Gefaehrlich schoener Fremder
Erklärungen geben. Und ich brauchte nicht lange dazu, dich von jeder einzelnen zu überzeugen. Aber dich werde ich nie anlügen", fügte er ernst hinzu.
Emily senk te die Augen und starrte auf ihre schlaff im Schoß liegenden Hände.
Ich muss wirklich verrückt sein, dachte sie. Ich fange tatsächlich an, ihm zu glauben.
„Dieser Flugzeugabsturz war vorgetäuscht, nicht wahr?"
Logan stopfte die Hände in die Taschen und lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand. „Vor sechs Jahren sollte ich in die hochspezialisierte Einheit ,Control'
versetzt werden. Sie ist für die hässlichsten, hoffnungslosesten Situationen zuständig. Dort werden Männer eingesetzt, die sich in gefä hrlichste Gewässer gleiten lassen können, ohne eine Kräuselung an der Oberfläche zu verursachen, und dann wieder verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen."
„Aber was ist mit deiner Familie? Wissen sie, dass der Flugzeugabsturz nur vorgetäuscht war?"
„Nein." Der Vorhang, der über Logans Blick hing, teilte sich für einen Moment und ermöglichte Emily einen flüchtigen Einblick in seine inneren Konflikte. „Es war sicherer so, für sie, für mich. Meine Akten wurden versiegelt, ich wurde
,Ghostrider'. Ein Mann ohne Familie, ohne Vergangenheit, ohne Namen."
„Ohne Namen", wiederholte sie leise. „Warum hast du ihn mir dann genannt?"
Logan wandte sich halb ab. „Weil ich dich in mein chaotisches Leben hineingezogen habe, hast du wenigstens das verdient", erwiderte er dumpf.
Im Geiste erwog Emily seine Geschichte von allen Seiten. Etwas war nicht stimmig. „Warum kannst du nicht einfach zu deiner Diensteinheit gehen und dir von dort Hilfe besorgen?"
„Das geht nicht." Logan zog eine Hand aus der Tasche und strich sich durchs Haar. „Sie haben mein Bild an die Nachrichtenredaktion übermittelt, meine gegenwärtige Identität auffliegen lassen, dadurch bin ich zum Abschuss freigegeben. Ein verbrannter Agent. Verstehst du, was das heißt?"
„Nein, nicht richtig", sagte Emily hilflos. „Meinst du, wie in den Spionagefilmen, wenn es heißt, die Regierung leugne jedes Wissen über irgendwelche Aktionen, wenn ein Agent gefasst oder getötet wird?"
Logan lächelte schwach. „So ungefähr." Sofort war das Lächeln wieder wie weggewischt. „Jemand will mich aus dem Weg haben. Jemand will meinen Tod."
Wie viele Schocks kann man eigentlich in so kurzer Zeit aushallen? dachte Emily. Vielleicht werde ich allmählich immun dagege n.
„Und dass sie dein Bild zusammen mit meinem veröffentlicht haben, heißt, dir ist dasselbe Schicksal wie mir zugedacht."
Emily schien doch nicht ganz so immun zu sein, wie sie gedacht hatte, sie begann zu zittern. „Mich will jemand umbringen?" wisperte sie heiser. „So sehr hasst mich jemand? Warum?"
„Weil du mich von dem Kesslermord freisprechen kannst. Und das wollen sie nicht."
„Sie? Wer ist das, Logan?"
„Das kann ich dir nicht verraten." Rasch legte er ihr eine Hand auf den Mund.
„Ich kann nicht, Emily, beim besten Willen nicht. Es ist wirklich besser für dich, wenn du nicht alle Einzelheiten kennst. Solltest du irgendwie diesen Männern von letzter Nacht oder jemand anderem von Control in die Hände geraten, dann kannst du wahrheitsgetreu sagen, dass du nichts weißt. Bei deinem unschuldigen Gesicht und deinen ehrlichen Augen werden sie dir vielleicht glauben. Es könnte dein Leben retten."
„Könnte?" Emily versuchte, um den riesigen Klumpen in ihrem Hals herumzuschlucken.
Weich strich Logan mit dem Daumen über ihre Unterlippe. „Ich würde dir gern eine Garantie geben, versprechen, dass alles gut ausgeht. Aber das kann ich nicht."
Während sie ihm tief in die Augen sah, drang Emily hinter den schützenden Vorhang vor, mit dem Logan so wirksam sein Inneres verbarg. Wie sehr er sich auch bemühte, sich als kalter, gefühlloser Mensch auszugeben, sie wusste es besser. Sie hatte den Schmerz und die Reue gesehen, als er von seiner Familie sprach. Und ihr hatte er etwas besonders Kostbares gegeben. Er hatte ihr seinen Namen verraten.
„Was tun wir jetzt?" fragte sie.
Logan kauerte vor ihr nieder, nahm ihre beiden Hände und schob seine Finger zwischen ihre. „Da uns jetzt die Polizei sucht, hat sich die Sachlage verändert. Mir gefällt es zwar nicht, aber unsere Möglichkeiten sind jetzt sehr begrenzt."
„Was gefällt dir nicht?"
„Deinen Bruder um etwas Geld zu bitten. Er wird es dir doch geben?"
Emily nickte ernst. „Luke konnte mir nie etwas
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