Gedrillt
das Dach des Ford-Kombis. Jeremy Teacher, noch immer im GorillaKostüm, saß am Steuer. Er war pitschnaß. Ich fragte ihn, was los sei, und er mußte schreien, um sich durch den Lärm des Regens und Donners Gehör zu verschaffen. »Steigen Sie ein«, sagte er.
»Was ist los?« sagte ich, vielleicht zum vierten Mal.
»Was zum Teufel glauben Sie, daß los ist?« sagte er wütend. »Der verdammte Befehl ist vor dreieinhalb Stunden durchgekommen!«
»Sie haben von einem Volkswagenbus gesprochen.« Er warf mir einen giftigen Blick zu. »Ich habe meinen Paß nicht dabei«, sagte ich und drehte fast durch, als ich an all die anderen Dinge dachte, die ich nicht dabeihatte.
»Steigen Sie ein! Ich habe die Pässe hier.« Die Aussicht, als Gorilla kostümiert durch die Kontrollen fahren zu müssen, verdarb ihm offensichtlich die Laune.
Jetzt sah ich, daß Tessa draußen im Regen herumtanzte. Sie war vollkommen durchnäßt, schien sich aber des fesselnden Anblicks, den sie in dem ihr nun am Leibe klebenden dünnen Kleidchen bot, nicht bewußt zu sein.
Doch dieser Anblick – und der eines Gorillas am Steuer eines Ford Transit, der sich lautstark mit einem Zivilisten stritt, der aussah wie sein Wärter – zog Zuschauer an, die, da sie von Werners Fest kamen, ihrerseits auch bemerkenswert aussahen. Manche von ihnen hatten Regenschirme, aber vielen schien es ebensowenig wie Tessa was auszumachen, bis auf die Haut naß zu werden.
Auch Werner erschien, gebeugt unter dem Gewicht des Koffers meines Vaters. Er öffnete die Hecktür des Wagens, um den Koffer einzuladen, und während er das tat, stieß Tessa ihn beiseite, kletterte auf die Ladefläche und knallte die Tür zu, daß die Karosserie kreischte.
»Also los!« schrie Teacher. »Tessa ist hinten drin«, sagte ich. Er sah sich um und schrie: »Steigen Sie aus, Tessa.«
»Ich fahre mit euch«, gurrte Tessa.
»Seien Sie nicht albern, Sie haben keinen Paß«, sagte Teacher mit einer ruhigen Höflichkeit, die unter diesen Umständen sehr rühmlich war.
»Aber doch, habe ich«, sagte sie triumphierend. Irgendwoher hatte sie das Dokument zum Vorschein gebracht und hielt es nach vorn, um es ihm zu zeigen. »Dicky hat gesagt, ich sollte ihn hier immer bei mir tragen.«
»Steigen Sie aus, Sie blöde Ziege!« Er trat aufs Gas, um den Motor aufheulen zu lassen, als hoffte er, sie damit zu verscheuchen, aber es gelang nicht. Es zeigte nur, daß der Motor stotterte. Ich hatte Zweifel, ob er die Reise schaffen würde. »Ich will nicht, ich will nicht.«
»Um Himmels willen, schmeißen Sie sie raus!« rief Teacher mir zu.
»Wer zum Teufel glauben Sie, daß Sie sind?« sagte ich. »Schmeißen Sie sie selber raus.« Ich kannte Tessa in dieser weggetretenen Verfassung und beschloß, den kühnen Mr. Teacher sich sein Geld verdienen zu lassen.
Er sah auf seine Uhr. »Wir müssen los.« Fluchend öffnete er die Tür und stieg aus, doch der Regen, der alsbald seinen Gorilla-Anzug durchnäßte, bewirkte offenbar einen Sinneswandel, denn er stieg gleich wieder ein und setzte sich wieder hinters Steuer.
»Los, Tessa, wir müssen fahren.«
»Ich komme mit«, sagte sie.
»Nein, verdammt noch mal, das tun Sie nicht!« sagte Teacher. Er schaltete die Heizung auf volle Touren. Das nasse Gorillafell war offenbar kalt.
Dann trat Dicky auf. Er war als Harlekin kostümiert, – sorgfältig geschminktes Gesicht, karierter Anzug und imposanter Hut –, eine Maskerade die sich auf deutschen Faschingsfesten großer Beliebtheit erfreut. Er bemerkte Tessa und meldete uns pflichteifrig, daß sie hinten im Wagen sitze. Teacher stieß einen lauten und zornigen Seufzer aus. »Dann holen Sie sie raus«, sagte er, ohne seine respektvolle Zurückhaltung, die er im Verkehr mit Vorgesetzten gewöhnlich walten ließ. Inzwischen drängten sich anscheinend Dutzende von Leuten in phantastischen Kostümen um den Wagen, obwohl es in der Dunkelheit und bei dem Regen schwer war, irgend jemanden zu erkennen. Jedenfalls drängten sich die Leute so dicht, daß es schwierig sein würde, sich einen Weg durch sie zu bahnen und die Hecktür aufzukriegen, um Tessa herauszuholen, selbst wenn, im Fall einer groben Behandlung Tessas, keiner sich einmischte. Und, wenn ich irgend etwas von den Wirkungen des Alkohols auf die männliche Psyche wußte: Ein Handgemenge mit Tessa würde sofort einen Aufstand provozieren. Ein Blitz flammte auf. Weitere Scharen phantastisch kostümierter Masken ergossen sich auf die Straße. Das Gedränge rings um den
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