hochschauen feststellte.
    » El general está muerto! «, rief eine Stimme. Der General ist tot!
    Und, sieh nur, die Frau ist weg.
    Jetzt würde hier alles gleich so hell erleuchtet sein wie die Mall von D.C. an Weihnachten. Das war’s dann wohl mit dem unbemerkten Abgang, den sie im Sinn gehabt hatte.
    Als die Soldaten ihre Zigaretten wegwarfen und nach ihren Gewehren griffen, sprintete Hannah zu einem eingestürzten Mauerstück. Kurz vor einem Suchscheinwerfer warf sie sich bäuchlings hin und robbte durch die Vegetation.
    Kaum dass sie sicher vorbei war, sprang sie mit schlotternden Knien wieder auf, doch da hörte sie auch schon den gefürchteten Lärm.
    » Allí está! « Die zwei verbliebenen Wachen hatten sie entdeckt.
    » Alto! Manos arriba! «
    Sie vergrößerte ihre Schritte, bei der plötzlichen Anstrengung zitterten ihre Oberschenkel. Um sie herum schlugen Kugeln in die Mauer ein, woraufhin sie noch schneller rannte. Binnen Sekunden erreichte sie die Stelle, an der sie hinüberklettern wollte, sprang hoch und versuchte den Mauerrand zu packen. Doch zu ihrem Entsetzen bröselten die Steine unter ihren Fingern und sie fiel auf ihre Füße zurück.
    Die Wachen rannten auf sie zu, hatten zum Glück aber keine Munition mehr. Wieder sprang sie und erwischte eine robuste Ranke. Halt suchend scharrte sie mit ihren bloßen Zehen, doch es war zwecklos. Vor Entsetzen waren ihre Arme wie gelähmt.
    Hannah quittierte schluchzend ihre Niederlage und rührte sich nicht mehr. Sie würden sie einfangen und sie wahrscheinlich exekutieren, weil sie ihren Anführer getötet hatte.
    Popp. Popp .
    Die unerwarteten Laute ließen sie über die Schulter spähen. Sie sah ihre Verfolger flach auf dem Rücken liegen. Tot.
    Verblüfft warf sie den Kopf herum. Irgendwer außerhalb des Geländes half ihr bei der Flucht!
    Plötzlich schoss eine Hand zwischen den Palmwedeln hervor, gefolgt von einem ganzen Arm und einer kräftigen Schulter. Sie machte ihren Retter am Weißen in seinen Augen aus und erkannte, dass er kaum einen Meter von ihr entfernt auf der Mauer lag. »Nehmen Sie meine Hand!«, befahl er brüsk.
    Freudentränen brannten in ihren Augen, als sie sie packte.
    Ein Amerikaner! Mit festem, sicherem Griff. Er schüttelte die Palmwedel ab und zog sie zu sich auf die Mauer. Obwohl sie nun direkt neben ihm saß, konnte sie ihn kaum erkennen, denn er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und hatte sich das Gesicht angemalt.
    »Hannah Geary?«, fragte er knapp. Es klang für sie, als sei er verärgert.
    »Ja, wer sind – «
    Doch er ließ sie nicht aussprechen, sondern half ihr schwungvoll in die Arme eines Wartenden auf der anderen Seite der Mauer. Anschließend sprang er neben sie in den Sand und hob sie hoch wie ein Feuerwehrmann. Hannah protestierte lautstark, als sie sich unerwartet ein Stück über dem Boden befand.
    »Still«, befahl der Kommandosoldat.
    »Ich kann selbst gehen!«
    »Können Sie auch im Dunkeln sehen?« Er bewegte sich rasch, was

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