Gedichte (Ausgabe 1898)
entlang.
Waldemar Atterdag
Und
Waldemar
(König Christophers Sohn),
Im Dome zu Ringstedt nahm er die Kron',
Nun führt er die Herrschaft mit kluger Hand
Über Dänemark-Meer und Dänemark-Land,
Nie faßt ihn Jähzorn, nie treibt ihn Eil',
»Erst wägen, dann wagen« ... »Eile mit Weil'.«
Und ob es zur Tat ihn auch drängen mag,
Auf den
andern
Tag schiebt er's: »Atterdag.«
Und er fährt gen Jütland. Auf Schloß Aarhuus
Harrt er auf Huldigung und Gruß,
Auf Gruß des Adels. Der hält sich zurück;
Einer
nur sprengt über die Brück':
»Um Gott, König Waldemar, auf und flieh,
In hellen Haufen kommen sie,
Sie zürnen dir schwer, weil du zubestimmst
Dem Bauer all das, was dem Adel du nimmst,
Sehstedt führt sie; von Viborg her
Kommen dreihundert oder mehr.
In den Sattel, König, und flieh und jag'
Hin über die Heide.« ... »Atterdag.«
Und ein Jahr und ein Tag, und auf Schloß Helsingör
Im Landsthing sitzt er und gibt Gehör;
Um ihn her seine Räte; da stürmt in den Saal
Erik Swensen, sein erster Admiral.
»Eile dich, König. Zu dieser Stund'
Fahren die Lübischen in den Sund,
Zwischen Insel Amak und Insel Hveen
Sind siebenundzwanzig Segel zu sehn,
An der Spitze die ›Seekuh‹, ihr bestes Schiff,
Greif zu, wie dein Vater einst sie griff.
Sie kommen wie Räuber. Nach Gut und Blut
Dürsten sie. Zertritt ihre Brut,
Vernichte sie mit einem Schlag.«
»Erst wägen, dann wagen ... Atterdag.«
Und wieder ein Jahr, und auf Schloß Wordingborg
In Stille sitzt er und doch in Sorg',
In Sorg' um Heilwig. Auf seinem Sinn
Lastet die schöne Königin.
Es heißt, sie sei krank, ohne Schlaf ihre Ruh,
Aber ein Kämmerling flüstert ihm zu:
»Der Königin Krankheit ist Lug, ist Schein,
Sten Sture geht lachend aus und ein,
Er ist noch ein Knabe, noch halb ein Kind,
Das lieben die Frauen, wie Frauen sind.
Auf, Waldemar, stör ihre Lust, ihre List,
Zeige, daß du der König bist,
Überrasche Schön-Heilwig, erforsche sie, frag.«
»Es würde sie töten ... Atterdag.«
Und die Jahre gehn, und in Roskild-Abtei
Todkrank liegt Waldemar, Gott steh' ihm bei,
Sein Blick ist erloschen, fahl sein Gesicht,
Erzbischof Ansgar aber spricht:
»Alle Sünde, die dich quält und brennt,
Es löscht sie Beicht' und Sakrament,
Und willst du dein Gewissen still'n,
Hier bin ich, sprich deinen letzten Will'n,
Unsre Kirch' ist arm, wer sie speist und tränkt,
Des auch die Kirch' in Liebe gedenkt.
Dein Spruch war immer: ›Eile mit Weil‹,
Aber jetzt eilt es mit deinem Heil,
Säen ist ernten und Opfer Ertrag;
Säe
, König.«
»Atterdag.«
Admiral Herluf Trolles Begräbnis
»Herluf Trolle fiel. Der Tod trat ihn an,
An Bord, auf der Höhe von Pommern,
Wir hatten keinen beßren Mann,
Keinen Tapferern, keinen Frommern.«
Und am dritten Tage, die Flagge halbmast,
Bei Nestved, an Seelands Küste,
Landeten sie die geliebte Last –
Der Tag ging eben zu Rüste.
Landeten ihren Admiral,
Und in ein Bahrtuch geschlagen,
Haben sie, rastend ein einzig Mal,
Ihn bis Herlufsholm getragen.
Einen Boten sandten sie meldend voraus –
Und als in den Schloßhof sie schritten,
Die Witwe stand vor dem Trauerhaus
In ihrer Frauen Mitten.
Am Eingange stand sie, grüßte den Zug,
Aufrecht und ungebrochen.
Und der Erste (der das Bahrtuch trug)
Trat vor und hat gesprochen:
»Was geschehen, wir sandten die Meldung dir,
Eh' den Weg wir selber gingen,
Seine Seel' ist frei, seine Hüll' ist hier,
Du weißt, wen wir dir bringen.
An der pommerschen Küste, vor Pudagla-Golm,
Um den schwankenden Sieg uns zu retten,
So fiel er. Nun, Herrin von Herlufsholm,
Sage, wohin wir ihn betten.
Betten wir ihn in den Totensaal
Von Thorslund oder Olafskirche?
Betten wir ihn in Gjeddesdal
Unter der Trauerbirke?
Betten wir ihn in die Kryptkapell'n,
In Roskilde, Leire, Ringstede?
Sage, Herrin, wohin wir ihn stell'n,
Eine Ruhestätt' für ihn hat jede.
Jeder Kirche gab er, um was sie bat,
Altäre, Türme, Glocken,
Und jede, wenn sie hört, ›er naht‹,
Wird in Leide frohlocken.
Eine jede ladet ihn zu sich ein
In ihrer Pfeiler Schatten.«
Da sprach seine Witwe: »
Hier
soll es sein,
Hier
wollen wir ihn bestatten.
Wohl hat er hier keine Kirche gebaut
– Die stand schon hundert Jahre –
Hier aber, als Herluf Trolles Braut
Stand ich mit ihm vorm Altare.
Vor demselben Altar, auf selbem Stein
Steh' er wieder in aller
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