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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sich um ihn, fern und nah,
    Aber was er auch lockend tu',
    Keine, keine hüpft auf ihn zu,
    Wenden sich all, ihrer Füße Spur,
    Abgewandt, rückwärts führt sie nur,
    Rückwärts hüpfen sie Schritt um Schritt:
    »Krähen, nehmt ihr das Glück mir mit?«
     
    Und als er so sprach und als er so sann,
    Erik Jarl, sein Freund, tritt an ihn heran:
    »König Olaf, der Däne spielt um sein Glück,
    Im Öresund hielt's ihn nicht länger zurück,
    Aus der Kjöge Bucht, aus dem Wassersack,
    Ist er hinaus ins Skager-Rak,
    Hundert Schiffe führt er, zehnhundert an Bord –
    Auf, Olaf, auf, aus Stavanger-Fjord!«
     
    Und der König steigt hinab an das Meer,
    Seine Krähen kreischen um ihn her,
    Er hört nicht mehr ihr schrill Geschrei.
    »Erik Jarl«, so spricht er, »
du
bist mit dabei,
    Du
folgst. Ich führe den ersten Stoß,
    Und wankt der Däne, so brichst du los,
    Ihr letztes Schiff, es muß in den Grund,
    Nichts darf heim in den Öresund.«
     
    Sprach es. Und als den Feind er sah,
    In goldener Rüstung stand er da;
    Zu Füßen ihm, des Reiches Stolz,
    Lag der Runenbogen aus Eschenholz,
    Der stärkste Bogen in Norderland,
    Keiner spannt ihn, nur Olafs Hand.
     
    Und in des Feindes gedoppelte Reihn
    Olaf Kragebeen fährt jetzt mitten hinein,
    Erik Jarl, wohl folgt er – doch nicht zum Stoß,
    Zum vernichtenden, löst er von Olaf sich los,
    Neben
dem Feinde legt er bei:
    »
Das
also, Krähen, war euer Geschrei.
    Verrat und durch
ihn
! Aber sei's ... Wohlan,
    Der Däne galt nichts,
jetzt
erst hebt's an,
    Norweg gegen Norweg. Erik Jarl, wirf gut,
    Laß sehn, wer die besten Würfe tut.«
     
    Und er nahm den Bogen, als wär' es ein Spiel,
    Auf seine Rüstung die Sonne fiel,
    Er spannte den Bogen mit aller Kraft,
    Klirrend zerbrach der Eschenschaft,
    Und hüben und drüben klang es zugleich:
    »Zerbrochen der Bogen, zerbrochen das Reich.«
     
    Olaf Kragebeen aber, des Schiffes Mast
    Hält sein Arm nicht länger umfaßt,
    Er schreitet bis zu des Schiffes Bug,
    Statt der Krähen umschwirrt ihn ein Möwenzug,
    Immer dichter flattert es um ihn her:
    »Weiße Wogenkinder, euch sendet das
Meer
,
    Es ruft mich – mein Glück einst, nun mein Grab.«
    Und in goldener Rüstung stieg er hinab.
     
     
Swend Gabelbart
    Swend
Gabelbart
, über Sund und Belt
    Er siegreich das Zepter von Dänemark hält,
    Seine Schiffe von Insel zu Insel ziehn,
    Unterworfen ist Wendland und Julin,
    Und nun gen Westen, über das Meer
    Jagt er, der Schrecken vor ihm her,
    In die Themsemündung fährt er ein,
    Ganz London ist ein Feuerschein.
    Und nun zu Roß und nun zu Hauf
    Essex und Norfolk zieht er hinauf,
    Und mit Zechgenossen und Kumpanei
    Reitet er ein in Sankt Edmunds-Abtei.
     
    Da sitzen sie nun die Hall' entlang,
    Aus der Kirche klingt frommer Mönche Gesang.
    »Was soll das Geplärr uns?« Und in die Kapell'n
    Swend Gabelbart läßt seinen Marstall er stell'n,
    Er mag sie nicht hören, die Litanein,
    (Lärm und Gewieher, so soll es sein),
    In der Rosse Gestampf erlischt der Chor,
    Swend aber lacht: »
Die
tun's euch zuvor!
    Schüttet Hafer auf Sankt Edmunds Truh,
    Er selber nickt euch den Segen dazu.«
     
    Sankt Edmund, an schwarz-goldener Wand,
    Hall' aufwärts in seiner Nische stand.
    Einst war er König. Ein mattes Licht
    Umspielt ihn flackernd; Swend aber spricht:
    »Sankt Edmund, du schufst hier Kirch' und Abtei,
    Dein Land, es ging verloren dabei,
    Nun stehst du da, trägst mönchisch Gewand,
    Hältst wie zum Spott ein Schwert in der Hand,
    Ein
zerbrochen
Schwert, wenn recht ich seh'.
    Und doch, o König, warst König du je,
    Du tätest jetzt ab deine Todesruh
    Und kämst als ein Rächer auf mich zu,
    Und ob zerbrochen auch dein Schwert,
    Es wäre dir doch des Kampfes wert,
    Aus dieser Hall' hier, aus diesem Haus,
    Auch mit
stumpfem
Schwerte triebst du mich aus.
    Nie
warst du König. Trotz Reif und Kron',
    Ein Mönchsbild warst du bei Lebzeit schon.«
     
    Swend Gabelbart schwieg. Im Kreise rundum
    Ward es so still und ward es so stumm,
    In der Nische das Licht immer düsterer brennt.
    Da steigt es herab vom Postament,
    Und tapp und tapp, in steinerem Schuh
    Auf Swend Gabelbart schreitet Sankt Edmund zu,
    Vor streckt er sein zerbrochen Schwert:
    »Nun, Swend, laß sehn, wer besser bewehrt.«
    Aus des Königs Aug' ein Entsetzen spricht,
    Er schlägt nach dem Schwert,
sein
Schwert zerbricht,
    Das stumpfe Schwert, es traf ihn gut,
    Swend Gabelbart liegt in seinem Blut.
    Näher klingt der Mönche Gesang –
    Sie tragen den Toten die Hall'

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