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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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das.«
    »Weiß George davon?«
    »Es gibt nichts zu wissen, Schatz.« Wir tanzten eine Weile, ohne zu reden, und dann sagte Tessa: »Gloria macht sich schreckliche Sorgen um dich.«
    »Gloria macht sich Sorgen?«
    »Du siehst nicht besonders gut aus in letzter Zeit, Bernard.
    Das haben dir doch bestimmt schon andere gesagt.«
    »Haben sie nicht.«

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    »Spiel dich nicht auf. Du siehst sogar verdammt elend aus, wenn du die Wahrheit wissen willst. Gloria findet, du solltest mal zum Arzt gehen, und ich bin ihrer Meinung.«
    »Zum Arzt gehen? Und woran soll ich leiden?«
    »Überanstrengung hat manchmal komische Folgen,
    Bernard. Wahrscheinlich bist du überarbeitet … Ich weiß nicht.
    Aber du bist in letzter Zeit dauernd so reizbar und mißtrauisch.
    Und abgesehen davon sieht man dir an, daß du nicht ganz auf der Höhe bist.«
    »Bin ich aber hundertprozentig«, sagte ich.
    »Mein Arzt in der Harley Street ist wirklich fabelhaft. Geh doch mal hin und laß dich durchchecken. Tu’s einfach mir zu Gefallen.«
    »Ich glaube beinahe, du meinst das ernst.«
    »Aber natürlich. Und ich habe Gloria versprochen, mit dir zu reden.«
    »Ich werde es mir mal überlegen.«
    »Nein. Sag, daß du hingehen wirst. Ich besorge dir einen Termin.«
    »Ich habe gesagt, ich werde es mir überlegen.«
    »Ich rufe dich nächste Woche an. Ich werde dir keine Ruhe lassen, bis du gehst.«
    »Um Himmels willen, Tessa.« Dann fiel mir ein, daß ich unangebracht grob zu ihr war, und küßte sie auf die Wange. Ich sagte ihr nicht, daß selbst eine Routineuntersuchung dem Department gemeldet werden mußte. Ich wollte da aber keine Fragen nach meiner Gesundheit hören. Daraus konnten sich alle möglichen Komplikationen ergeben. Sie suchten doch nur nach einem Vorwand, mich aufs Abstellgleis zu schieben. Ich sah Joppi wieder. Er war ein geschickter Tänzer, und Gloria genoß sichtlich jeden Augenblick. Nichts schien ihr ferner zu liegen als der Gedanke, daß der Fürst gut täte, einen Arzt aufzusuchen. Wie ich die beiden da miteinander über das Parkett gleiten sah, bereute ich, mich nicht mehr angestrengt zu

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    haben bei Frau Brand in der Tanzschule an der Uhlandstraße, als ich zwölf Jahre alt war. »Und er ist ein Freund von George?« sagte ich.
    »Freund? George kann ihn nicht ausstehen. George verabscheut Deutsche. Das weißt du doch, Bernard. Er hat die ihm angebotene Mercedesvertretung abgelehnt. Er verkauft nicht mal deutsche Gebrauchtwagen.«
    »Warum kommt ihr also her?«
    »Ita ist eine meiner besten Freundinnen. So ein süßes Mädchen. Wir gehen zusammen einkaufen. Und wenn ich eins von diesen Wohltätigkeitsdinners veranstalten muß, was meinst du wohl, wie viele von den Damen darauf brennen, eine echte Fürstin kennenzulernen?«
    »Ich wüßte gern, wann ich diesen Pelzmantel abholen kann«, sagte ich, denn die Hoffnung, das Thema irgendwie hintenherum aufs Tapet bringen zu können, hatte ich inzwischen aufgegeben.
    »George hat sie zuerst kennengelernt«, sagte Tessa. »Er hat Joppi bei der Messe getroffen. George geht immer zur Messe, weißt du. Hättest du aber nicht gedacht, daß sie sich da getroffen haben, oder?«
    »Nein, das hätte ich nie geraten.« Ich sah Joppi mit Gloria lachen und sie während des Tanzens an sich drücken und sagte:
    »Vielleicht habt ihr Lust, uns mal da draußen im Grünen zu besuchen, zum Abendessen vielleicht …?«
    »Aber durchaus, mein süßer Bernard, wir kommen gerne.
    Aber bitte sag nicht, ich soll diesen Scheißmantel mitbringen, denn die Antwort ist nein.«
    »Es ist nur, weil …«
    »Deine Gloria ist ein nettes Mädchen. Ich kenne sie nicht sehr gut, aber soweit ich sie kenne, gefällt sie mir. Und ich mag, wie sie sich Sorgen macht um dich: Du bist ein Glückspilz. Aber ich denke nicht daran, dir Fionas Pelzmantel auszuhändigen, damit du ihn an sie verschenken kannst. Das

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    kommt überhaupt nicht in Frage, Bernard. Es ist nicht richtig, und ich bin erstaunt, daß du das nicht siehst.«
    »Kommt trotzdem zum Essen«, sagte ich.
    »Es ist fast Sommer«, sagte Tessa.
    »Ja«, sagte ich, als die Musik aufhörte.
    »Sieh dir das an«, sagte Tessa, und ihr amüsierter Ton verhehlte nicht das boshafte Vergnügen, das ihr die Betrachtung der Welt bereitete. »Er macht ihr vermutlich schon in diesem Augenblick Anträge. Er wird sie zum Wochenende nach Rom einladen oder in das Penthouse, das sie in New York haben. Es muß sehr verführerisch sein.«
    Es hatte keinen Zweck,

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