Gefährlich nah
ausgegeben, oder?«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Nein!«
»Kieran«, sagte sie etwas weniger streng. »Es ist nicht schon wieder Dope, oder? Du hast dir doch nicht wieder Dope gekauft?«
»Nein!«
»Du hattest versprochen, dass du mit dem Ganzen aufhörst«, sagte Dee, »als wir aus Liverpool weg sind.«
»Ich weiß!«, sagte Kieran. »Und das hab ich auch.«
»Bitte fang nicht wieder damit an, Kieran«, flehte sie. »Gran und Granddad haben auch so schon genug Sorgen, ohne dass du noch was drauflegst. Die drehen durch, wenn sie rausfinden, dass du mit Drogen rummachst. Und das Letzte, was Dad braucht, ist noch mehr Stress.«
»Hörst du mir eigentlich zu, oder was?«, blaffte Kieran. »Ich hab nichts mit Drogen, ja? Ich hab meinen Geldbeutel verloren, das ist alles. Ich bin zu dir gekommen, weil ich Gran nicht noch mehr Kohle abnehmen wollte. Leihst du mir jetzt was oder wie?«
Konnte sie ihm glauben? Dee war sich nicht sicher. Kieran war gerade mal dreizehn gewesen, als er mit dem Dope angefangen hatte, aber er fand, es sei keine große Sache. Er meinte, es würde ihm helfen zu chillen. Dee hatte es weder ihrem Dad noch sonst jemandem erzählt. Wozu auch? Sie waren alle so mit Scott beschäftigt und mit der anderen Geschichte. Aber mit einer Mischung aus Bestechung und Drohungen hatte sie es geschafft, Kieran zum Aufhören zu bewegen. Oder zumindest hoffte sie, dass er aufgehört hatte. Aber vielleicht hatte das Zeug
doch noch mehr Wirkung auf ihn, und er hatte es nicht so im Griff, wie er immer tat.
»Vorne in der Tasche sind fünf Pfund«, sagte Dee und machte eine Kopfbewegung zu ihrem Nachttisch hinüber. »Sieh zu, dass dir das bis zum Wochenende reicht.«
Während Dee sich die Haare kämmte, merkte sie plötzlich, dass Kieran noch immer beim Nachttisch stand. Sie drehte sich um und wollte ihn schon anfahren, dass er in ihrer Tasche herumkramte und sich vielleicht mehr nahm als den einen Geldschein oder mit ihrem Handy herumspielte oder was immer er tat. Aber die Tasche lag auf dem Bett, und das Ding in Kierans Hand war nicht ihr Handy, sondern das Foto, das in Knowsley aufgenommen worden war.
»Wie ist er damals damit fertig geworden? Dad? Nachdem Mum gestorben ist?«, fragte Kieran.
Dee schaute ihn an und fragte sich, worauf er hinauswollte. Es war eher untypisch für Kieran, dass er über Gefühle und persönliche Dinge redete.
»Na ja, ich war ja noch klein«, fügte Kieran entschuldigend hinzu. »Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern. Ich meine, hat er … war er wie … wie er jetzt ist?«
»Nein«, sagte sie und setzte sich auf die Bettkante. »Ich glaube nicht. Ich meine, er hat sich verändert, glaube ich. Das haben wir vermutlich alle. Aber er ist drüber weggekommen. Dad ist kein schwacher Mensch, Kieran«, fügte sie hinzu.
»Hab ich auch nie behauptet.«
»Nein, aber ich schätze, dass du das manchmal denkst«,
sagte sie und spürte, wie sich ihre Schultern vor Ärger verkrampften. »Aber das ist er nicht. Es war nicht einfach für ihn, nachdem Mum gestorben ist. Wir waren ja noch so klein und alles. Er musste seine Arbeit mit uns vereinbaren und ständig Freunde und Nachbarn organisieren, die in der übrigen Zeit ausgeholfen haben.«
Sie konzentrierte sich bewusst auf die praktische Seite und vermied es, davon zu sprechen, wie klammerig Scott geworden war, oder von Kierans wilden Trotzanfällen oder ihrem eigenen verwirrten Rückzug, der Dad möglicherweise am meisten von allem Sorgen gemacht hatte. Es war einfach zu schmerzhaft für sie und zu sinnlos, sich mit diesen Gedanken aufzuhalten.
»Und dann hatten wir eine Zeit lang so ein Kindermädchen«, fuhr sie fort, »bis Scott in den Kindergarten gekommen ist. Erinnerst du dich an sie?«
»Nicht wirklich. Nur ein bisschen«, murmelte Kieran. »Und hatte Dad, du weißt schon, noch eine Freundin vor …«
»Glaube nicht«, sagte Dee. »Kann mich nicht dran erinnern. Nein, ich bin ziemlich sicher, dass er keine hatte. Da war nur …«
»Lauren«, sagte Kieran.
»Ja, sie«, sagte Dee scharf, als sofort ein Bild von Lauren vor ihrem inneren Auge erschien. »Warum? Warum plötzlich all diese Fragen?«
»Keine Ahnung«, sagte Kieran. »Ich denke manchmal darüber nach. Über sie - weißt du? Ich versuche, es nicht zu tun. Aber manchmal kann man einfach nicht anders.«
»Ist ja schon gut, wenn du nur manchmal an sie denken musst«, sagte Dee. »Bei mir hört das nie auf.«
Hazel stand mit Lucy auf dem Arm da und hoffte,
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