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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schon),
    Also Scherzers, Kopisch, Liliencron
    Und vielleicht die Familie Levysohn ...«
     
    Meyers.
     
    »Wurzel, du bleibst doch wie du bist,
    Ein Igel an dir verloren ist,
    In der Tanzstund', als Bräutigam und nun ehlich
    Immer gleich aufbäumsch und unausstehlich;
    Mag man sich noch so den Kopf zerbrechen,
    Du widersprichst, um zu widersprechen,
    'ne Scheidung gibt es schließlich
doch

     
    »Ich denke mir, du besinnst dich noch.«
     
     
Wahl
    Du hast die Wahl nur zwischen zwei'n:
    Du mußt frère-cochon oder – einsam sein.
     
     
Beim Lesen einer Spruchsammlung
    Wie wohl mir's tut,
    Daß nicht alles gut;
    Ist alles nett,
    So stickt man im Fett.
     
     
Britannia an ihren Sohn John Bull
    »Sohn, hier hast du meinen Speer,
    Nimm dir viel und dann noch mehr;
    Daß die Meere dir gehören,
    Brauch' ich dir nicht erst zu schwören,
    Aber auch die Terrafirmen
    Mußt du Christi will'n beschirmen,
    Christi will'n und cottons wegen,
    Our Navy gibt den Segen.
    Denk' und woll' es nie vergessen:
    Wo sie jetzt noch Menschen fressen
    Und in ihren nackten Leibern
    Tanzen mit noch nacktern Weibern,
    Auch an solchen schlimmsten Stellen
    Braucht man nächstens sieben Ellen.
    Endlich muß die Stunde schlagen,
    Wo auch
diese
Hosen tragen,
    Und auf hundert Hosenpaare
    Kommen fünfzig Missionare,
    Nebenher wird Gold gegraben –
    Andre mögen andres haben,
    Andre mögen andres nehmen,
    Und du darfst es nicht verfemen,
    Wenn am Nordpol sie versaufen
    Oder auch bloß Schlittschuh laufen.«
Die Alten und die Jungen
     
    »Unverständlich sind uns die Jungen«
    Wird von den Alten beständig gesungen;
    Meinerseits möcht ich's damit halten:
    »Unverständlich sind mir die Alten.«
    Dieses am Ruderbleibenwollen
    In allen Stücken und allen Rollen,
    Dieses sich Unentbehrlichvermeinen
    Samt ihrer »Augen stillem Weinen«,
    Als wäre der Welt ein Weh getan –
    Ach ich kann es nicht verstahn.
    Ob unsre Jungen, in ihrem Erdreisten,
    Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
    Ob dem Parnasse sie näher gekommen
    Oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,
    Ob sie, mit andern Neusittenverfechtern,
    Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
    Ob sie Frieden sä'n oder Sturm entfachen,
    Ob sie Himmel oder Hölle machen –
    Eins
läßt sie stehn auf siegreichem Grunde:
    Sie haben den Tag, sie haben die Stunde;
    Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
    Sie
beherrschen die Szene,
sie
sind dran.
     
     
Arm oder reich
    »Sagen Sie, sind Sie dem lieben Gold
    In der Tat so wenig hold,
    Blicken Sie wirklich, fast stolz, auf die Hüter,
    Aller möglichen irdischen Güter,
    Ist der Kohinoor, dieser ›Berg des Lichts‹,
    Ihnen allen Ernstes nichts?«
    So stellen zuzeiten die Fragen sich ein,
    Und ich sage dann »ja« und sag' auch »nein«.
     
    Wie meistens hierlandes die Dinge liegen,
    Bei dem Spatzenflug, den unsre Adler fliegen
    (Nicht viel höher als ein Scheunentor),
    Zieh' ich das Armsein entschieden vor.
     
    Dies Armsein ist mir schon deshalb genehmer,
    Weil für den Alltag um vieles bequemer.
    Von Vettern und Verwandtenhaufen
    Werd' ich nie und nimmer belaufen,
    Es gibt – und dafür will Dank ich zollen –
    Keine Menschen, die irgend was von mir wollen,
    Ich höre nur selten der Glocke Ton,
    Keiner ruft mich ans Telefon,
    Ich kenne kein Hasten und kenne kein Streben
    Und kann jeden Tag mir selber leben.
     
    Und doch, wenn ich irgend etwas geschrieben,
    Das, weil niemand es will, mir liegen geblieben,
    Oder wenn ich Druckfehler ausgereutet,
    Da weiß ich recht wohl, was Geld bedeutet,
    Und wenn man trotzdem, zu dieser Frist,
    Den Respekt vor dem Gelde bei mir vermißt,
    So liegt das daran ganz allein:
    Ich finde die Summen hier immer zu klein.
     
    Was, um mich herum hier, mit Golde sich ziert,
    Ist meistens derartig, daß mich's geniert;
    Der Grünkramhändler, der Weißbierbudiker,
    Der Tantenbecourer, der Erbschaftsschlieker,
    Der Züchter von Southdownhammelherden,
    Hoppegartenbarone mit Rennstallpferden,
    Wuchrer, hochfahrend und untertänig –
    Sie haben mir alle viel viel zu wenig.
     
    Mein
Intresse für Gold und derlei Stoff
    Beginnt erst beim Fürsten Demidoff,
    Bei Yussupoff und bei Dolgorucky,
    Bei Sklavenhaltern aus Süd-Kentucky,
    Bei Mackay und Gould, bei Bennet und Astor,
    – Hierlandes schmeckt alles nach Hungerpastor –
    Erst in der Höhe von Van der Bilt
    Seh' ich
mein
Ideal gestillt:
    Der Nil müßte durch ein Nil-Reich laufen,
    China würd' ich meistbietend verkaufen,
    Einen Groß-Admiral würd' ich morgen

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