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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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meinen Füßen,
    Was auch die Königin beichten mag,
    Du sollst es nimmer büßen.
     
    Wir legen an ein mönchisch Gewand-
    In Kapuze und grauem Kleide,
    So kommen wir betend von Frankreich her
    Und hören die Beichte beide.«
     
    Sie legten an ein mönchisch Gewand;
    Als gen Whitehall sie schritten,
    Des Volkes Menge begleitete sie
    Mit Kniefall und frommen Bitten.
     
    Sie traten hin vor die Königin
    Und sprachen mit Händefalten:
    »Vergib, es haben Wetter und Wind
    Unsren Dienst zurückgehalten.«
     
    »Wenn ihr zwei Mönche von Frankreich seid,
    Kann ich euer Säumen nicht schelten;
    Wenn ihr zwei englische Mönche seid,
    Sollt ihr's am Leben entgelten.«
     
    »Wir sind zwei Mönche von Frankreich her,
    Drum beichte ohne Bangen,
    Wir haben noch keine Messe gehört,
    Seit wir zu Schiff gegangen.«
     
    »Die erste Sünde, die ich beging,
    Hat andre groß gezogen:
    Lord Marschall hab' ich zuvor geliebt
    Und den König hab' ich betrogen.«
     
    »Eine schwere Sünde! ich löse sie doch
    In Gottes und Christi Namen.«
    Der König spricht's, Lord Marschall bebt
    Und murmelt: »Amen, Amen.«
     
    »Die zweite Sünde, die ich beging,
    Die will ich zum andern bekennen,
    Ich mischt' einen Trunk, der sollte mich rasch
    Von König Heinrich trennen.«
     
    »Eine schwere Sünde! ich löse sie doch
    In Gottes und Christi Namen.«
    Der König spricht's, Lord Marschall bebt
    Und murmelt: »Amen, Amen.«
     
    »Die dritte Sünde, die ich beging,
    Die will zum dritten ich beichten,
    Meine Hände waren's, die Becher und Gift
    An Rosamunden reichten.«
     
    »Eine schwere Sünde! ich löse sie doch
    In Gottes und Christi Namen.«
    Der König spricht's, Lord Marschall bebt
    Und murmelt: »Amen, Amen.«
     
    »Seht in der Halle den Knaben dort,
    Er spielt mit dem Federballe,
    Das ist Lord Marschalls ältester Sohn,
    Und ich lieb' ihn mehr als alle.
     
    Und seht in der Halle den zweiten dort,
    Er hascht nach dem fliegenden Balle,
    Das ist König Heinrichs jüngster Sohn,
    Und ich haß' ihn mehr als alle.
     
    Er hat einen Kopf wie ein Warwick-Stier
    Und ist täppisch wie ein Bär«;
    »Mag sein«, rief König Heinrich da,
    »Ich lieb' ihn desto mehr.«
     
    Ab riß er Kapuze und Mönchsgewand,
    Sein Antlitz war blutrot,
    Leonore schrie auf und rang die Händ' –
    Ihre Beichte war ihr Tod.
     
    Der König über die Schulter sah,
    Vielgrimmig sah er drein:
    »Lord Marschall, wär's nicht um mein Wort,
    Du solltest gehangen sein.«
     
     

 
Chevy-Chase oder
Die Jagd im Chevy-Forst
    Gott schütz' den König, unsren Herrn,
    Und unser aller Leben;
    Im Chevy-Walde hat sich einst
    Wehvolle Jagd begeben.
     
    Graf Percy von Northumberland,
    Vor Taue noch und Tage
    Zog aus er heut, mit Hund und Horn,
    Daß er den Hirsch erjage.
     
    Er schwur es jüngst an heil'ger Stätt'
    – Sorglos um Groll und Knirschen –,
    Er woll' drei Sommertage lang
    Auf schott'schem Boden pirschen.
     
    Er woll', was lebt im Chevy-Forst,
    Mit Speer und Pfeil erlegen.
    »Lord Douglas schütze, wenn er kann,
    Den Hirsch in den Gehegen.«
     
    Lord Douglas, der in Schottland lag,
    Als er das Wort vernommen,
    Dem Percy-Grafen schwur er da
    Ein blutiges Willkommen;
     
    Der
aber ist im Walde schon
    Mit fünfzehnhundert Mannen,
    Wohlausgesucht und wohlerprobt,
    Den Bogen straff zu spannen.
     
    Schon, von der Meute aufgeschreckt,
    Flieht, was die Schlucht geborgen;
    Ein Montag war's, noch halbe Nacht,
    Es graute just im Morgen.
     
    Und eh' der Mittag kam, da lag
    Haufweis das Wild erschlagen,
    Doch rastlos, nach getanem Schmaus,
    Begann ein neues Jagen.
     
    Aufs neu durch Schlucht und Dickicht hin
    Stob Huf und Hund nach Beute,
    Und neuer Angstschrei mischte sich
    Dem Lustgeheul der Meute.
     
    Graf Percy nun war satt des Spiels
    Mit Hirschen und mit Hinden,
    Er sprach: »Lord Douglas gab sein Wort,
    Hier soll' ich heut ihn finden.
     
    Bei Gott, nicht länger harrt' ich sein,
    Dächt' ich, er könn' es brechen.«
    Da tät alsbald ein Ritter jung
    Also zum Grafen sprechen:
     
    »Schau, Herr, dort blitzt es durch den Wald,
    Das ist er mit den Seinen,
    Schau, wie im Mittagssonnenglühn
    Die blanken Speere scheinen.
     
    Zweitausend sind's vom Lauf des Tweed,
    Aus Tälern und aus Glennen,
    Und der vorauf ist Douglas selbst,
    An Roß und Helm zu kennen.«
     
    » ... Nun denn, wohlan!« rief Percy da,
    »Dies Feld sei unsre Schranke,
    Noch schlüpfte keiner mir hindurch,
    Sei's Schotte oder Franke.
     
    Das
ist der Hirsch, den ich gesucht,
    Nun lohnt es sich, zu

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