Gedankenmörder (German Edition)
Personen.»
Steenhoff nickte. «Sobald ich mit den Akten durch bin, unterstütze ich dich. Ich bin mir sicher, dass unser Täter sich bestens im Krankenhaus auskennt. Er geht Risiken ein, was wir daran erkennen, dass er seine DNA zurücklässt. Aber er kalkuliert auch das Risiko, wie wir anhand der Geschichte mit den Autoschildern gesehen haben. Unwahrscheinlich, dass er ohne genaue Ortskenntnis und ohne zu wissen, wann die Pathologie besetzt ist, dort seine kranken Inszenierungen auslebt.»
Block nickte zustimmend und fügte hinzu: «Zumal wir wissen, dass er sich zuvor den Schlüssel beim Pförtner besorgt hat. Er kennt also die Abläufe und Gepflogenheiten.»
Dann berichtete er von seinen Ideen. Mehrere Kollegen wollten die Ermittlungen in der Nachbarschaft von Heiko Schneider übernehmen. Ein älterer Kollege sollte die versuchten Entführungen der vergangenen Jahre in Bremen überprüfen.
«Vielleicht sollten wir auch schauen, ob es irgendeinen Bezug zwischen den verschiedenen Tatorten und Tatzeiten gibt?», schlug Rüttger vor.
«Okay. Setz du dich mit den Fallanalytikern zusammen. Vielleicht können die so eine Art geographische Fallanalyse anfertigen», erwiderte Steenhoff zustimmend.
Nach der Besprechung vertiefte sich Steenhoff erneut einige Zeit in die Akten und fuhr dann zu Petersen ins Krankenhaus.
Es ging ihr deutlich besser. Sie saß in ihrem Bett und las in einem Buch, als er eintrat. Steenhoff merkte, dass sie sich freute, ihn zu sehen. Er hatte einen Blumenstrauß und eine Karte mit den guten Wünschen seiner Kollegen dabei.
«Ich hoffe, es ist kein Krimi. Du sollst dich doch erholen», sagte Steenhoff mit einem Blick auf das Buch, das sie beiseitegelegt hatte.
«Keine Angst. Krimis sind nichts für mich. Viel zu aufregend», antwortete Petersen scherzhaft.
«Aber das Buch ist absolut empfehlenswert. Ein Abriss über die Entstehungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland.»
«O weih», entfuhr es Steenhoff. «Vielleicht bringe ich dir nächstes Mal doch lieber meinen Lieblingskrimi aus Schweden mit.»
Sie plauderten fast eine Stunde miteinander.
Petersen erzählte, dass sie sich endlich mit ihrer Mutter ausgesprochen habe. Diese hatte, als sie am Telefon die Details über die Auseinandersetzung der Geschwister erfahren hatte, erst ungläubig alles zurückgewiesen und dann einen Nervenzusammenbruch erlitten.
Am Morgen war sie endlich am Krankenbett ihrer Tochter erschienen.
«Wir haben stundenlang geredet», sagte Navideh und sah trotz ihres geschundenen Gesichtes glücklich aus.
«Ich habe ihr auch von meiner Beziehung mit Vanessa erzählt. Ich bin das ewige Lügen und Legendenerfinden so leid.» Steenhoff nickte ihr aufmunternd zu.
«Stell dir vor, sie will den Kontakt zu meinem Bruder zwar nicht ganz abbrechen, aber sie will sich von ihm auszahlen lassen und nicht mehr mit ihm das Kunsthandwerk-Geschäft führen.»
«Das hört sich nach einer klaren Linie an», sagte Steenhoff.
«Wo ist Mahmud jetzt?», fragte Petersen unvermittelt. Und zum ersten Mal klang ihre Stimme wieder eine Spur ängstlich.
«Er ist wegen fehlender Fluchtgefahr aus der U-Haft entlassen. Aber er wird dich in Ruhe lassen, Navideh. Ich habe mit ihm gesprochen, und ich wette eins zu hundert, dass er es ist, der die größere Angst hat, dir noch einmal zu begegnen.»
Fragend sah ihn Petersen an.
«Die Details erzähle ich dir ein anderes Mal», meinte Steenhoff ausweichend.
Petersen wirkte nachdenklich.
«Okay», sagte sie schließlich widerstrebend. «Ich würde es gerne wissen. Aber ich nehme an, es gibt gute Gründe für deine Zurückhaltung.»
Steenhoff antwortete mit einem unverbindlichen Lächeln.
«Und was machen die Ermittlungen? Habt ihr schon einen neuen Ansatz?»
«Ach, damit möchte ich dich jetzt gar nicht belasten», blockte Steenhoff ab. Doch Petersen bestand darauf, auf dem Laufenden zu bleiben, sodass sie den Rest der Besuchszeit damit verbrachten, die Ereignisse der vergangenen Tage durchzusprechen.
Als er am frühen Abend nach Hause kam, war nur Marie da.
«Mama ist bei ihrer Freundin», sagte seine Tochter knapp.
Am nächsten Abend hatte Ira ein befreundetes Ehepaar zum Essen eingeladen, und an den darauffolgenden Abenden gab sie ihre Yogakurse.
Jeden Tag nahm sich Steenhoff erneut vor, Ira um ein Gespräch zu bitten. Und jedes Mal merkte er, wie er dankbar ihren vollen Terminplan hinnahm.
Er spürte, dass er Angst davor hatte, was Ira ihm auf seine Fragen antworten
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