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Gefaehrlich sexy

Gefaehrlich sexy

Titel: Gefaehrlich sexy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Karr
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lässt uns dann wieder allein. Ich höre Flüstern hinter meinem Rücken und sehe, dass Serena vor der Tür mit River spricht.
    Trotzdem lenke ich den Blick zurück auf Grace, und wieder fällt mir auf, wie bleich und leblos ihr Gesicht ist. Wie kann das sein? Sie ist meine Mutter seit dem Tag, an dem ich meine Mom verloren habe. Sie hat alle Höhen und Tiefen meiner Jugend und meines Erwachsenenlebens mit mir durchgemacht und stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite, ganz egal, worum es ging. Meine Kehle ist wie zugeschnürt und plötzlich wird mir schwindlig. Ich kann hier nicht mehr bleiben. Halte es hier nicht mehr aus.
    Ich stürze aus dem Raum und werfe mich an Rivers Brust.
    Er führt mich zu einem Stuhl, und wortlos geht er vor mir in die Hocke und streicht mir mit den Fingerspitzen übers Gesicht. Dann legt er die Hand unter mein Kinn, zwingt mich sanft, ihn anzusehen, und flüstert: »Du hast keine andere Wahl. Du musst hier bei ihrem Sohn bleiben. Weil er dich jetzt braucht.«
    Ich nicke stumm. Er macht eine kurze Pause, wie, um selber Kraft zu sammeln, und schlingt die Arme um mich. »Es tut mir furchtbar leid.«
    Ich küsse ihn zärtlich auf den Mund. Mein Herz ist mit Liebe und Trauer zum Bersten angefüllt, und ich habe das Gefühl, es müsse bald platzen. Für andere Emotionen ist darin im Augenblick einfach kein Platz.
    River hat recht. Ich bin stark. Ich kann für Grace, Serena und sogar für Ben da sein. Nach einem letzten tiefen Atemzug gehe ich wieder ins Krankenzimmer zurück. Serena wirkt, als wäre sie gelähmt vor Angst. Ich wende mich an Ben, der die Augen geschlossen hat. Doch als er sie wieder öffnet, ist ihm der Schmerz überdeutlich anzusehen.
    Ich stelle mich neben seine Schwester, nehme ihre Hand und spüre, dass sie zittert. Mit heiserer Stimme fragt sie mich: »Bist du okay?«
    Es hätte keinen Zweck, sie zu belügen. Deshalb sage ich: »Nein, ich bin nicht okay.«
    Sie sieht mich an. »Ich weiß. Ich auch nicht.«
    Ich umarme sie und flüstere: »Es tut mir so leid, dass ich dir das von Trent verschwiegen habe.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein, mir tut es leid. Ich hätte dich nicht so anschreien sollen. Ben hat mir alles erklärt.«
    Ich lenke meinen Blick auf ihn, nehme die Traurigkeit in seinen blauen Augen wahr und sehe schnell wieder Serena an. »Oh Gott, wo ist Trent? Ist er etwa allein?«
    »Wir haben ihn gestern Nachmittag in die Klinik gebracht. Sie hat uns begleitet«, erklärt Ben mir heiser und sieht seine Mutter an. »Danach haben wir sie heimgebracht. Ich habe sie noch bis ins Haus begleitet, weil sie Schwierigkeiten mit der Treppe hatte. Sie meinte, ihr wäre schwindlig, und dann hat sie plötzlich auch noch über Kopfschmerzen geklagt. Sie hatte sich schon den ganzen Tag nicht wohl gefühlt, deshalb habe ich gesagt, sie soll sich erst mal hinlegen. Und als ich sie nicht wecken konnte, haben wir den Krankenwagen gerufen und sie so schnell es ging hierhergebracht. Aber da war es schon zu spät.«
    Als er diese Dinge sagt, strömen ihm Tränen übers Gesicht. Ich ertrage diesen Anblick nicht. Ich hasse ihn, aber sein Unglück bricht mir gleichzeitig das Herz. Wir drei sitzen eine Zeitlang schweigend an Graces Bett, doch dann gehe ich wieder in den Flur hinaus. River steht im Wartezimmer und starrt reglos in den Regen, der noch immer gegen die riesigen Fenster schlägt. Ich weiß nicht, wie lange wir inzwischen in der Klinik sind. Ich gehe zu ihm, lehne mich an seine Schulter, und er nimmt mich in den Arm und küsst mich auf den Kopf.
    »Brauchst du irgendwas?«
    »Nur dich.«
    Dann setzen wir uns schweigend hin, doch nach einer Weile dreht er sich zu mir herum und flüstert mir ins Ohr: »Weißt du, du bist genau wie sie – eine bemerkenswerte Frau.«
    Plötzlich ist mir klar, warum in Krankenhäusern immer nur geflüstert wird. Nicht, weil die Besucher das Schreckliche nicht wahrhaben wollen, sondern weil sie es den anderen durch Rücksichtnahme leichter machen möchten. Ich wende mich ihm zu und streiche ihm die Haare aus der Stirn. Dabei spüre ich, wie mir eine Träne über die Wange rinnt, aber er wischt sie sachte fort, und mit einem leisen »Danke« küsse ich ihn zärtlich auf den Mund und umarme ihn, so fest ich kann.
    Dann blicke ich auf und stelle fest, dass Ben hereingekommen ist. Er sieht mich seltsam an, macht auf dem Absatz kehrt und kehrt an Graces Krankenbett zurück. Schließlich stehe auch ich selber wieder auf und nehme Rivers Hand. »Los, komm

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