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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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durchzuarbeiten.
     
    Da Ira und Marie sich jeweils hinter einem Stück Zeitung verschanzten, verabschiedete er sich nur kurz und ging zur Garage. Kaum saß er im Auto, stellte Steenhoff fest, dass er zwar seine Pistole dabei, aber sein Diensthandy auf dem Küchentisch vergessen hatte. Als er die Haustür aufschloss, hörte er, dass Ira und Marie in ein intensives Gespräch miteinander vertieft waren.
    «Du solltest unbedingt mit ihm sprechen, Mama. So kann das nicht weitergehen», hörte er Marie sagen. Steenhoff blieb im Flur stehen.
    «Ich weiß nicht, wie ich es ihm noch sagen soll. Ich habe das Gefühl, dass er das überhaupt nicht verstehen würde», erwiderte Ira. «Vielleicht solltest du es ihm ganz direkt sagen. So wie mir. Ich habe das ja auch verstanden und war nicht böse.»
    «Ja, aber du bist meine Tochter und nicht mein Ehemann», antwortete Ira ernst.
    Steenhoff spürte, wie in seinem Kopf die Gedanken zu rasen begannen. ‹Wovon sprach Ira? Was verstand er nicht, und was konnte so nicht weitergehen?›
    Geräuschvoll riss er die Haustür von innen auf. Sofort erstarb das Gespräch der beiden Frauen. Steenhoff bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, als er um die Ecke in das Esszimmer bog.
    «Nicht erschrecken, ich bin’s. Ich hab mein Handy auf dem Tisch liegen lassen.»
    Seine Tochter und seine Frau schauten überrascht hinter ihren Zeitungen hervor.
    «Ach, gut dass du das rechtzeitig bemerkt hast», sagte Ira und lächelte ihn an. Vor wenigen Minuten hätte er sich noch über diese kleine Geste gefreut. Jetzt kam sie ihm falsch vor. Sie mussten beide dringend miteinander reden. So konnte Ira nicht nach Bornholm fahren. Beklommen fuhr er ins Präsidium. In seinem Büro holte sich Steenhoff die Spurenakten aus dem Schrank und stapelte sie auf Navidehs Schreibtisch. Für Gedanken und Assoziationen, die ihm beim Lesen kommen würden, legte er mehrere Zettel bereit. Nach zwei Stunden unterbrach ihn Tewes bei seiner Arbeit. Sein Chef hatte sich zwei Zeitungen unter den Arm geklemmt.
     
    «Morgen, Frank. Die Journaille hat sich wieder zu Wort gemeldet. Diesmal nicht deine Reporterin vom Weser-Kurier, sondern zwei Zeitungen aus dem Umland.»
    «Hm.»
    «Ich dachte, es würde dich interessieren, was sie uns jetzt wieder Vorhalten», sagte Tewes und legte die Zeitungen auf Steenhoffs Schreibtisch.
    «Sag es mir doch. Dann muss ich mir den Mist nicht auch noch antun», antwortete Steenhoff schroff.
    Aufmerksam musterte sein Kollege ihn.
    «Na ja, sie bringen jetzt natürlich alle die Leichenschändungen mit unserem aktuellen Mordfall zusammen und haben unseren Leuten von der Pressestelle ein Loch in den Bauch gefragt, wie lange die Sonderkommission erhalten bleibt und was wir denn gegen den Mann zu tun gedächten. Lars Diepenau hat sie gekonnt mit dem üblichen Blabla bei solchen Anfragen abgespeist. So nach dem Motto: Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, es gibt noch keine heiße Spur, aber einige Hinweise, die noch nicht abgearbeitet sind, und so weiter.»
    «Gut», sagte Steenhoff knapp.
    «Eine Zeitung aus Oldenburg hat sich zu der Behauptung verstiegen, dass eine normal zusammengesetzte Mordkommission mit einem solchen Fall überfordert sei, da wir überwiegend Beziehungsdelikte abarbeiteten. Sie haben irgend so einen Kriminologen aus Frankfurt dazu befragt, der ihnen in den Block diktiert hat, bei welchen Fallkonstellationen Mordermittler bundesweit regelmäßig versagen.»
    Tewes lachte bitter auf. «Jetzt halt dich fest. Das ist echt eine Unverschämtheit: Die Aufklärungsquote bei Kapitaldelikten liege zwischen 89 und 94  Prozent. In der Regel komme der Täter aus dem nahen Umfeld des Opfers, sei Vater, Mutter, Partner oder ein Nachbar des Getöteten, betont Professor Heinrich Läuterer. Nicht selten meldeten sich die Täter sogar selbst bei der Polizei. Die Beamten brauchten sie dann nur noch festzunehmen. Die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten, bei denen Opfer und Täter keine Vorbeziehung hatten oder das Motiv nicht erkennbar ist, sei dagegen erschreckend niedrig. Oftmals seien die Ermittler, gerade in Flächenländern, wo es keine stehenden Mordkommissionen gebe, für solche Fälle nicht ausreichend fortgebildet.»
     
    Tewes schüttelte unwillig den Kopf.
    «Vielleicht sollten wir uns alle mal zum Fortbildungsseminar bei dem klugen Herrn Läuterer anmelden. Was sagst du dazu, Frank?»
    Steenhoff sah ihn gereizt an. «Schmeiß es einfach weg. Oder lies es erst gar nicht. Das

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