Gedrillt
und du, daß Fiona für uns arbeitet?«
»Genauso ist es. Sogar die Wiener Mannschaft, die letzte Woche deine Begegnung mit ihr arrangiert hat, war der Meinung, daß sie dabei Moskau vertrat.«
»Es erleichtert mich, das zu hören.«
»Wenn wir alle drei, ich, Bret und der Direktor, auf einmal das Zeitliche segnen – und das ist nicht vollkommen undenkbar
–, werdet ihr, du und Fiona, die einzigen sein, die die wahre Geschichte kennen. Selbst der Führungsoffizier, der ihre Berichte bearbeitet, ist nicht wirklich ein Führungsoffizier. Er weiß nicht, von wem die Berichte kommen.«
»Ich hätte also keine Aussicht, irgend jemanden davon zu überzeugen, daß Fiona für uns arbeitet?«
»Und Fiona ihrerseits würde es nicht wagen, auch nur den Versuch zu machen.« Er räusperte sich. »Ja, so ist die Lage,
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Bernard. Deshalb habe ich dich kommen lassen.«
»Was sollte ich deines Erachtens tun?« sagte ich.
»Warten.«
Ich sah ihn an. Sein Gesicht war weiß und aufgedunsen, aber krank oder nicht, zeigte es noch immer die keinen Widerspruch duldende Entschlossenheit, die ihn von jeher auszeichnete. »Wir können Fiona da erst rausholen, wenn die Zeit dafür reif ist.«
»Wartet nicht zu lange, Silas«, sagte ich. »Agenten werden unvorsichtig, das wissen wir doch beide. Ihr müßt sie zurückbeordern. Ich hätte es am liebsten gehabt, wenn sie schon neulich mit mir in den Westen zurückgekehrt wäre.«
»Und alles kaputtgemacht hätte, wofür sie gearbeitet hat?
Bernard, deine Frau ist Perfektionistin. Das muß dir doch irgendwann während eurer Ehe klargeworden sein.«
»Nein«, sagte ich. Was mir während meiner Ehe mit Fiona klargeworden war, war letztlich nur, daß, obwohl ich so gut wie jede Idee, jeden Gedanken, jedes Gefühl mit ihr teilte, sie sich ihre eigenen Geheimnisse bewahrt hatte, und zwar mit einer Disziplin, die nicht anders als fanatisch zu nennen war.
Ich kam mir betrogen vor. Nicht bemogelt, angeschmiert und ausgenommen, weil ich mich habe überrumpeln lassen, sondern jahrelang systematisch getäuscht von der Person, die gelobt hatte, mich zu lieben und zu pflegen. Fiona Kimber-Hutchinson, nimmst du diesen Mann? Ja, hochgenommen hatte sie mich. »Sie will ihren eigenen Tod inszenieren, damit sie nicht merken, was sie bei ihnen getrieben hat. Ihren Tod inszenieren und dann für ungefähr sechs Monate irgendwo abtauchen. Wir könnten Fionas Material noch ewig weiterverwerten, wenn sie nicht draufkommen, was Fiona bei ihnen gemacht hat.« Dem Gedankengang konnte ich folgen, bedachte ich aber, was er beinhaltete, war ich wie vor den Kopf geschlagen. Wenn Fiona irgendwo versteckt werden sollte, würde ich ihr dort Gesellschaft leisten? Und mit welcher
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Begründung konnte man Gloria mein plötzliches
Verschwinden erklären? Ihr die ganze Wahrheit zu sagen kam natürlich nicht in Frage. Und was sollte aus den Kindern werden?
Silas fügte hinzu: »Sie hat uns alle möglichen tollen Sachen gesteckt, die wir nicht verwendet haben, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Aber wenn sie erst in Sicherheit ist, können wir loslegen.«
Er hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber Mrs. Porter kam und servierte uns Tee. Heute hatte sie sich selbst übertroffen.
Es gab hausgemachte Würstchen in Blätterteig und einen Gugelhupf, dessen Rezept sie sich beschafft hatte, als sie entdeckte, daß sich für Silas damit glückliche Erinnerungen an eine gute alte Zeit verbanden.
»Wer soll denn das alles essen, Frau …?« sagte Silas grimmig.
»Regen Sie sich doch nicht auf! Mr. Samson wird es essen.
Die Fahrt ist lang. Er wird hungrig sein.«
Silas griff in seine Tasche nach den Schlüsseln, die an einem Ring am Ende einer goldenen Kette hingen. Einen von diesen hielt er in die Höhe. »Sehen Sie diesen Burschen, Mrs.
Porter? Wenn mir irgendwas zustößt, nehmen Sie dieses kleine Dingsda und geben es Mr. Samson. Sie rufen ihn an und bitten ihn, hier herauszukommen, und sie geben es ihm und keinem anderen. Verstehen Sie das, Mrs. Porter?« Mit einer unbekümmerten Gebärde, die wohl eines Flaneurs würdig war, wirbelte er die Schlüssel an der Kette herum, ehe er sie wieder in die Tasche steckte. Draußen begann das Geräusch der Kettensäge von neuem.
»Ich kann Gedanken an dergleichen nicht ertragen, Mr.
Gaunt.«
»Sie werden tun, was ich Ihnen sage. Darauf kann ich mich doch verlassen, oder?«
»Sie wissen, daß Sie’s können, Sir.«
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»Das ist gut. Aber nun trollen Sie
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