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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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jagen,
    Es brennt mein Herz, Mann gegen Mann
    Die Schlacht mit ihm zu schlagen.«
     
    Lord Douglas hört's und ruft ihm zu:
    »Da soll mich Gott verderben,
    So wahr ein Lord ich bin wie du,
    Du oder ich muß sterben.
     
    Doch hör' mich, Percy, Schande wär's
    Und Schimpf an unsrem Leben,
    So vieler Mannen schuldlos Blut
    Mit in den Kauf zu geben.
     
    Es sei all' unser Streit gelegt
    In unsre beiden Speere ...«
    »Verdammt sei der«, rief Percy da,
    »Der andren Sinnes wäre ...«
     
    Da trat ein Rittersmann herfür,
    Withrington hieß der Degen,
    Der sprach: »Hier müßig zuzuschaun,
    Dran ist uns nicht gelegen.
     
    Wir wollen nicht, dieweil ihr kämpft,
    Hier Psalm und Lieder singen,
    Und unsrem König Heinrich dann
    In London Botschaft bringen.
     
    Wohl seid ihr Lords und edle Herrn,
    Und wir nur Knapp' und Ritter,
    Doch dächt' ich traun, auch unser Schwert
    Macht Wunden oder Splitter.«
     
    Da tat alsbald all' englisch Volk
    Den Eschenbogen biegen,
    Und achtzig Schotten sanken hin
    Von ihrer Pfeile Fliegen.
     
    Lord Douglas aber, unbewegt,
    Sitzt fest im Eisenbügel
    Und kehrt zu seinen Mannen jetzt
    Hoch auf des Waldes Hügel.
     
    Schon stehn sie da, nach Kriegesart
    Geteilt zu dreien Rotten,
    Und nieder wie ein Hagel jetzt
    Fährt Douglas mit den Schotten.
     
    Das gab ein Stechen und ein Hau'n,
    Manch breite Wunde klaffte,
    Längst unser englisch Bogenvolk
    Nicht mehr den Bogen straffte.
     
    O Christ, es war für Herz und Sinn
    Ein Leid, nicht auszusagen,
    Wie stöhnend da in Sand und Blut
    Die Menschenknäule lagen.
     
    Und immer schwankte noch die Schlacht,
    Da endlich – mit Gestampfe –
    Ansprangen wie zwei Löwen jetzt
    Die Führer selbst zum Kampfe.
     
    Sie kämpften, bis vernehmbar fast
    Ihr Herz im Busen klopfte,
    Bis Blut und Schweiß von Brust und Stirn
    Wie Regen niedertropfte.
     
    »Ergib dich, Percy!« Douglas rief's,
    »Ganz Schottland soll dich preisen,
    Und König Jakob Ehr' und Gunst
    Am Throne dir erweisen.«
     
    Doch Percy stolz: »Da wollt' ich eh'
    Wie Kraut am Sumpf verrotten,
    Mein Wort ist nein und dreimal nein
    Genüber jedem Schotten.«
     
    Da kam ein Pfeil aus unsern Reihn
    Verrätrisch durch die Lüfte
    Und bohrte tief in Douglas' Herz
    Durch Rippe sich und Hüfte.
     
    Er sank vom Roß, ein stiller Mann,
    Graf Percy sah ihn enden
    Und faßte dann des Toten Hand
    Mit seinen beiden Händen.
     
    »O Douglas«, rief er, »solchen Siegs,
    Des hat mein Herz nicht Labe,
    Hin gäb' ich für dein Leben jetzt
    Mein Land und meine Habe.«
     
    Er sprach es kaum, da kam's wie Sturm
    Durch Freund und Feind gestoben,
    Den Leib zum Stoß weit vorgebeugt
    Und hoch den Schild gehoben.
     
    Wer ist's? Sir Ralph Montgommery.
    Er sah den Douglas sinken,
    Nun soll auch Percys Helmbuschzier
    Nicht länger drohn und winken.
     
    Und schleudernd jetzt den wucht'gen Schaft
    Mit Hasses Kraft und Schnelle,
    Durchfuhr die Lanze Percys Leib
    Um eine Weber-Elle.
     
    Hin sank der ritterlichste Held
    Auf hufgestampfte Tenne,
    Schon aber griff ein Bogenschütz
    Nach Köcher und nach Senne.
     
    Er spannte straff des Bogens Seil,
    So straff, wie nie er's spannte,
    Und drückte seinen längsten Pfeil
    Scharf an die Eschenkante.
     
    Lang zielt' er so, daß sichren Flugs
    Der Pfeil zum Herzen dringe,
    Und feucht vom Blut des Schotten jetzt
    Bebt' in der Brust die Schwinge.
     
    So fiel Sir Ralph Montgommery,
    Und mit ihm sind gefallen
    Auf beiden Seiten männiglich
    Die Ritter und Vasallen.
     
    Von zwanzighundert schott'schen Volks,
    Die Schild und Speer genommen,
    Kaum fünfundfünfzig, weh und wund,
    Sind norderwärts entkommen.
     
    Und unser Volk, nicht siegesfroh
    Trug es den Sieg von dannen,
    Nur dreiundfünfzig kehrten heim
    Von fünfzehnhundert Mannen.
     
    Die andern schliefen fest im Wald
    Nach heißem Kampfgewühle,
    Und Nachtwind nur und Mondenlicht
    Glitt über ihre Pfühle.
     
    Das war die Jagd im Chevy-Forst,
    Wo Herr und Hirsch gefallen.
    Gott schütz' den König, unsren Herrn,
    Und sei uns gnädig allen.
     
     

Charles Bawdins Tod und Begräbnis
     
    1471
     
    (Nach Thomas Chatterton)
     
    Auf dämmert der Tag, der Hahn kräht hell,
    Blaß schimmert des Mondes Horn,
    Und im Morgenrote der Tropfen Tau
    Glitzert am Hagedorn.
     
    König Edward aber, nicht Hahnenschrei
    Rief ihn vom Schlummer wach;
    Drei Raben weckten ihn mit Gekreisch
    Oben am Wetterdach.
     
    Und der König fuhr auf: »Beim ew'gen Gott,
    Ich versteh' euer Mahnen und Schrei'n;
    Charles Bawdin
, der soll

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