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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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aufgeregten Schrei in der vergangenen Nacht, irgendwer sei tot. »Was ist passiert?«, fragte er und dachte, sie müsse Nerven aus Stahl haben, da sie hier sitzen und derart gelassen darüber sprechen konnte.
    Hannah verschränkte unwillkürlich die Arme vor der Brust. »Er kam in meine Zelle und ich konnte nur noch daran denken, aus der Tür zu verschwinden.« Sie zuckte mit den Achseln und für den Bruchteil einer Sekunde sah er das Entsetzen, dass sie empfunden hatte. »Ich habe Gegner und Ziel falsch eingeschätzt.«
    Luther sah zu Westy, der Hannah mit offenem Mund anstarrte. »Erinnern Sie mich daran, sie niemals wütend zu machen, Sir«, sagte er betroffen.
    Luther spürte, dass sein Nacken steif wurde. »Ich bin sicher, Sie haben getan, was Sie tun mussten«, sagte er tröstend. Als er daran dachte, wie sie sich letzte Nacht an ihn geklammert hatte, ging ihm auf, dass sie das Entsetzen noch nicht so gut verdaut hatte, wie es schien. Hannah war ohne Frage eine vielschichtige Persönlichkeit. »Sprechen wir über das Notizbuch«, schlug er vor. »Wissen Sie, was daraus geworden ist?«
    »Es war in meinem Wagen versteckt, als dieses Pärchen mich eingeholt hat.«
    »Glauben Sie, es ist immer noch in Ihrem Wagen?«
    »Wo auch immer mein Auto jetzt sein mag.«
    »In Quantico. Tanya Obradovic hat Ihren Ausweis benutzt, um auf den Stützpunkt zu gelangen und so die Behörden in die Irre zu führen.«
    Sie warf die Hände hoch. »Woher wusste das Individuum, wo ich hinwollte?«, fragte sie sich.
    »Vielleicht wurde Ihr Telefon abgehört«, vermutete Luther. »Vielleicht hat Lovitt ihn verständigt. Wo in Ihrem Auto hatten Sie das Notizbuch denn versteckt?«, fragte er beharrlich.
    »In einem Fach unter dem Armaturenbrett. Allerdings war das nicht die einzige Kopie. In meinem Büro liegt auch noch eine.«
    Wahnsinn . Luther fühlte, wie seine Spannung nachließ. Wenn alles gut ging, würden sie bald die nötigen Beweise haben, um Lovitts guten Ruf zu vernichten.
    Er lächelte sie anerkennend an. »Das hilft uns weiter«, sagte er dann. »Und so soll’s laufen: Valentino ist einverstanden, dass Sie eine Weile mit uns zusammenarbeiten, aber wir müssen Ihr Aussehen verändern. Ich weiß, das ist lästig, aber wie ich schon sagte, sind Sie Jaguars bester Zeuge.«
    »Es ist nicht lästig«, versicherte Hannah ihm und kniff ihre grünen Augen zusammen. »Nichts würde mir mehr behagen, als Ihren Commander ins Kittchen zu schicken. Vergessen Sie nicht, dass er meinen Kollegen umgebracht hat.«
    Ernest Forrester, der erste DIA-Beamte. Noch jemand, der Hannah nahegestanden hatte und sterben musste. »Ja, ich weiß«, sagte er. »Sind Sie sicher, dass Lovitt ihn getötet hat?«
    »Sagen Sie’s mir. Den Aufzeichnungen in seinem Notizbuch nach zu urteilen, stand Ernie kurz davor, Ihren Commander zu entlarven. Er starb bei einem Unfall mit Fahrerflucht, für den sich nie jemand verantwortlich erklärt hat.«
    »Gut. Dann müssen wir das Notizbuch finden«, meinte Luther und schloss Westy bei seiner Bemerkung mit ein. »Sind Sie bereit, Chief?«
    Westy sprang auf. »Ja, Sir.«
    »Gehen Sie bitte zum MAC-Terminal. Finden Sie raus, ob Valentino dafür gesorgt hat, dass Miss Geary an Bord gehen kann.«
    »Wird gemacht.« Westy salutierte zackig und verschwand.
    Hannahs kurzes Lächeln verursachte Luther Bauchkribbeln. Sie war wunderbar, tapfer und auf eine Weise brillant, die ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Ihr Mut erstaunte ihn. Andererseits unterschieden sich Hannah und die unkomplizierte Frau, die er einmal heiraten wollte, so sehr voneinander wie CIA und DIA. Deshalb wäre es dumm von ihm, der Anziehungskraft, die er zu ihr verspürte, nachzugeben. Hannah war eine Kameradin im Einsatz und alles darüber hinaus schlicht unmöglich.

3
    Über der Atlantikküste
    14 Uhr 22
    Luther spähte aus dem P-3C Orion ASW Patrouillenflugzeug und versuchte, das Fortkommen des Fliegers anhand der Küstenlinie zu bestimmen. Aus einer Höhe von vierzehntausend Fuß hatte sich die Küste deutlich von der glitzernden Fläche des Atlantiks abgehoben, doch dann waren sie in schlechtes Wetter geraten und sahen nun seit einer Stunde nichts als Wolken unter sich.
    Hannah schlief auf dem Sitz neben ihm. Während des Flugs war sie immer mehr in seine Richtung gerutscht und schließlich ganz gegen seine Schulter gesunken. Damit sie es bequemer hatte, kippte er vorsichtig ihre Sitzlehnen nach hinten und drückte die Armlehne zwischen ihnen herunter. Die

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