Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
Weib?«
     
    »Ich finde sie süß, Lord Barnard,
    Ich finde sie süß und traut,
    Und schliefe doch lieber im Walde
    Bei Ginster und Heidekraut.«
     
    »Steh auf, steh auf, Jung-Musgrave,
    Leg Kleid und Waffen an,
    Steh auf, ich mag nicht töten
    Einen unbewehrten Mann.
     
    Und hast du keine Waffen,
    Ich hab' zwei Klingen hier,
    Nimm du die beste und längste
    Und laß die kürzeste mir.«
     
    Jung-Musgrave schlug zum ersten,
    Er traf Lord Barnard gut,
    Lord Barnard schlug zum zweiten,
    Da lag der Knab' im Blut.
     
    Die Lady warf sich auf ihn:
    »Leb wohl mein süßer Knab',
    Will beten für deine Seele,
    Solang' ich Leben hab'.«
     
    »Dann bete schnell, lieb' Lady,
    Und bete für dich mit!«
    In ihren weißen Nacken
    Die rote Klinge schnitt.
     
    Lord Barnard stieg zu Rosse,
    Auf glomm der erste Schein:
    »Begrabt sie beieinander-
    Ein Grab und einen Stein!«
     
    Lord Barnard ritt von dannen,
    Sah starr ins Morgenlicht:
    »Die Ehre ist genesen,
    Mein Herze ist es nicht!«
     
     

Das Douglas-Trauerspiel
     
    »Zu Roß, Mylord! leg Waffen an
    Und räch' unsres Hauses Schmach;
    Lord William entführt unsre Tochter –
    Auf, auf, und den Flüchtigen nach.
     
    Und zu Roß! meine sieben Söhne,
    Und hinaus, und hinein in die Nacht,
    Und eurer jüngsten Schwester
    Habet besser Acht!«
     
    Lady Douglas rief's. Sie fuhren all' auf,
    Legten Helm und Waffen an:
    Lord William und Lady Margret,
    Die waren noch kaum von dann.
     
    Er hob sie auf ein milchweiß Roß,
    Ein Jagdhorn zu Seiten ihm hing,
    Einen Apfelschimmel bestieg er selbst,
    Und über die Heid' es ging.
     
    Oft, über die linke Schulter hinweg,
    Im Reiten er rückwärts sah,
    Den Alten und seine Söhne
    Ansprengen sah er da.
     
    »Steig' ab, steig' ab, liebe Lady mein,
    Und nimm mein Roß an die Hand,
    Deinem Vater und deinen Brüdern
    Muß ich nun halten Stand.«
     
    Sie nahm sein Roß; hernieder rann
    Keine Träne auf den Hag,
    Bis neben ihren Brüdern
    Ihr Vater im Blute lag.
     
    »Halt ein, halt ein, Lord William,
    Deine Streiche treffen zu schwer,
    Ich fände wohl manchen Liebsten noch,
    Einen Vater nimmermehr.«
     
    Sie nahm aus dem Mieder ein weißes Tuch
    Von niederländischem Lein,
    Sie wusch ihres Vaters Wunden damit,
    Die waren röter als Wein.
     
    »Nun wähle, lieb' Lady, und wähle schnell:
    Willst du gehn oder bleiben, sprich!«
    »Ich will mit dir gehn, ich muß mit dir gehn,
    Ich habe ja nur noch dich.«
     
    Er hob sie auf ihr milchweiß Roß,
    Auf der Heide lag Vollmondschein;
    Seinen Apfelschimmel bestieg er selbst,
    Und so ritten sie querfeldein.
     
    Sie ritten feldein bei Mondenschein,
    Im Schritt halb, halb im Trab;
    Und als sie kamen an einen Quell,
    Da stiegen sie langsam ab.
     
    Sie wollten trinken; vorüber rann
    Wie Silber die klare Flut,
    Und als sich Lord William bückte,
    Da wurde sie rot von Blut.
     
    »Halt an, halt an, Lord William,
    Du bist wund bis auf den Tod!«
    »Es ist mein Scharlachmantel,
    Der scheint im Wasser so rot. «
     
    Sie ritten feldein bei Mondenschein,
    Im Schritt halb, halb im Trab,
    Und als sie kamen an sein Schloß,
    Da stiegen sie langsam ab.
     
    »Steh' auf, steh' auf, liebe Mutter mein,
    Steh' auf und öffne das Tor,
    Ich hab' mein Lieb gewonnen,
    Und wir halten beide davor.
     
    Und mache mein Bett, liebe Mutter,
    Und ein zweites dicht daran;
    Lady Margret muß dicht bei mir sein,
    Auf daß ich schlafen kann.«
     
    Lord William starb vor Mitternacht,
    Lady Margret vor Tagesfrüh;
    Man trug sie nach Sankt Marien hin,
    Da standen drei Tage sie.
     
    Er wurde begraben im Kirchenschiff
    Und sie in der Halle vorn,
    Eine Rose wuchs aus ihrem Grab,
    Aus seinem ein Hagedorn.
     
    Sie wuchsen hoch am Gewölb entlang,
    Als wären sie gern sich nah,
    Und jeder sagte: »Zwei Liebende sind's!«
    Wer sie so wachsen sah.
     
    Bis endlich der schwarze Douglas kam,
    Im Herzen Wut und Weh,
    Der riß die beiden Sträucher heraus
    Und schleuderte sie in den See.
     
     

Lord Athol
     
    Lord Athol kniet im Beichtstuhl
    Vor dem Bischof von Aberdeen:
    »Frommer Bischof, ich fühl' ein Feuer
    In Mark und Adern glühn.
     
    O lösch mit Gebet und Gnade
    Mir das Feuer im Herzen aus –
    Unter weißen Schlehn im Walde
    Stand ein einsam Jägerhaus.
     
    Es stand im Wald unter weißen Schlehn,
    Seit drei Nächten steht es nicht mehr,
    Ich legte Stroh und Reisig
    Und Strauchwerk rings umher.
     
    Die Flammen verzehrten alles,
    Das Haus und den Mönch und mein Kind,
    Sie liebten sich, sie küßten sich,
    Ihre

Weitere Kostenlose Bücher