Gedenke deiner Taten
nur zum Ausgeben da war. Sebastian hatte nie genug, er war unersättlich, was Kate verunsichert hatte. Was tat er als Nächstes, was kaufte er als Nächstes? Es ging nicht darum, ob sie es sich leisten konnten; sie spürte seinen unstillbaren seelischen Hunger.
»Aber ich mag unser Haus.«
Sean war wirklich eine treue Seele.
»Du fängst einen Flirt an –oh Baby, was für ein cooler Türklopfer–, und dann machst du einen Rückzieher?«, fragte Kate amüsiert.
»Was soll ich sagen«, lachte Sean, »ich kann nur ein Haus lieben.«
Kates Vorschuss war hoch. Ein hübsches Sümmchen und, wie sie beschämt zugeben musste, das erste selbst verdiente Geld. Mit Überraschung stellte sie fest, wie gut es sich anfühlte, für seine Arbeit bezahlt zu werden. Wenigstens in diesem Punkt hatte ihre Mutter Recht gehabt.
Als Sean im Büro verschwand, um dem neuen Kunden die Verträge zuzufaxen, ging Kate ins Schlafzimmer hinauf. Theo hatte kalte Füße bekommen, und nun kamen Sean und Brendan erst später. Kate las eine SMS ihres Vaters: »Habe es bei deiner Mutter nicht mehr ausgehalten. Macht euch auf was gefasst, ihr ist eine Laus über die Leber gelaufen. Bis Mittwoch.«Das kam nicht überraschend. Zusammen hielten es ihre Eltern auf Heart Island nie länger aus als ein paar Tage.
Ihr Vater hätte wenigstens anrufen können. Das machte man heutzutage so, wenn man eine Information loswerden, aber keinesfalls reden wollte. Ihr Vater war Großmeister darin, sich dünnzumachen. Interessanterweise war Theo der Überzeugung, Kate stehe dem Vater besonders nah, sei sein Liebling. Selbst Birdie konnte ihre Eifersucht nicht immer verbergen. Ja, Kate liebte ihren Vater. Er war zuverlässig und vernünftig. Aber in Wahrheit war er eine ferne Sonne, warm und lebenswichtig, aber unerreichbar. Manchmal konnte er hart und nachtragend sein. Eigentlich – und ironischerweise – fühlte Kate sich ihrer Mutter viel näher. Birdie war wenigstens leidenschaftlich, wenn sie sich auch manchmal wie eine Hexe aufführte.
Kate klopfte an Chelseas Tür und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Hektisch klappte Chelsea ihren Laptop zu. Offenbar war die DVD , die sie mit Lulu ansehen wollte, zu langweilig gewesen.
»Was ist denn, Mom?« Chelsea setzte ein süßes, unschuldiges Gesicht auf. Verdächtig.
Kate erzählte ihr, dass sie auf Heart Island erst einmal ohne Männer auskommen mussten.
»Am Sonntag sind wir beide allein«, sagte sie.
»Brendan wird toben vor Wut«, sagte Chelsea nachdenklich, »aber was soll’s.«
»Kann ich mitkommen?«
Chelsea und Kate drehten sich zu Lulu um, die schüchtern die Achseln zuckte. Lulu kannte keine Grenzen. Sie wohnte praktisch bei Chelsea, war seit dem Kindergarten ihre beste Freundin. Obwohl Kate sich manchmal fragte, ob Lulu einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter hatte, hatte sie das Mädchen von Herzen gern. Lulu war keineswegs so selbstbewusst und abgebrüht, wie sie alle glauben machen wollte.
»Ich weiß nicht so recht«, sagte Kate, »die Inselurlaube sind wirklich speziell. Heart Island ist nicht jedermanns Sache.« Lulu hatte die Familie Burke-Abbott (Kate hatte ihren Mädchennamen weder für Sebastian noch für Sean abgelegt) nach Disney World, zum Grand Canyon und sogar in die Karibik begleitet.
»Damit komme ich klar«, sagte Lulu, »es wird bestimmt lustig. Außerdem liebt Chelseas Großmutter mich!« Darüber musste Chelsea herzlich lachen.
Als Flittchen, Faulenzerin und Streunerin hatte Birdie Lulu bezeichnet, natürlich nie von Angesicht zu Angesicht. Aber Birdie brachte auch ohne Worte ihre Abneigung zum Ausdruck. Lulu schien das nichts auszumachen, im Gegenteil, anscheinend bereitete es ihr diebische Freude, Birdie auf die Nerven zu gehen.
»Lasst mich drüber nachdenken«, sagte Kate. Chelsea schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein; sie starrte mit gerunzelter Stirn an die Zimmerdecke. Kate konnte ihre Miene nicht deuten. »Wir werden sehen.«
»Ja, gut«, sagte Lulu und wandte sich, typisch Teenager, wieder ihrem Smartphone zu.
»Ich werde deine Mutter anrufen«, sagte Kate.
»Sie hat sicher nichts dagegen«, antwortete Lulu, ohne den Kopf zu heben.
Kate fand ein Zeitlimit für das Handy und den Computer ebenso wichtig, wie pünktlich schlafen zu gehen, den Fernsehkonsum einzuschränken und weitestgehend auf Süßigkeiten zu verzichten. Bei dem Thema Erziehung hatte sie eine eigene Theorie entwickelt: Wenn man schon im Kleinen die Kontrolle verlor, beherrschte
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