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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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wenn er am dringendsten gebraucht wurde. Luther hoffte, dass dem auch jetzt so war.
    Sebastian salutierte kurz und ließ sich neben Vinny auf die Bank fallen. »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er. Wegen seines wie immer ausdruckslosen Gesichts konnte man unmöglich vorhersagen, ob es sich um gute oder schlechte Nachrichten handelte. »Das FBI glaubt, Hannah Geary gefunden zu haben«, teilte er in einem Englisch mit, in dem ein leichter Akzent mitschwang. »Sie wollen, dass wir helfen, sie rauszuholen.«
    Die Männer wechselten kurz Blicke.
    »Rausholen? Also lebt sie noch?«, fragte Vinny erstaunt.
    »Ja, sie lebt«, bekräftigte Sebastian. »Wo sie ist, wollte man mir aber nicht verraten.«
    Luther hatte früher schon mit dem FBI zusammengearbeitet. »Wer leitet die Ermittlungen?«, wollte er wissen, weil er sich fragte, ob sie rein zufällig oder mit Vorbedacht um Hilfe gebeten wurden.
    »Einer ihrer Topleute. Special Agent Valentino.«
    Luther zog die Augenbrauen hoch. Valentino war eine Legende, seit er riesige Drogenkartelle gesprengt und zwei Unberührbare aus der italienischen Mafia dingfest gemacht hatte. Warum sollte er sich für das Verschwinden einer einzelnen Frau interessieren?
    »Ich bin dabei«, meldete sich der stets rastlose Westy. »Bis zu meinem nächsten Einsatz bleiben mir noch zwei Wochen.«
    »Ich begleite Sie, Chief«, sagte Luther. »Ich würde dem FBI gern einen Floh ins Ohr setzen, falls da nicht schon längst einer drinsitzt.«
    »Das sind die Kontaktinformationen, Sir.« Sebastian gab Luther ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
    »Hey, wenn wir Gearys Zeugenaussage kriegen, haben wir womöglich was in der Hand, um Jaguar reinzuwaschen«, folgerte Vinny.
    Luther rechnete fest damit. In seinem Kopf nahm eine Strategie Gestalt an. Er ließ sich einen Moment Zeit, um das Ganze zu durchdenken. »Okay, Leute, wir gehen folgendermaßen vor: Westy und ich spüren Geary auf und bringen sie hierher, damit sie für uns aussagen kann. Master Chief, Sie und Vinny müssen in die Wohnung des Executive Officer einbrechen und dort nach Beweisen dafür suchen, dass Miller sich nicht selbst umgebracht hat.«
    »Ich würde das lieber allein machen, Sir«, sagte der Master Chief leise. SEALs gingen stets zu zweit oder in kleinen Gruppen vor, niemals allein. Luther sah Sebastian fragend an.
    »Wir könnten uns alle vor Gericht verantworten müssen, wenn Jaguar verurteilt werden sollte«, erklärte dieser. »Da genügt es im Moment, wenn einer von uns die Grenzen überschreitet.«
    Da war etwas dran, und da Sebastian den höchsten Rang innehatte, den man als Matrose erreichen konnte, wäre schon ein Kongressbeschluss erforderlich, um ihm seine Pensionsansprüche zu streichen. »Sie haben recht«, nickte Luther und wandte seine Aufmerksamkeit Teddy zu. »Teddy, Sie und Vinny halten bei den Special Operations die Stellung, während Westy und ich im Einsatz sind.«
    »Jawohl, Sir«, brummten beide, fraglos enttäuscht, weil sie nicht aus dem Büro herauskamen.
    Ein Blitz erhellte die entschlossenen Gesichter der Männer, gefolgt von Donnergrollen über ihnen, und ein Regentropfen klatschte auf Luthers Wange. »Wir machen alle jeden Abend Meldung. Jaguars Verhandlung beginnt am Freitag. Ich möchte, dass Sie alle um null achthundert in Galauniform im Gerichtsgebäude aufschlagen. Noch Fragen?«
    Die Männer sahen einander an. »Nein, Sir.«
    »Machen wir Schluss für heute.« Nun, da sie einen Plan hatten, konnte Luther es nicht abwarten, die Kugel ins Rollen zu bringen. Er stand auf und überragte so seine Kameraden.
    Als der einzige anwesende Offizier fühlte er sich den Mitgliedern seines Teams ebenso verpflichtet wie Jaguar, der als Zugführer sein unmittelbarer Vorgesetzter war. »Jaguar wird für diese Sache nicht in den Bau gehen, Jungs«, versicherte er seinen Kameraden und sah mit festem Blick in die Runde. »Ich hole Sie um null vierhundert ab, Chief«, fügte er an Westy gerichtet hinzu, bevor er sich abwandte.
    »Gute Nacht, Sir«, riefen die Männer.
    Luther lief die Stufen zum Parkplatz hinunter. Als er in seinen Ford F150 sprang, ging der Regen erst richtig los. Die Scheibenwischer schwangen im höchsten Tempo hin und her, während er zu seinem in der Vorstadt gelegenen Mietshaus im Ranchstil fuhr. An kostspielige Bleiben war für Luther nicht zu denken, jedenfalls nicht mehr. Nach seinem Abschied von der NFL hatte er seinen privilegierten Lebensstil aufgeben müssen. Als er in seine Auffahrt bog,

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