Gefaehrlich sexy
dass sie sich einbildet, dass ich mich endgültig nicht mehr beherrschen kann, wenn ich noch etwas trinke. Was echt witzig ist, weil ich bisher noch keinen Schluck getrunken habe, was ihr offenbar noch nicht mal aufgefallen ist. Aber ich will dieses Spiel gewinnen, will nachher nicht auf ein Taxi warten müssen, sondern selbst noch fahren können, und vor allem will ich, dass sie sich nach Kräften amüsiert. Denn morgen ist der Todestag ihrer Eltern, und ich habe mir zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass sie einen möglichst schönen Abend hat.
Ich gehe Richtung Theke, als ich höre, wie die Band den Soundcheck macht. In Ordnung, vielleicht wird es doch ein bisschen seltsam, sie zu hören. Ich bleibe stehen und sehe zur Bühne, auf der Garrett bereits mit gezückten Sticks hinter dem Schlagzeug sitzt. Nix steht in der Ecke und streckt den Mittelfinger hoch. Ich weiß nicht, wen er damit meint, und kann nur raten, dass es Xander ist, weil Nix mit seiner Bassgitarre statt mit der Fender Stratocaster auf die Bühne geht. Ich weiß, ich habe recht, als an seiner Stelle Zane mit dem zwölfsaitigen Instrument erscheint. Verdammt, Nix wird das Leben hassen, wenn er das bei jedem Auftritt macht.
Als Zane sich die Gitarre umhängt und das Mikro nimmt, fangen ein paar Mädchen an zu kreischen. »Hallo, allerseits. Freut mich, euch kennenzulernen!«, sagt er, und die Mädels flippen vollends aus. Er tritt an den Rand der Bühne, gibt ihnen die Hand, und ich muss einfach grinsen, denn ihre Bewunderung gefällt ihm anscheinend echt gut.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ihr es schon alle wisst, aber ich habe das Glück – oder vielleicht das Pech –, dass man mir den Job von River Wilde gegeben hat. Auch wenn er natürlich unersetzlich ist.« Es schockt mich etwas, dass er mich erwähnt.
»Hey, bist du okay?« Ich spüre, dass Dahlia mir die Arme um die Taille schlingt und ihr Kinn auf die vertraute Art auf meine Schulter legt.
Ich nicke, als die Menge grölt und Zane wieder mitten auf die Bühne geht. »Wir covern erst mal ein paar Songs, falls das für euch okay ist«, sagt er zum Publikum. Als die Leute jubeln, lächelt er, winkt hinter sich, und Nix fängt an zu spielen. Ich erkenne den Song sofort und weiß, warum er mit der Fender auf der Bühne steht. »Ich habe diesen Song gewählt, weil es mir am Ende der Tournee bestimmt so gehen wird.« Bon Jovis »Wanted Dead or Alive« dröhnt aus den Lautsprechern, und als die Jungs zusammen spielen, bin ich echt beeindruckt von der Leistung, die er bringt.
Alle, selbst mein Mädchen, singen mit, und als das Lied vorbei ist, stürzen alle auf die Bühne und recken die Hände in die Luft. Der Typ ist echt der Hit. Ich sehe mich nach Xander um, kann ihn aber nirgendwo entdecken, und aufmunternd nimmt mich Dahlia noch ein wenig fester in den Arm. Zane schirmt die Augen mit der Hand gegen die Lichter ab, sieht sich suchend in der Kneipe um, und Nix und Garrett stimmen einen anderen Song an, den ich gut kenne. Plötzlich fällt Zanes Blick auf mich, und er streckt den Arm in meine Richtung aus. »Da ist er ja! Hey, Mann, der Song hier ist für dich. Und wir wollen dich hier oben sehen.« Aus dem Nichts taucht plötzlich Xander vor mir auf, und Dahlia lässt mich los. Ich hebe abwehrend die Hände hoch, aber Dahlia flüstert mir ins Ohr. »Ein letztes Mal, Baby – tu es ein letztes Mal für sie und auch für mich.« Verdammt.
Ich drehe mich zu ihr um, und ihre Augen leuchten so, dass ich unmöglich nicht noch einmal singen kann. Sie gibt mir einen Kuss, und Xander schiebt mich auf die Bühne zu.
»Los, Loverboy«, sagt er zu mir und zwinkert Dahlia zu. »Super, Muse, das hast du echt sauber hingekriegt«
»Du wusstest Bescheid?« Sie zuckt mit den Achseln, legt sich kurz die Hand aufs Herz und wirft mir eine Kusshand zu. Gott, ich liebe sie.
Auf dem Weg zur Bühne klopfen mir die Leute auf die Schulter, und als ich schließlich bei meinen Freunden stehe, drückt mir Bell die Gitarre in die Hand. Stella, die schlichte akustische Gitarre, die mein Vater mir geschenkt hat und die wie die Tochter seines Lieblingssängers heißt.
Ich sehe meine Schwester an, und schulterzuckend räumt sie ein: »Vielleicht habe ich sie stibitzt, als ich heute Morgen kurz bei euch vorbeigekommen bin.«
Ich lächle sie an. »Danke, Bell.«
Zane kommt auf mich zu, nimmt die Gitarre von der Schulter und drückt mir das Mikro in die Hand. Dann stellt er sich hinter das Keybord, Nix spielt
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