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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Hügels noch einmal
    Sah er Sattel und Zaum und Pferd.
     
    Am Fuß des Hügels noch einmal
    Sah er seine Lady schön –
    Um das Wörtlein, das die Königin sprach,
    Mußt' sie ihn sterben sehn.
     
     

Bertrams Totengesang
     
    Sie schossen ihn tot um Mitternacht,
    Wo das Steinkreuz ragt empor,
    Und sie ließen ihn liegen in seinem Blut
    Auf dem einsamen Heidemoor.
     
    Sie ritten zu ihres Vaters Haus
    Und sprachen: »Es ist geschehn:
    Unsre Schwester, die zu oft ihn sah,
    Soll ihn nicht wieder sehn.«
     
    Am andern Morgen aber zurück
    Ritten sie zu der Stell',
    Und sie machten von Zweigen die Totenbahr'
    Und trugen ihn in die Kapell'.
     
    Ihre Schwester harrte des Zuges schon,
    Sie zerriß ihr langes Kleid,
    Ihre gelben Locken löste sie auf
    Und kniete an Bertrams Seit'.
     
    Sie holte geweihtes Wasser herbei
    Und wusch ihm die Wunden rein,
    Einen Kranz um die Brust, einen Kranz ins Haar –
    »Nun«, sprach sie, »mag es sein!«
     
    Sie hüllten ihn ein in schneeweiß Lein
    Und trugen ihn dann zur Ruh',
    Die Mönche sangen die Totenmess'
    Und Litaneien dazu.
     
    Sie trugen ihn fort an den alten Ort,
    Die Nacht war still und bang;
    Es fiel der Tau, der Nebel zog
    Das Heidemoor entlang.
     
    Sie gruben sein Grab zwei Fuß tief nur,
    Wo das Kreuz gen Osten schaut,
    Und sie deckten ihn zu mit Ginstergestrüpp
    Und mit Moos und mit Farrenkraut.
     
    Der Mönche einer stand am Grab
    Und betete, bis es getagt;
    Und in der Kapelle singen sie,
    Solange das Steinkreuz ragt.
     
     

Sir Patrick Spens
     
    Der König sitzt in Dumferlin-Schloß,
    Er trinkt blutroten Wein:
    »Wer ist mein bester Segler?
    Er muß in See hinein!«
     
    Sprach da ein schottischer Ritter
    (Er stand an des Königs Seit'):
    »Der beste, das ist Sir Patrick
    Im Lande weit und breit.«
     
    Der König schrieb einen offenen Brief,
    Einen Brief mit eigner Hand –
    Sir Patrick schritt am Meere
    Hin über den knirschenden Sand.
     
    Er sah auf die erste Zeile
    Und lachte, als er sie sah,
    Er las die zweite Zeile,
    Nicht weiter las er da.
     
    Sein Auge stund in Tränen:
    »Wem tat ich also weh,
    Zu schicken in dieser Sturmzeit
    Mich über die weiße See?
     
    Zu Schiff nun, liebe Mannen,
    Wir segeln vor Tagesschein!«
    Da sprach ein alter Matrose:
    »Sir Patrick, das kann nicht sein.
     
    Ich hört' in meiner Koje
    Die Windsbraut, wie sie gelacht,
    Und der neue Mond hielt den alten
    Im Arme die letzte Nacht.«
     
    Es kam der nächste Morgen,
    Sie gingen all an Bord,
    Sir Patrick und die Seinen
    Und mancher schottische Lord.
     
    Im Winde flaggten die Wimpel,
    Hoch tanzten Schiff und Flut-
    Drei Tage, da schwamm auf dem Meere
    Nur noch ein bebänderter Hut.
     
    Nun sitzen viel schöne Frauen
    Mit ihren Fächern am Strand
    Und warten auf Sir Patrick,
    Und daß er steig' an Land.
     
    Alle tragen sie Kämme mit Goldschmuck
    Und blicken hinaus aufs Meer,
    Doch sie erharren keinen
    Und sehen keinen mehr.
     
    Fünfzig Faden tief und tiefer,
    Da pflegen sie all der Ruh:
    Sir Patrick und die Seinen
    Und die schottischen Lords dazu.
     
     

Lord Murray
     
    Ihr bunten Hochlands-Clane,
    Was waret ihr so fern?
    Sie hätten nicht erschlagen
    Lord Murray, euren Herrn!
     
    Er kam von Spiel und Tanze,
    Ritt singend durch die Schlucht –
    Sie haben ihn erschlagen
    Aus Neid und Eifersucht.
     
    Im Lenze, ach, im Lenze –
    Sie spielten Federball,
    Lord Murrays stieg am höchsten
    Und überflog sie all.
     
    Im Sommer, ach, im Sommer –
    Aus zogen sie zum Strauß,
    Da rief das Volk: »Lord Murray
    Sieht wie ein König aus.«
     
    Im Herbste, ach, im Herbste –
    Zu Tanze ging es hin:
    »Mit Murray will ich tanzen!«
    Rief da die Königin.
     
    Er kam von Spiel und Tanze,
    Ritt singend durch die Schlucht –
    Sie haben ihn erschlagen
    Aus Neid und Eifersucht.
     
    Ihr bunten Hochlands-Clane,
    Was waret ihr so fern?
    Sie hätten nicht erschlagen
    Lord Murray, euren Herrn!
     
     

Königin Eleonorens Beichte
     
    Todkrank lag Königin Eleonor',
    Sie wußte, daß schlecht es stünde:
    »Schickt mir zwei Mönche von Frankreich her,
    Daß ich beichte meine Sünde.«
     
    Der König rief seine Haushalt-Lords,
    Seinen ersten und seinen zweiten:
    »
Ich
will Leonorens Beichtiger sein,
    Lord Marschall, du sollst mich begleiten.«
     
    »Lord Marschall, steh auf, ich verpfände mein Wort
    Woll' mir zuvor versprechen,
    Was auch die Königin beichten mag,
    An mir es nimmer zu rächen.«
     
    »Lord Marschall, steh auf, ich verpfände mein Wort
    Und ganz England zu

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