Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition)
dass die Lehrer immer sagten, er hätte eine viel zu negative Einstellung. Aber ich hatte noch nie so über ihn gedacht. Er war eben einfach so. Als ich ihn so ansah, wie er den Freeway entlangfuhr, fiel mir auf, dass er immer noch so war, und Gott, ja, ich liebte ihn.
Als er vom Freeway abfuhr und nach L. A. abbog, schaute er mich an. »Was?«, fragte er und drehte das Radio wieder leiser.
Schmunzelnd legte ich ihm die Hand auf den Oberschenkel und strich ihm das Bein hinauf. »Wir kommen zu spät zu deiner ersten Preisverleihung, und es ist allein deine Schuld.«
Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht antwortete er: »Das war es mir verdammt noch mal wert.«
Wir hielten an einer Ampel, und ich nahm die Hand von seinem Bein, um das Radio wieder lauter zu drehen. Da hörte ich auf einmal Reifen quietschen, und als ich aufblickte, sah ich einen großen schwarzen SUV mit getönten Scheiben quer vor uns anhalten. Aus der Beifahrertür sprang ein maskierter Mann mit einer Waffe.
Ich schrie: »O Gott, Ben, der hat ’ne Knarre!«
Ich wurde von Panik erfasst und konnte nicht mehr richtig atmen, als der Typ auf einmal an Bens Seite auftauchte.
»Steig aus, Scheißkerl!«
Vor Angst war ich wie erstarrt. Was ging hier vor sich? Panisch drückte ich den Knopf zum Türenverriegeln, doch die Türen waren bereits verschlossen. Mit zitternden Händen klammerte ich mich an Ben. Er sah mich an und versuchte offenbar, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Ganz ruhig, Dahl.«
Ich konnte den Blick nicht von dem Typen mit der Knarre lösen. Jetzt sah er zu mir herüber. Das Blut gefror mir in den Adern, als er mit der Pistole ein paarmal auf die Windschutzscheibe klopfte und dann auf meinen Kopf zielte.
Verzweifelt schlug ich auf das Armaturenbrett und schrie: »Fahr, Ben, fahr!«
Er hämmerte mit den Fäusten auf das Lenkrad ein. »Wir stecken fest, verdammte Scheiße!«
Dann drückte er meine Hand und öffnete die Tür. »Ruf die Polizei!«
Ich war wie gelähmt vor Schreck. »Was hast du vor?«
»Was auch immer passiert, steig nicht aus dem Auto.« Seine Stimme war tief und bebte. »Hast du verstanden?«
Ich hörte, wie die Autotür zufiel, und rief: »Ben, nein!«
Dann trat er vors Auto, und ich schrie: »Ben, komm zurück! Du musst für mich nicht den Helden spielen!«
Ohne den Blick von ihm abzuwenden, schaffte ich es mit zitternden Händen, die 911 zu wählen, bevor mir das Handy durch die verschwitzten Finger glitt.
Dann hörte ich einen Schuss und sah, wie Ben hinfiel. »Nein! Nein! Neeeiiin!«
Vor meinen Augen verschwamm alles. Meine Schreie vermischten sich mit dem Jaulen der sich nähernden Polizeisirenen, während im Radio It’s Not My Time von 3 Doors Down lief und meine Welt zusammenbrach.
Kapitel 4
Dahls Tagebuch
Alles ist schwarz. Der Boden, auf den er fiel, war schwarz, die Hülle, in der sein schöner Körper weggetragen wurde, war schwarz, Schwarz war die Farbe des Kleids, das ich zu seiner Beerdigung trug, Schwarz ist, wie ich mich fühle, und es ist die Farbe meines Tagebuchs, das ich seit meinem elften Lebensjahr schreibe. Das Tagebuch, das er mich überredete weiterzuführen, denn auch er schrieb Tagebuch. Er schrieb gerne auf Papier. Ich konnte mich nie wirklich dafür begeistern, und jetzt zieht es mich nur immer weiter ins Dunkle hinein.
3 Tage später · 6. März
Die Beerdigung. Seine Schwester Serena hat sich um alles gekümmert. Sein bester Freund Caleb war in der Stadt. Ich wusste noch nicht einmal, dass er von seiner Afghanistanreise zurück war. Er hat Serena geholfen. Seine Mutter Grace, seine Schwester, sein Neffe Trent und ich haben zusammengesessen. Das ist alles, woran ich mich erinnere.
3 Monate später · 9. Juni
Jeder Tag ist ein Test. Werde ich es schaffen aufzustehen? Werde ich duschen, werde ich das Haus verlassen, werde ich zu Abend essen? Werde ich auf dem Sofa schlafen oder auf dem Flur oder im Gästezimmer, denn im Schlafzimmer sehe ich überall ihn, und wenn ich dort schlafe, kann ich nicht aufhören, von ihm zu träumen. Und das Schlimme ist, es sind keine Träume, es sind Alpträume. Ich träume, er wäre hier bei mir, und wenn ich aufwache – bin ich allein.
Den ersten Traum hatte ich ungefähr eine Woche, nachdem er umgebracht wurde. Ich wachte mitten in der Nacht auf, und er lag neben mir. Ich legte ihm den Kopf auf die Brust, um ihn atmen zu hören. Ich fuhr ihm mit der Hand über den Bauch, um seine Muskeln zu spüren. Gott, er fühlte sich
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