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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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weiße Kokarde aufgesteckt;
    Er ist ein übermütiger Bursch,
    Und doch ein lieber, gütiger Bursch,
    Und ich lieb' ihn und will mit ihm gehn
    Und immer die weiße Kokarde sehn.
     
    Ich will verkaufen Geiß und Kuh
    Und Spindel und Flachs und Garn dazu
    Und will mir kaufen ein Tartankleid
    Und still marschieren an seiner Seit';
    Er ist ein übermütiger Bursch,
    Und doch ein lieber, gütiger Bursch,
    Und ich lieb' ihn und will mit ihm gehn
    Und immer die weiße Kokarde sehn.
     
     
5.
    An einem Montagmorgen war's,
    Kaum schlug die Glocke vier,
    Da zog er ein in unsre Stadt,
    Der junge Kavalier;
    O Charlie ist mein Liebling,
    Mein Liebling, mein Liebling,
    O Charlie ist mein Liebling,
    Der junge Kavalier.
     
    Und als er zog die Straß' hinauf
    Und nickte dort und hier,
    Da klang's aus allen Fenstern: »Heil
    Dir, junger Kavalier«;
    O Charlie ist mein Liebling,
    Mein Liebling, mein Liebling,
    O Charlie ist mein Liebling,
    Der junge Kavalier.
     
    Viel tausend Bursche bracht' er mit,
    Das halbe Hochland schier,
    Die folgten gern dem echten Herrn,
    Dem jungen Kavalier;
    O Charlie ist mein Liebling,
    Mein Liebling, mein Liebling,
    O Charlie ist mein Liebling,
    Der junge Kavalier.
     
    Sie ließen Weib und Kind zurück,
    Wohlan, so tun auch wir,
    Wir baun auf Gott und gutes Glück
    Und auf den Kavalier;
    O Charlie ist mein Liebling,
    Mein Liebling, mein Liebling,
    O Charlie ist mein Liebling,
    Der junge Kavalier.
     
    Wir ziehn entlang mit Pfeifenklang,
    Die Distel als Panier,
    Mit Kilt und Plaid und Schwertern blank,
    So siegt der Kavalier;
    O Charlie ist mein Liebling,
    Mein Liebling, mein Liebling,
    O Charlie ist mein Liebling,
    Der junge Kavalier.
     
     
6.
    Cope schrieb einen Brief an den Kavalier:
    »So du Mut hast, komm und fecht' mit mir,
    Und bist du nicht in zwei Stunden hier,
    So komm' ich früh am Morgen.«
     
    Prinz Charlie sah hinein in den Brief;
    Er zog sein Schwert und lacht' und rief:
    »Und sind deine Gräben noch so tief,
    Wir kommen früh am Morgen.«
     
    Auf, Hochlandsbursche, auf, ins Feld,
    Grau-Dämmrung schon die Nacht erhellt,
    Und wo John Cope uns hinbestellt,
    Da stehn wir früh am Morgen.
     
    Wie, was? ob Cope noch schlafen mag?
    Wach auf, es ist schon heller Tag,
    Hörst du nicht Pfeif' und Trommelschlag?
    Wir kommen früh am Morgen.
     
    Halt, Cope, was läufst du schon von fern?
    Wir schüttelten dir die Pätschchen gern,
    Nun lauf' und grüß' uns deinen Herrn
    Und biet' ihm guten Morgen.
     
    Cope lief bis Leith mit rotem Gesicht;
    »Wo sind deine Leute?« der Sheriff spricht,
    »Zum Teufel«, rief Cope, »ich weiß es nicht,
    Ich sah sie zuletzt heut morgen.«
     
     
7.
    Mein Harry war ein tapfres Blut,
    Ich sah ihn neben der Fahne gehn,
    Nun ist er über die große Flut
    Auf Nimmer-, Nimmer-Wiedersehn;
    Und doch nur einmal herzen ihn,
    Was gäb' ich alles nicht drum hin!
    Ich gäb' unser Hafer- und Gerstenland
    Für den kleinen Finger von seiner Hand.
     
    0ft, wenn es still geworden im Haus
    Und von Abend her die Lüfte wehn,
    Dann frag' ich in den Wind hinaus:
    Werd' ich ihn nimmer wiedersehn?
    Ihn sehn, nur einmal herzen ihn,
    Was gäb' ich alles nicht drum hin!
    Ich gäb' unser Hafer- und Gerstenland
    Für den kleinen Finger von seiner Hand.
     
    O hingen einige Schurken hoch
    Und ließ' uns Gott einen Rächer erstehn,
    Da kämen frohe Tage noch
    Und den Liebsten würd' ich wiedersehn;
    Ihn sehn, nur einmal herzen ihn,
    Was gäb' ich alles nicht drum hin!
    Ich gäb' unser Hafer- und Gerstenland
    Für den kleinen Finger von seiner Hand.
     
     
8.
    Die schöne Maid von Inverneß,
    Wie freudlos ihr der Tag vergeht,
    Sie schafft und spinnt und webt, indes
    Ihr dunkles Aug' in Tränen steht:
    »Drummossie-Moor, Drummossie-Tag,
    O bittrer Tag, o blut'ges Moor,
    Wo kalt und starr mein Vater lag
    Und ich der Brüder drei verlor.
     
    Sie liegen tief in Sand und Blut,
    Im ersten Grün die Gräber stehn,
    Der beste Bursch daneben ruht,
    Den Mädchenaugen je gesehn.
    Weh Sieger dir, der nach der Schlacht
    Noch die Geschlagenen niedertrat,
    Du hast manch Herz betrübt gemacht,
    Das dir doch nichts zu leide tat.«
     
     
9.
    Wetternacht und Sturmesgrollen
    Hab' ich um mich für und für,
    Und der Gießbach, angeschwollen,
    Klopft an meine Felsentür;
    Ach, von jenen stillen Quellen,
    Dran die blaue Blume blüht,
    Von des Westwinds leisen Wellen
    Labt nicht eine mein Gemüt.
     
    Rechtes willen, Ehre wegen
    Kämpften wir den Kampf der Pflicht,
    Doch der Himmel war entgegen,
    Und die

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