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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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knallte er die Fahrertür zu und ging ins Haus. Im Flur fing ihn Marianne, die Sekretärin, ab.
    «Frank, der Chef möchte heute Morgen dringend mit dir sprechen. Er wartet schon auf dich.»
    Mit einem leisen Fluch drehte sich Steenhoff um und ging ans andere Ende des Flurs, wo Bernd Tewes’ Büro lag.
    Wenig später kehrte er in sein Büro zurück. Petersen war bereits da. Sie besprühte die Pflanzen mit einem feinen Wasserstrahl, zupfte jedes einzelne braune Blatt ab und wirkte merkwürdig angespannt.
    «Ist was?», sagte Steenhoff schroff.
    «Ihre Frau hat angerufen. Ich soll Ihnen etwas ausrichten.»
    Die junge Frau rieb sich verlegen den Nacken.
    «Ich wollte erst nicht. Aber Ihre Frau meinte, Sie würden es schon richtig verstehen.»
    Steenhoff merkte, wie er den Atem anhielt. Er hätte Ira nicht so behandeln sollen. Ein Seitensprung kam schließlich in den meisten langjährigen Beziehungen vor. Angespannt stützte er sich auf seiner Stuhllehne ab.
    Petersen griff sich einen Zettel, der auf ihrem Schreibtisch lag, und schaute Steenhoff entschuldigend an.
    «Also, das ist wortwörtlich. Ich habe mir das genau so aufgeschrieben, wie Ihre Frau es mir gesagt hat. Sie bestand darauf.»
    Petersen holte tief Luft: «Hallo Frank. Du liebenswerter Stinkstiefel und Vollidiot. Ich stehe nicht auf 70 -jährige Millionäre, sondern auf einen eifersüchtigen Hauptkommissar aus Bremen. Einen dicken Kuss, deine Ira.»
    «Tja. Das war’s schon.»
    Petersen schaute Steenhoff peinlich berührt an.
    Einen Moment war es vollkommen still in dem Büro.
    Steenhoff stand regungslos neben seinem Schreibtisch. Ihre Botenrolle in dem Ehedrama war Petersen nur noch unangenehm.
    «Ich hole mir mal einen Kaffee aus der Kantine», sagte sie und ging zur Tür. Als Petersen an Steenhoff vorbeiging, hielt er sie plötzlich fest und drückte sie einen Moment fest an sich.
    «Danke, Petersen, das war die schönste Beschimpfung, die mir je ausgerichtet wurde.»

14
    Steenhoff fühlte sich den ganzen Tag über leicht und beschwingt. Er schimpfte sich einen Idioten, weil er so wenig Vertrauen zu Ira gehabt hatte. Doch Petersens Bemerkung über beste Freundinnen und Geheimnisse von Frauen untereinander hatte ihn mehr beschäftigt, als ihm lieb war.
    Wessel fiel die ungewöhnlich gute Laune seines Kollegen sofort auf. Als er nachhakte, erhielt er von Steenhoff nur die Antwort: «Schau doch mal raus. Draußen ist so tolles Wetter. Endlich haben wir Sommer.»
    Wessel, der schon wieder stark schwitzte, sah erst Steenhoff und dann Petersen irritiert an.
    Aber die junge Frau zuckte nur mit den Achseln und sagte: «Also, auf mich wirkt die Wärme auch richtig belebend.»
    Nach der Frühbesprechung fuhren Steenhoff und Petersen gemeinsam zu dem Bestatter. Der Mann erwies sich als unangenehmer Mensch. Als Steenhoff und Petersen bei ihm vor der Tür standen, wollte er sie sofort abwimmeln.
    «Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen. Und bevor Sie mir jetzt mit irgendwelchen abstrusen Dingen kommen, sage ich Ihnen gleich: jetzt nicht. Ich habe heute alle Hände voll zu tun. Kommen Sie nächste Woche wieder. Und vor allem melden Sie sich vorher an.»
    Der Bestatter nickte Steenhoff zu und wollte wieder die Tür schließen.
    Doch Steenhoff war schneller.
    Er stellte seinen Fuß dazwischen.
    «Uns geht es wie Ihnen», sagte er freundlich.
    «Auch wir haben keine Zeit zu verlieren. Aber wenn es Ihnen hier unangenehm ist, können wir Sie auch gerne heute Mittag ins Präsidium vorladen.»
    Der Mann warf Steenhoff einen wütenden Blick zu und zögerte einen Moment. Dann gab er sich einen Ruck.
    «Na gut, kommen Sie rein. Aber ich habe höchstens eine Viertelstunde Zeit.»
    Der Bestatter führte sie in ein schmuddeliges, kleines Büro. Die einst weiß gestrichenen Wände hatten im Laufe der Jahre einen gelblich braunen Ton angenommen. Der Mann ließ sich in den einzigen Bürostuhl im Raum fallen und schaute die Beamten, die beide stehen mussten, gereizt an.
    «Und, was gibt es jetzt so Dringendes?»
    Steenhoff entschloss sich, nicht lange drumherumzureden. «Sie haben ein Verbrechen vertuscht.»
    Der Mann schnellte so abrupt nach vorne, dass seine Rückenlehne mit einem lauten Klacken in der Ausgangsposition einrastete.
    «Wer erzählt so einen Scheiß? Den Kerl knöpfe ich mir vor. Ich habe einen guten Ruf zu verlieren.»
     
    Steenhoff fragte sich, ob der Bestatter tatsächlich jemals einen guten Ruf besessen hatte. Aber er schwieg und ließ ihn noch einen

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