Gedichte (Ausgabe 1898)
ernennen,
Der müßte die englische Flotte verbrennen,
Auf daß, Gott segne seine Hände,
Das Kattun-Christentum aus der Welt verschwände.
So
reich sein,
das
könnte mich verlocken –
Sonst bin ich für Brot in die Suppe brocken.
Bilder und Balladen
1. Nordisches
Nordische Königsnamen
» ... Da (so heißt es in hochgelahrten Schriften)
Begann das heillose
Beinamen
-stiften;
Statt Zahlen, die klarer doch und reeller,
Kam Auceps, Finkler, Vogelsteller,
Kam Löwe, Rotbart. Und gar nicht lange,
Gab's einen »mit der gebissenen Wange«,
Dazwischen, blasphemisch und wie zum Spott,
Sogar einen Heinrich Jasomirgott.
So ging es in Deutschland. Anderswo
War's, wenn nicht schlimmer, ebenso;
Geschmacklos war die ganze Zeit,
Und die
Dänen
waren die Führer im Streit.
Thyra Dänentrost oder »Danebod«,
Erik Seelensgut oder »Eiegod«,
Erik Hasenfuß oder Laufgeschwind,
Erik Lamm, Erik Pommer, Erik Kind,
Erik Pflugpfennig, Erik Pfaffentort,
Erik Mendved oder Manneswort,
Erik Glipping, der mit den Wimpern glippt,
Erik Kipping, der die Münzen kippt,
Ein Glück, daß der Eriks nicht mehr gewesen,
Wir würden sonst noch viel Schlimmeres lesen.«
So die Hochgelahrten, die Weisen und Alten.
Ich
kann es für so schlimm nicht halten,
Geschicht' und Dichtkunst sind zweierlei Zünfte,
Mir gefällt nicht der »Erste«, der »Dritte«, der »Fünfte«,
Zahlen und wieder Zahlen bloß
Scheinen mir tot und charakterlos.
Ragnar Pechhos' und Iwar Klaftergriff
Haben schon andern Schneid und Schliff,
Harald Blauzahn und Rolf Krake der Zwerg
Helfen schon anders über den Berg,
Swend Gabel- und Hakon Borkenbart,
Das
sind Namen nach meiner Art,
Fleckauge, Schönhaar, Sigurd Ring,
Alles schon ein ander Ding,
Gorm Grymme, Frede Harde-Schnut,
Olaf Hunger vor allem gefällt mir gut,
Und zum letzten: Olaf Kragebeen –
Tretet vor und verneigt euch und laßt euch sehn.
Hakon Borkenbart
(Fragment)
Der König Hakon Borkenbart
Hat Roß und Ruhm, hat Waff' und Wehr
Und hat allzeit zu Krieg und Fahrt
Viel hohe Schiff' auf hohem Meer;
Es prangt sein Feld in Garben,
Er aber prangt in Narben,
In Narben von den Dänen her.
Es wallt im Wind sein graues Haar,
Er liebt die Schlacht und liebt den Wein,
Doch nie, trotz seiner siebzig Jahr,
Ward ihm zu Sinn, als müss' er frein;
Heut
zieht er aus in Sorgen:
Er liebt Schön-Ingeborgen,
Des Königs Sala Töchterlein.
Schon grüßt ihn fern so Turm wie Schloß,
Und lächelnd plötzlich blickt er drein;
Er spricht herab von seinem Roß:
»Und bin ich alt, so mag ich's sein!
Und wär' ich alt zum Sterben,
Auch Ruhm und Narben werben,
Und werben gut wie Jugendschein.«
Gorm Grymme
König Gorm herrscht über Dänemark,
Er herrscht die dreißig Jahr,
Sein Sinn ist fest, seine Hand ist stark,
Weiß worden ist nur sein Haar,
Weiß worden sind nur seine buschigen Brau'n,
Die machten manchen stumm,
In Grimme liebt er drein zu schaun, –
Gorm Grymme heißt er drum.
Und die Jarls kamen zum Feste des Jul,
Gorm Grymme sitzt im Saal,
Und neben ihm sitzt, auf beinernem Stuhl,
Thyra Danebod, sein Gemahl;
Sie reichen einander still die Hand
Und blicken sich an zugleich,
Ein Lächeln in beider Auge stand –
Gorm Grymme, was macht dich so weich?
Den Saal hinunter, in offner Hall',
Da fliegt es wie Locken im Wind,
Jung-Harald spielt mit dem Federball,
Jung-Harald, ihr einziges Kind,
Sein Wuchs ist schlank, blond ist sein Haar,
Blau-golden ist sein Kleid,
Jung-Harald ist heut fünfzehn Jahr,
Und sie lieben ihn allbeid'.
Sie lieben ihn beid'; eine Ahnung bang
Kommt über die Königin,
Gorm Grymme aber den Saal entlang
Auf Jung-Harald deutet er hin,
Und er hebt sich zum Sprechen – sein Mantel rot
Gleitet nieder auf den Grund:
»Wer je mir spräche ›er ist tot‹,
Der müßte sterben zur Stund'!«
Und Monde gehn. Es schmolz der Schnee,
Der Sommer kam zu Gast,
Dreihundert Schiffe fahren in See,
Jung-Harald steht am Mast,
Er steht am Mast, er singt ein Lied,
Bis sich's im Winde brach,
Das letzte Segel, es schwand, es schied –
Gorm Grymme schaut ihm nach.
Und wieder Monde. Grau-Herbstestag
Liegt über Sund und Meer,
Drei Schiffe mit mattem Ruderschlag
Rudern heimwärts drüber her;
Schwarz hängen die Wimpel; auf Brömsebro-Moor
Jung-Harald liegt im Blut –
Wer bringt die Kunde vor Königs Ohr?
Keiner
hat den Mut.
Thyra Danebod schreitet hinab an den
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