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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Teacher – als dünner, eleganter, kraushaariger Gorilla kostümiert – tanzte mit Tessa, die ein langes, durchscheinendes gelbes Kleid trug und auf ihrem Kopf lange wippende Fühler hatte. Teacher hielt sie fest an sich gedrückt und redete auf sie ein. Tessa hörte mit großen Augen zu und nickte energisch mit dem Kopf. Die beiden bildeten ein ziemlich unwahrscheinliches Paar. Die Tür ging zu. »Wann werden sie alle nach Hause gehen?« fragte mich Lisl.
»Es wird sicherlich nicht sehr spät«, versprach ich, obwohl ich sehr wohl wußte, daß es ganz bestimmt sehr spät werden würde.
»Ich hasse Feste«, sagte Lisl.
»Ja«, sagte ich, obwohl offensichtlich war, daß sie sich schon entschlossen hatte, sich nichtsdestoweniger mal draußen umzusehen. Sie liebte es, sich in ihrem Rollstuhl schieben zu lassen. Das erhöhte irgendwie ihre Majestät. Wahrscheinlich würde ich ihr diesmal diesen Dienst leisten müssen, und sicherlich fiel ihr irgendwas ein, mich dabei lächerlich zu machen. Ich verschloß den Koffer. »Komm schon, Lisl«, sagte ich. »Gehen wir raus und sehen uns mal um.«
»Muß das sein«, sagte sie, prüfte dabei aber schon ihr Makeup im Spiegel. Dann öffnete sich die Tür von neuem. Ein kleiner, lächelnder Mann stand da.
Zuerst dachte ich, er trüge ein besonders aufwendiges Kostüm, zu dem ein geschwärztes Gesicht gehörte. Dann erkannte ich Johnny den Tamilen. Er sah anders aus, er trug eine goldgerandete Brille. Er lachte. »Wie wunderbar!« sagte er. »Wie wunderbar!« Ich nahm an, er meinte das Fest, aber er schien das Fest kaum zu bemerken. Vielleicht war er high. »Wunderbar, dich zu finden, Bernard«, sagte er. »Ich habe schon überall gesucht.«
»Wie ich hörte, haben dich die Bullen hoppgenommen«, sagte ich.
Er sah mich über seine Brillengläser an. »Ich habe Schwein gehabt. Da war diese Demonstration gegen die Marschflugkörper. Dreihundert Verhaftungen. Sie brauchten den Platz in den Zellen. Da haben sie mich rausgeschmissen.« Sein Deutsch war nicht besser geworden, aber ich hatte mich an seinen Akzent gewöhnt.
»Ich werde dir was zu trinken holen«, bot ich an. Hinter ihm sah ich durch die offene Tür den Herzog von Wellington, der eine ziemlich entzückende Geisha fest in den Armen hielt. Für einen flüchtigen Augenblick meinte ich, Daphne Cruyer zu erkennen, aber als sie den Kopf wandte und Frank anlächelte, wußte ich, daß sie es nicht war.
»Nein. Ich muß weg. Ich habe dir das hier mitgebracht.« Er gab mir einen großen Umschlag mit Eselsohren. Ich öffnete ihn. Er enthielt eine Kunststoffschachtel, die ein bißchen wie ein kleines Radio aussah. »Das ist Spenglers …« sagte Johnny. »Er wollte, daß du ihn kriegst. Es ist sein Schachcomputer.«
»Danke.«
»Er hat immer gesagt, daß, wenn ihm je was zustieße, ich seine Brille haben sollte und du seinen Computer. Das ist alles, was er besaß«, setzte Johnny überflüssigerweise hinzu. »Die Bullen haben seinen Paß genommen.«
»Für mich. Bist du sicher?«
»Ganz sicher. Spengler mochte dich. Ich habe die Batterien erneuert.«
»Danke, Johnny. Sind die Gläser richtig für dich?« Die Brille veränderte seine Erscheinung erheblich.
»Nein, ich sehe dadurch alles verschwommen. Aber die Brille ist schick, findest du nicht?«
»Doch, ist sie«, sagte ich. »Dies ist Tante Lisl. Trink doch ein Glas.«
»Hello, Tante Lisl.« Die Vorstellung, daß Lisl wirklich meine Tante sein könnte, schien ihn zu verwirren, aber er fragte nicht nach.
»Nein, ich muß weg, Bernard.«
»Haben sie rausbekommen, wer Spengler umgebracht hat?« fragte ich.
»Sie haben nicht mal seinen richtigen Namen rausgekriegt oder wo er her war. Um den kümmert sich keiner mehr, außer uns.«
Er winkte, und fort war er. Lisl hatte nicht versucht, der Unterhaltung zu folgen. »Mit der Wahl deines Umgangs musst du in dieser Stadt vorsichtig sein«, sagte sie. »Hier ist es nicht wie in London.«
Lisl, die, soweit ich wußte, nie in London gewesen war, sagte das schon, seitdem ich, damals war ich sechs Jahre alt gewesen, eines Tages Axel Mauser mitgebracht hatte, um ihm meine Sammlung von Nazi-Orden zu zeigen.
Johnnys Besuch war so kurz, daß ich vergaß, ihm ein bisschen Kleingeld zu geben. Leuten wie Johnny ist mit ein paar Mark schon sehr geholfen. Weiß der Himmel, wieviel Zeit und Mühe er darauf verwandt hatte, mich aufzuspüren. Er hatte sogar neue Batterien für mich geklaut. Langlebige Batterien sogar, die besten. Vermutlich hatte er sie von

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