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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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wieder daheim,
    Und der eine begann zu berichten:
     
    »Die Klippe von
Hastings
, wohl war sie steil,
    Und das Meer, wohl hat es gebrandet,
    Vergebens die Brandung, vergebens der Stein,
    Herzog Wilhelm ist gelandet
.
     
    Seine Rüstung ist wie von Silber und Gold,
    Sein Antlitz ist wie von Eisen,
    Aber sein Heer, dem schlottern die Knie,
    Das wird fliehn und den Rücken uns weisen.
     
    Seine Ritter sehn hohl und hager drein,
    Wie in mönchisch Grübeln verloren,
    Sie haben nicht Kinn- und nicht Backenbart,
    Sind alle geschabt und geschoren.
1
     
    Im ganzen Normannenlager gibt's
    Nur Beten und Messesingen,
    Das ganze Heer ist ein Priesterheer,
    Und du wirst es im Spiele bezwingen.«
     
    König Harald aber, er sah vor sich hin,
    In finstres Sinnen verloren,
    Dann sprach er: »Ich weiß, sie fechten wie wir,
    Obwohl sie
geschabt und geschoren

Fußnoten
     
    1 They were all shaven and shorn.
     
     

Von der schönen Rosamunde
     
    (Romanzen-Zyklus)
     
    Rosamunda – Rosa mundi
    (Rosamundes Grabschrift)
     
Erstes Kapitel

Wie König Heinrich Rosamunden findet
    Der König Heinrich jagt im Wald
    Mit Hof- und Jagdgesinde,
    Es führt sein Ritt ihn alsobald
    Auf eine weiße Hinde;
    Und nach, durch Ginster und durch Porst,
    Spornt er sein Roß, bis tiefer Forst
    Das Tier in Schutz genommen.
     
    Des Weges bar, durch Strauch und Dorn
    Lenkt Heinrich jetzt den Schecken
    Und ruft Hallo und stößt ins Horn,
    Um Gegengruß zu wecken;
    Wohl hört er, wie das Birkhuhn schwirrt,
    Wie über ihm die Taube girrt,
    Doch nichts von Hornesklängen.
     
    Der Tag ist heiß. Es weht kein Hauch,
    Und Roß und Reiter dürsten,
    Kein Quell ist da, kein Brombeerstrauch
    Beut seine Frucht dem Fürsten;
    Der denkt wohl: »Wenn ich Wasser hätt',
    So wahr ich ein Plantagenet,
    Ich wög' es auf mit Golde.«
     
    Da schnaubt sein Scheck, und noch einmal,
    Wie wenn er Obdach wittert –
    Und sieh, ein Schloß im Sonnenstrahl
    Hell durch die Zweige zittert.
    Schon halten Roß und Mann davor,
    Und gastlich öffnet sich das Tor
    Dem ungekannten Ritter.
     
    Und in die Hall' voll Waffenprunk
    Ist Heinrich jetzt getreten
    Und hat um Wasser, einen Trunk,
    Den Graubart drin gebeten;
    Der aber spricht: »An Cliffords Schwell'
    Labt man den Gast mit andrem Quell –
    Schaff' Wein uns, Rosamunde!«
     
    Und alsobald die junge Maid
    Ergreift die güldnen Kannen,
    Sie grüßt den Gast in Sittsamkeit
    Und schwebet leicht von dannen;
    Ihr Haar ist blond, ihr Wuchs ist schlank,
    Und Heinrich weiß der Irrfahrt Dank
    Um solchen Findens willen.
     
    Und jetzund wieder in den Saal
    Tritt sie nach kurzem Gange,
    Rot glüht der Wein im Goldpokal,
    Und rot glüht ihre Wange;
    Sie beut den Trunk mit Sitten dar,
    Dem König aber wird fürwahr,
    Als hätt' er schon getrunken.
     
    Und als er trinkt, da trinkt er nicht
    Mit Lippe nur und Kehle,
    Da trinkt sein Aug' ihr Angesicht
    In seine tiefste Seele;
    Und eh' die Maid sich abgewandt,
    Ergreift er ihre weiße Hand,
    Zum Danke sie zu küssen.
     
    Da schau, von Simses Stuck und Kalk,
    Gespornt an jedem Hacken,
    Schießt Rosamundens Edelfalk
    Auf seiner Herrin Nacken;
    Er bläht sich auf in Tück' und Trutz
    Und hebt den Sporn zu Schirm und Schutz,
    Voll Eifersucht im Herzen.
     
    Doch ob er zürnt und ob er wetzt,
    Den Kühnen zu verjagen –
    Die Hand, sein Todfeind küßt sie jetzt
    Trotz seiner Flügel Schlagen;
    Schön Rosamunde schenkt ihm ein,
    Und selig blickt der König drein,
    Wie nie in seinem Leben.
     
    Und auch dem Alten wird so warm,
    An hebt ein tapfres Zechen,
    Es zuckt ihm schier durch Herz und Arm,
    Als sollt' er Lanzen brechen,
    Den Goldpokal, er stampft ihn auf,
    Als wär's ein alter Degenknauf,
    Und Blut statt Wein im Becher.
     
    Der König schaut's und lohnt ihm drauf
    Mit festlichen Turnieren,
    Und gibt noch Schlachten in den Kauf
    Mit Schotten und mit Iren;
    Und wie so Strauß an Strauß sich drängt,
    Da wohl an jedem Worte hängt
    Die schöne Rosamunde.
     
    Der alte Clifford aber längst
    Den Becher still umkrampfte,
    Er hört's nicht mehr, wie Heinrichs Hengst
    Den Douglas einst zerstampfte;
    Wohl aber, als der König schweigt,
    Murrt er, sein Haupt in Gram geneigt:
    »Daß einen Sohn ich hätte!«
     
    Da auf vom Sitze springt sein Gast
    Und ruft: »Der ist gefunden!
    Gib mir das Kleinod, das du hast,
    Die Hand von Rosamunden!
    Zu gutem Schwert und gutem Roß
    Ein junges Herz und altes Schloß,
    Das ist es, was ich biete.«
     
    Der Alte sieht sein Kind erglühn
    Vor Scham und Freud'

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