Gefaehrlich schoener Fremder
bis Logan endlich den Kopf schüttelte. „Nein, ich vertraue dir. Ich muss es."
Das war nicht ganz die Antwort, die Emily sich wünschte, aber sie war verständlich. Auch sie vertraute Logan. Sie musste es.
„Hör zu, ich bin hungrig. Wir haben noch genug Bargeld für ein anständiges Essen. Was hältst du von einem Steak?"
Emily nickte. „Klingt großartig. Ich muss mich nur noch etwas frisch machen."
Im Bad drückte sie nervös an der noch unvertrauten Frisur herum. Merkwürdig, wieviel Ahnung Logan von Make-up und Kleidung hatte. Auf Verkleidungen verstand er sich wirklich gut. Mit nur wenigen einfachen Utensilien hatte er ihr ein neues Äußeres verschafft, eine neue Emily.
Sie lächelte gequält ihrem fremden Spiegelbild zu. Vielleicht ein neues Äußeres, aber sie war immer noch dieselbe alte Emily. Ein letztes Mal strich sie sich übers Haar, dann kehrte sie ins Nebenzimmer zurück.
Loga n hatte den Fernseher angestellt. Gerade lief die regionale abendliche Nachrichtensendung. Neben einem verschwommenen Bild von Logan war unübersehbar ein Foto von Emily, eins, das aus einem College-Jahrbuch genommen war. Dieses Bild hatte sie immer schrecklich gefunden, und nun war sie entsetzt darüber, es über den Bildschirm flimmern zu sehen.
Während sie den im Maschinengewehrstil vorgetragenen Meldungen zuhörte, erstarrte sie. Der Nachrichtensprecher sagte, diese beiden Personen, Nick Foster und Emily Osborn, würden wegen des Verdachts auf Beihilfe in einem Mordfall von der Polizei gesucht.
6. KAPITEL
In Logans Wange zuckte ein Muskel, und seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er ungläubig auf den Nachrichtensprecher starrte. Das kommt davon, wenn man nicht auf seine Instinkte hört und seine Erfahrung außer acht lässt, dachte er. Indem er auf Emily Rücksicht nahm, hatte er sich ungeschützt ins offene Feld gestellt. Er hätte es besser wissen müssen.
Jetzt wurden sie gejagt - von Control oder dem Verräter. Man warf ihn den Wölfen zum Fraß vor, in diesem Fall der Polizei von Arizona.
Aber die Polizei war nur Mittel zum Zweck, das wusste Logan. Irgend jemand, vielleicht sogar Garibaldi selbst, benutzte sie nur, um ihn zu finden. Letztlich ging es nicht darum, dass er den Kopf für den Mord an Kessler hinhalten sollte. Man wollte ihn in eine Falle locken, um ihn dann aus dem Weg zu räumen.
Als Agent war er gerade zum Abschuss freigegeben worden. Man hatte sein Bild herausgegeben, seine gegenwärtige Identität aufgedeckt. Damit war er zur offenen Zielscheibe für die Polizei - oder einen anderen Agenten - gemacht worden.
Und Emily ebenso.
Emily! O verdammt! Logan blickte zu ihr hinüber. Sie stand neben der Badezimmertür, schneeweiß, eine Faust vor den Mund gepresst. Ihre Augen blickten ihn nicht mehr vertrauensvoll an. Angst lag darin - und tiefes Entsetzen.
„Emily?" Zögernd trat er einen Schritt vor.
Sie wich vor ihm zurück. „Du hast mich angelogen", sagte sie mit zitternder Stimme.
Logan zuckte innerlich zusammen über den so verzweifelt klingenden Tonfall.
„Du hast mir gesagt, du heißt Logan. Und du seist kein Gangster."
„Das stimmt auch", entgegnete er ausdruckslos.
„Aber du wirst von der Polizei gesucht, wegen des Toten in der Wohnung. Und mich suchen sie auch gleich mit."
Logan hielt Emilys Blick mit seinem fest und kam auf sie zu. „Das Ganze ist ein verlogenes Komplott, geschickt konstruiert und irreführend", erklärte er. „Das solltest du besser als jeder andere wissen."
Emily schüttelte den Kopf. „Aber sie sagen..."
Logan machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Als Emily wieder vor ihm zurückweichen wollte, hielt er sie entschlossen an den Oberarmen fest. Er konnte es kaum ertrage n, diese Frau seinetwegen so entsetzt zu sehen.
„Du weißt genau, dass ich Kessler gar nicht umgebracht haben kann." Er sprach leise, beruhigend und eindringlich zugleich.
Dir angsterfüllter Blick huschte zum Fernseher hinüber. „Aber sie haben doch gesagt..."
„... was sie sagen sollen", ergänzte Logan scharf. „Wie hätte ich Kessler in der Nacht von Samstag auf Sonntag umgebracht haben können, wo ich doch seit Samstagabend ununterbrochen bei dir bin?"
Emilys schwarz getuschte Wimpern senkten sich flatternd. Ihre Panik nahm ab, wurde von vernünftigem Denken ersetzt. Vorsichtig verminderte Logan den Druck seiner Finger um ihre Arme, aus dem festen Griff wurde eine Liebkosung.
„Es sei denn, du glaubst, ich hätte mich aus deinem Haus geschlichen,
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