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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Dee weiter. »Sind ihre Familien befreundet oder so?«
    Hazel schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit Geschwistern?«, fragte Dee. »Hat Jamie einen Bruder oder eine Schwester?«
    »Jede Menge«, sagte Hazel. »Wenn man all die Halb-und Stiefgeschwister mitzählt. Komplizierte Familienverhältnisse. Warum? Und was hat das mit Abbie zu tun?«
    »Na ja, ist sie mit einem von denen befreundet?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Hazel. »Ich meine, eine Schwester - sie heißt Cherry oder Kerry oder so -, die arbeitet in Toms Hotel. Aber die kann man kaum als Freundin bezeichnen. Abbie kann sie nicht leiden. Sie findet, sie ist eine echte Schlampe, die sich ständig an Tom ranwirft.«
    »Vermutlich eher umgekehrt«, murmelte Sanjay.

    »Ist doch scheißegal, wer sich an wen ranwirft«, blaffte Dee. »Sie hat es weitererzählt. Abbie hat es oben im Hotel rumerzählt. So muss es sein! Diese Kerry-Cherry-Tussi hat es aufgeschnappt … und weitergetratscht.«
    »Was hat sie weitergetratscht?«, fragte Joe. »Ich kapier nicht, was du meinst.«
    »Ich auch nicht«, sagte Hazel und schaute Dee an. »Aber die Hauptsache ist doch, dass wir erst mal Scott finden, oder? Also sollten wir uns aufteilen. Sanjay schaut an der Bushaltestelle nach. Joe geht ins Parkhaus. Und wir probieren noch mal Scotts Handy. Vielleicht solltest du auch deine Großeltern anrufen, oder?«
    »Nein, nein, noch nicht«, sagte Dee, nachdem die Jungs gegangen waren. »Es sind ja erst zehn Minuten. Er kann doch nicht weit sein. Er muss irgendwo in der Stadt sein. Ich probier erst noch mal sein Handy, guter Vorschlag.«
    Sie lehnte sich gegen die Wand der Bankfiliale und horchte auf das Klingeln von Scotts Handy.
    »Hör mal«, meinte Hazel. »Ich will nicht alles noch schlimmer machen oder neugierig sein oder so, aber wie schlimm ist es eigentlich? Ich meine, Scott wird doch keine Dummheiten machen oder so?«
    »Nein«, sagte Dee. »Das glaube ich nicht. Nicht das, was du denkst. Aber so was wie das hier kann ihn echt umhauen und um Monate zurückwerfen. Und es ist alles meine Schuld. Warum war ich so verdammt bescheuert? Warum hab ich es ihr erzählt?«
    »Du meinst Abbie, ja? Neulich, am letzten Schultag,
schätze ich mal. Ihr habt nicht nur über Sanjay gesprochen, wie du gesagt hast, sondern du hast ihr auch was über Scott erzählt, stimmt’s?«
    »Ja, das und noch eine ganze Menge mehr.«
    Dee stieß sich von der Wand ab, als ein Handy klingelte. Aber es war nicht ihres. Falscher Klingelton. Außerdem hielt sie ihr Handy noch immer ans Ohr gedrückt und horchte wieder und wieder auf die Voicemail von Scott. Es musste also Hazels Telefon sein.
    »Klasse!«, sagte Hazel bereits. »Oh. Nein. Gut. Dann mach erst mal gar nichts. Wir sind gleich da.«
    Hazel stopfte das Handy zurück in die Tasche und packte Dee am Arm.
    »Komm mit«, sagte sie. »Das war Joe. Er hat Scott gefunden.«
     
    Sie trafen sich mit Joe beim Parkplatz. Er schaute in Richtung eines brachliegenden Grundstücks dahinter, das voller Schutt war, wo ein paar alte Läden abgerissen worden waren, um einer Erweiterung des Parkplatzes zu weichen. Zuerst bemerkte Dee außer dem Schutt gar nichts, dann erhaschte sie eine flüchtige, winzige Bewegung. Scott saß in einer kleinen Höhlung auf dem Boden, gebeugt, mit hängendem Kopf, die Hände um die Knie geschlungen, und wiegte sich langsam hin und her. Seine neue Jacke, die Gran ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, lag neben ihm im Dreck ebenso wie sein Pulli und sein T-Shirt.
    »Ich habe Sanjay auch angerufen«, sagte Joe. »Er ist unterwegs. Aber ich wusste nicht, was ich tun sollte …«

    Er sprach mit sich selbst. Die Mädchen waren bereits unterwegs zu Scott.
    »Langsam«, warnte Dee, als sie sich ihm näherten.
    Sie konnte jetzt erkennen, dass Scott nicht nur hin und her schaukelte, sondern auch noch zitterte. Kein Wunder bei diesem Wetter, mit nacktem Rücken und Armen. Warum hatte er das getan? Seine Oberteile ausgezogen? Es war komisch - irgendwie das Letzte, was sie erwartet hätte. Aber wer konnte schon sagen, was in seinem Kopf vorging? Sie hob seine Jacke auf und legte sie um ihn, während Hazel den Pulli und das T-Shirt griff.
    »Alles gut«, sagte Dee. »Alles in Ordnung.«
    »Er weiß es«, murmelte Scott, noch immer zusammengekauert, den Kopf zwischen den Knien. »Er wird es allen erzählen. Er weiß es.«
    Dee versuchte, die Jacke fester um ihn zu ziehen, während sie ihm aufhalf. Dabei knotete sie die Ärmel vorne zusammen, fast

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