Gefährlich nah
bezahlen kann.«
Hazel hörte auf, sich auf die Lippe zu beißen und sich an die Wand zu drücken, und richtete sich kerzengerade auf. Geld! Um mehr ging es nicht. Nichts Ernstes. Nur Sarah, die wieder in alte Gewohnheiten verfallen war. Der letzte Beweis, dass das Leben wieder seinen normalen Gang ging.
»Von mir aus«, sagte Mum. »Aber es ist wirklich das letzte Mal, Sarah. Hast du verstanden? Und du darfst es auf gar keinen Fall Dad erzählen!«
Wie waren die Ferien nur so schnell vergangen?, fragte sich Dee, während sie über ihren Laptop gebeugt saß und an ihren Hausaufgaben arbeitete. Noch drei Tage und dann fing die Schule wieder an. Na ja, wenigstens hatten sie den Neujahrstag ohne größere Krise überstanden. Okay, Dad war noch etwas stiller als sonst gewesen und Scott noch etwas angespannter, aber es hatte keinen direkten Bezug auf Lauren gegeben, auf das, was vor zwei Jahren am Neujahrstag geschehen war. Dafür hatte Gran gesorgt, indem sie alle beschäftigte. Ein langer Spaziergang am Vormittag, den Kieran nur jammernd hinter sich brachte, ein spätes Mittagessen mit Grans Freunden, das laut Kieran langweilig war, und dann am Abend hatten
sie sich getrennt und waren jeder für sich zu verschiedenen Partys gegangen.
Was auch immer bei Kierans Treffen mit seinen Freunden abgegangen war, er wollte jedenfalls nichts darüber erzählen. Er hatte, wie es schien, die halben Ferien im Bett verbracht, aber er hatte immer und immer wieder geschworen, dass er nichts mit irgendwelchen Drogen am Hut hatte. Er war bei seiner Version geblieben, dass das Geld, das er geklaut hatte, ganz und gar für Zigaretten, was zu trinken, Handy-Karten und Spielautomaten draufgegangen war. Nicht dass irgendetwas davon viel besser war! Immerhin hatte er das Geld von anderen verprasst und sich wie der letzte Idiot benommen. Mal ganz abgesehen davon, dass es gegen das Gesetz war. Aber so war Kieran nun einmal. Wenigstens bestand etwas Hoffnung, nachdem Granddad nun ein Auge auf ihn hatte.
Scott hatte natürlich gar nichts für den Abend vorgehabt, und sie konnten ihn ja unmöglich alleine lassen, also hatten sie ihn zur großen Familienparty bei Hazel mitgenommen, wo er die meiste Zeit draußen im Hof verbracht und vergnügt mit den Hunden gespielt hatte. Er war nicht einmal zusammengezuckt, als sie an ihm hochsprangen. Das bedeutete doch offensichtlich, dass es ihm besser ging, oder? Zumindest körperlich. Es war schwer zu beurteilen. Er zog nie sein Oberteil aus und keiner durfte ihn anschauen. Mit Ausnahme der Ärzte, wenn Gran ihn zu einer seiner Kontrolluntersuchungen brachte. Aber selbst dann durfte Gran nicht mit im Raum bleiben, während er untersucht wurde, so als wäre es ihm
irgendwie peinlich, als würde er sich schämen, so als wäre es seine Schuld und nicht die von Lauren.
Der grelle Ton einer Autohupe unterbrach ihre Gedanken. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Sanjay! Sanjay war schon hier. Bis sie ihren Laptop zugeklappt, ihre Sachen gepackt und nach unten gegangen war, hatte Scott Sanjay bereits hereingelassen und stand dann neben ihm in dem engen Flur herum.
»Fahrt ihr in die Stadt?«, fragte Scott.
»Ja«, sagte Sanjay. »Wir treffen uns mit Hazel und Joe zum Shoppen. Welch Vergnügen!«
»Kann ich mitkommen?«, fragte Scott. »Ich bleib auch gar nicht bei euch. Ich will mir ein paar neue Spiele mit meinem Geld von Weihnachten kaufen.«
Dee konnte kaum glauben, was sie da hörte. Scott wollte freiwillig rausgehen und alleine in der Stadt rumlaufen? Aber sollte sie es ihm erlauben? Würde er das schaffen?
»Na klar«, sagte Sanjay, noch bevor Dee sich so weit gefasst hatte, dass sie antworten konnte. »Vielleicht komme ich sogar mit dir mit, um nach Spielen zu schauen. Das macht mehr Spaß, als in irgendwelchen Klamottenläden rumzuhängen«, fügte er hinzu und zwinkerte Dee zu.
Machte es ihm wirklich mehr Spaß, nach Spielen zu suchen als nach Klamotten? Oder hatte Sanjay nur ihre Panik gespürt? Es war dumm, das wusste sie. Kieran hatte recht, wenn er ihr vorwarf, dass sie Scott gegenüber überbehütend war. Scott hätte das geschafft. Aber sie war
doch froh, dass Sanjay mit ihm ging, als sie schließlich in der Stadt waren.
Joe blieb bei ihr und Hazel und saß geduldig vor den Umkleideräumen herum, mit einem permanenten, leicht traumverlorenen Lächeln im Gesicht, als könnte er noch nicht ganz glauben, dass er es endlich geschafft hatte, mit Hazel zusammenzukommen.
»Du glaubst also, dass
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