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Gefaehrlich sexy

Gefaehrlich sexy

Titel: Gefaehrlich sexy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Karr
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und die Tränen unterdrücken, aber jetzt weine ich um Verluste, die man nie erleiden sollte, um zerbrochene Freundschaften, um begangene Fehler, um den Schmerz, den ich empfinde, und um Grace. Vor allem um Grace.
    Ich versuche zu verstehen, weshalb einem der Tod zwar einen Menschen, nicht aber die Beziehung, die man zu ihm hatte, raubt.
    Ich strecke die Arme seitwärts aus, hebe den Blick zum Himmel und schreie: »Das ist nicht fair. Hörst du mich? Das ist einfach nicht fair.« Meine Schreie gehen in leises Wimmern über, und mein Zorn verwandelt sich in Trauer, als mir klarwird, dass egal, wie wütend oder unglücklich ich bin, Grace nie mehr wiederkommen wird.
    Während mir das Wasser aus dem Haar tropft, in meine Kleider dringt und mich bis auf die Haut durchnässt, überfällt mich eine abgrundtiefe Traurigkeit. Ich spüre, wie ein Stück meiner Seele zerbricht, und frage mich, wie viel von ihr noch übrig ist. Wie viel kann ein Mensch ertragen, bis ihm nichts mehr bleibt? Bis er weder etwas zu nehmen noch etwas zu geben hat?
    »Dahl«, brüllt Ben verzweifelt.
    »Dahlia«, ruft River völlig ruhig.
    Ich drehe mich um und sehe, dass er in der Tür des Krankenhauses steht.
    »River!« Unglücklich presse ich die Hand vor den Mund und schüttle den Kopf.
    »Es tut mir leid«, ruft er mir zu, und ich renne zu ihm, weil ich unmöglich in eine andere Richtung rennen kann. Ich werfe mich ihm in die Arme, klammere mich an ihm fest und weiß, dass das, was noch von meiner Seele übrig ist, allein ihm gehört.

Kapitel 26
    Everybody , s Changing

    Ich komme mir irgendwie verloren vor, seit Grace gestorben ist. Sie hat mir so viel beigebracht, war immer für mich da, und ich habe sie abgöttisch geliebt. Wieder drohe ich in Tränen auszubrechen, und allmählich fürchte ich, dass ich mich vielleicht nie wieder zusammenreißen kann. River liegt neben mir im Bett, massiert mir sanft den Rücken und will von mir wissen, was er für mich tun kann.
    Ich will am liebsten nicht darüber nachdenken, dass sie gestorben ist, also schließe ich die Augen und döse wieder ein.
    Als ich aufwache, bin ich allein. Es ist dunkel, und ich brauche einen Augenblick, um mich zu fassen und ins Bad zu gehen. Doch sobald ich mit den Füßen auf den kalten Fliesenboden trete, wünschte ich, die Kälte würde auch mein Inneres betäuben. Würde mir die Trauer nehmen und mir helfen, irgendwie die nächste Zeit zu überstehen und meiner zweiten Mutter Lebewohl zu sagen, wenn es so weit ist.
    Ich lasse mich an der Wand zu Boden gleiten, vergrabe den Kopf zwischen den Händen und lasse meinen Tränen erneut freien Lauf. Während ich dasitze, überlege ich, wie viele Tränen ein Mensch wohl vergießen kann, bevor der Strom vollends versiegt. Plötzlich werde ich von hellem Licht geblendet und muss blinzeln, als River in der Tür erscheint.
    »Dahlia, bist du okay?«
    Ich nicke stumm.
    »Was machst du da?«
    Er zieht mich hoch und sieht mich ängstlich an. Ich weiß, er befürchtet, dass ich völlig zusammenbreche und dann nicht mehr auf die Beine komme. Doch als ich ihm in die Augen sehe, weiß ich, dass das nicht passieren wird. Weil ich mich wieder aufrappeln muss. Für ihn.
    Inzwischen sitze ich auf seinem Schoß und streiche ihm die Haare aus den Augen. »Hey, ich bin okay.«
    Er streichelt meine Wange. »Bist du sicher?«
    Ich nicke erneut und stehe auf. Dann nehme ich seine Hand und führe ihn ins Schlafzimmer zurück. »Kann ich dir etwas zeigen?«, frage ich, öffne die Vorhänge und blicke in den sonnenhellen Tag hinaus. Endlich hat der Regen aufgehört.
    Er setzt sich in den Sessel und sieht aus, als wüsste er nicht, was er sagen soll. Sein unsicherer Blick bringt mich zum Lächeln. »Es hat nichts mit Sex zu tun, falls du das denkst.«
    Er ist regelrecht entsetzt. »Oh nein, das denke ich ganz sicher nicht.«
    »Ich weiß. War nur ein Witz.« Ich will ihn beruhigen und ihn wissen lassen, dass ich bald wieder ganz die Alte sein werde, auch wenn ich jetzt todtraurig bin.
    Ich öffne die alte Truhe meiner Mutter, deren weiße Lackschicht fast ganz abgeblättert ist, und plötzlich wird mir klar, dass ich zum letzten Mal hineingesehen habe, als ich alles dort verstauen musste, was den Einbruch halbwegs unbeschadet überstanden hat.
    Trotzdem muss ich lächeln, als mein Blick auf meine Puppen, Jahrbücher, Diplome und verschiedene Souvenirs aus meiner Kindheit fällt. Während ich in der Truhe wühle, spüre ich, wie er mir die Arme um die

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