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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Teacher erzählen zu lassen, was er vorhatte.
    »Bitte, Frank, eins möchte ich aber klarstellen«, sagte ich.
    »Soll Teacher die Sache durchziehen oder ich?«
    »Es ist absolut unnötig, einen Chef zu benennen«, sagte Frank. »Mit Teacher kommt man gut aus. Und der Job ist ja auch ziemlich einfach.«
    »Komm mir nicht mit diesen glatten Sprüchen aus der Londoner Zentrale, Frank«, sagte ich. »Wenn ich einen Staatsangehörigen der DDR auf DDR-Territorium in den Wagen steigen lasse und über die Grenze bringen soll, ist das Einsatzdienst. Wann hat Teacher jemals im Einsatzdienst gearbeitet?«
    »Hat er nie«, gab Frank zu. »Und er war auch nie Geheimagent. Ich nehme an, daß du darauf hinauswillst?«
    »Du hast verdammt recht, lieber Frank, gerade darauf will ich hinaus. Ich werde allein fahren. Ich habe keine Lust, das Kindermädchen für einen Federfuchser zu machen, der sich mal den rauhen Wind des Lebens um die Nase wehen lassen will.«
    »Du schaffst es nicht alleine. Du wirst einen Fahrgast haben.
    Irgend jemand muß den Wagen lenken. Wer weiß, was für unerwartete Dinge unterwegs passieren. Wir können das Risiko nicht eingehen.«
    »Teacher?«
    »Er ist der beste Mann, den ich habe.«
    »Laß mich Werner mitnehmen«, sagte ich. »Werner ist

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    deutscher Staatsangehöriger und nur für nichtkritische Verwendung freigegeben«, sagte Frank steif. »Und dieser verdammte Teacher ist …«
    Es wurde an die Tür geklopft, und Teacher kam herein. Der Verlust seiner Frau schien keine Verbesserung seiner trübseligen Erscheinung bewirkt zu haben. Eine Atmosphäre verdrießlichen Brütens umgab ihn. Das Lächeln, mit dem er mir die Hand schüttelte, war sauer, und obwohl sein Händedruck fest war, war die Gebärde irgendwie schlaff.
    Vielleicht hatte er mich gehört, ehe er ins Zimmer kam.
    »Sagen Sie Bernard, was Sie arrangiert haben«, sagte Frank.
    »Volkswagen-Bus. Diplomatische Kennzeichen. Wir treffen uns mit dem anderen Wagen auf einem Rastplatz in der Nähe der Ausfahrt nach Brandenburg. Es sollte alles sehr glatt gehen.
    Diplomatenwagen werden nicht angehalten.«
    »Bernard will wissen, wann es losgeht.«
    »Ich warte auf die Diplomatenpässe für uns drei. Wir können sie erst nach dem Wochenende erwarten.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Weshalb sollten wir irgend jemandem das Wochenende ruinieren?«
    Teacher sah mich und dann Frank an. Frank sagte: »Bist du bewaffnet, Bernard?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Jeremy wird eine Pistole dabeihaben«, sagte Frank, unfähig, seinen Widerwillen zu verbergen. Frank hatte einen Widerwillen gegen Feuerwaffen, der schlecht zu seinen romantischen Träumen vom Soldatenleben paßte.
    »Das ist nett«, sagte ich.
    Teacher tat so, als sei ich nicht da. »Es wird nicht dazu kommen«, sagte Frank. »Es ist ja ein einfacher, kleiner Job.
    Eine Fahrt auf der Autobahn, weiter nichts.« Ich erwiderte nichts und Teacher auch nicht. Wenn es so verdammt einfach war, dachte ich, warum machte Frank es nicht selbst?»Aber eins ist da noch … Ich habe schon mit Jeremy darüber

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    gesprochen.« Eine Pause machte deutlich, daß Frank gewisse Schwierigkeiten hatte. Deshalb auch hatte er’s wohl bis zuletzt zurückbehalten. »Unter keinen Umständen darf der Agent da drüben in Haft genommen werden. Verstehst du?«
    »Nein«, sagte ich. »Das verstehe ich nicht. Du hast doch gesagt, daß wir in einem Diplomatenwagen fahren werden.«
    »Darauf ist nicht hundertprozentig Verlaß, Bernard. Denke nur mal an den armen kleinen Fischbein. Den haben sie aus einem Diplomatenwagen heraus mitten auf dem Alex verhaftet.«
    »Ich weiß Bescheid«, sagte Teacher.
    Aber ich war nicht geneigt, Teacher zu gestatten, Frank aus der Klemme zu helfen. »Sag mir auch Bescheid, Frank, los, instruiere mich!«
    »Wenn es zum Schlimmsten kommt, Bernard, müßte der Agent … eliminiert werden.«
    »Getötet?«
    »Ja, getötet.« Frank wendete sich wieder der Karte zu, als suchte er da etwas, ich glaube aber, er wollte nur meinem Blick ausweichen. »Jeremy hat die Waffe zu diesem Zweck.«
    »Armer verdammter Agent«, sagte ich.
    »Alle Beteiligten wissen, was auf dem Spiel steht«, sagte Frank steif, »einschließlich des Agenten.«
    Frank drehte sich um, und jetzt sah er mich an. Sein stumpf gestutzter Schnurrbart war neuerdings völlig grau. Frank war zu alt für den Einsatzdienst. Zu alt, zu müde, zu zimperlich, zu gutherzig. Was immer es war, die Belastung für ihn war ihm am Gesicht

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