Gefaehrlich sexy
Sucht, berühmt zu werden, und der Preis, den ich dafür bezahlen musste, oder dass ich noch einmal hierher zurückgekommen bin und dachte, ich könnte einfach dort mit meinem Leben weitermachen, wo ich vor drei Jahren unterbrochen wurde, oder dass ich einer Frau, die mich bedingungslos geliebt hat, untreu war und deshalb jetzt mit ansehen muss, dass sie einem anderen den Vorzug vor mir gibt.
Nachdem Mom gestorben war und ich mit ansehen musste, wie sie sich Trost suchend an diesen Kerl gewendet hat, musste ich erst mal weg, um alles zu vergessen. Also bin ich abgehauen. Ich weiß nur noch, dass ich so lange getrunken habe, bis ich das Gefühl hatte, als würde der Schmerz, den ich im Augenblick empfinde, jemand anderem gehören, und dann mit irgendeinem Mädel heimgegangen bin. Und genau wie früher hat der Sex geholfen zu vergessen. Wenigstens für einen Augenblick.
Ich war derart betrunken, dass ich irgendwann in ihrer Kiste eingeschlafen bin. Dabei bleibe ich sonst nie die ganze Nacht bei einer Tussi, die ich nur flachlegen will. Aber dieses Mal wurde ich erst vom Klingeln meines Handys wach. Ich war immer noch total benebelt, aber trotzdem habe ich die Mailbox abgehört. Und war schlagartig nüchtern. Meine Schwester hatte sechsmal bei mir angerufen. Schließlich hätte ich mit ihr zu dem Bestattungsinstitut fahren sollen. Ich hatte keine Ahnung, wie das Mädchen, das mich mitgenommen hatte, hieß, aber trotzdem habe ich zu ihr gesagt, dass sie mich umgehend zurück zu meinem Wagen fahren soll. Denn ich musste so schnell wie möglich heim. Mom würde wollen, dass ich stark bin. Und ich kann sie unmöglich noch mal enttäuschen – schließlich habe ich ihr schon genügend schlimme Dinge angetan.
Genau wie ich gedacht hatte, war Dahlia da. Ich habe mich noch mal bei ihr entschuldigt, obwohl ich inzwischen nicht mehr glaube, dass sie mir jemals verzeihen wird. Trotzdem habe ich ihr das Tagebuch gegeben, und ich hoffe, irgendwann wird sie es lesen und zumindest wissen, dass meine Gefühle für sie echt gewesen sind.
Kapitel 28
Tears in Heaven
Helles Sonnenlicht strömt durchs Fenster, und der Hollywood-Schriftzug ist deutlich zu sehen. Ich lege meine Perlenkette an. Als ich dabei in den Spiegel sehe, weiß ich ganz genau, wer mir daraus entgegenblickt … ohne zweimal hinsehen zu müssen. Jemand, der sein Leben vollkommen unter Kontrolle hat. Eine Frau, die sich allzeit an starken Vorbildern orientieren konnte. Deren Zeit der Einsamkeit vorüber ist, seit sie die wahre Liebe gefunden hat. Ich straffe meine Schultern und ich weiß, ich werde diesen und den nächsten und auch alle Tage, die danach noch folgen werden, überstehen.
Ich wollte immer sein wie Grace – sie sah die ganze Welt durch eine rosarote Brille und hat sich nie unterkriegen lassen. Sie war stark und unabhängig, liebevoll und witzig, fürsorglich und mütterlich, und ich hatte großes Glück, dass sie ein Teil von meinem Leben war. Ich schulde ihr den Trost zu wissen, dass ich klarkomme – nein, nicht nur klarkomme, sondern mit meinem Leben glücklich und zufrieden bin. Ich habe im Lauf der Zeit gelernt, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, und deshalb werde ich nie wieder irgendwas bereuen.
Heute müssen wir ihr Lebewohl sagen. Aber auch wenn ihr Körper nicht mehr da ist, weiß ich, dass ihr Geist in mir weiterleben wird. Ich lege das Tagebuch von Ben in die Truhe meiner Mutter und packe den Armreif, der mich stets daran erinnern sollte, niemals etwas zu bereuen, zusammen mit dem Schraubenzieher ein. Dann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und trete entschlossen in den Flur. River sitzt am Frühstückstresen, und als ich ihn sehe, muss ich einfach lächeln … denn er ist ein starker, zäher, seelenvoller, liebevoller Mann – und er gehört mir ganz allein.
Ich atme zitternd ein und streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Er steht auf, streckt seine Arme nach mir aus und sieht mich mit einem sanften Lächeln an, als ich auf ihn zutrete und ihn umarme. Einen Augenblick lang lehne ich den Kopf an seinen Hals und sauge seinen Duft ein. Er flüstert mir ins Ohr, dass ich stark bin und es schaffen werde, diesen Tag zu überstehen. Dann führt er mich zum Wagen, und wir fahren nach Laguna Beach zu der Kirche, in der ich erneut von einem Menschen, den ich liebe, Abschied nehmen muss.
Ich bewege mich mechanisch auf die Kirche zu. Ich habe dieses Ritual bereits so oft vollzogen, dass ich sogar weiß, wie viele Schritte es bis in
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