Gefaehrlich sexy
ein paar Töne, und aus dem Nichts bin ich noch einmal dran.
»Hallo, allerseits! Freut mich, dass ich noch einmal für euch singen kann.« Ich hänge das Mikro wieder in den Ständer und spiele die ersten acht Takte in D. Dabei sehe ich mich in der Menge nach meinem Mädel um und grinse, als ich sie entdecke. »Eins, zwei, eins, zwei, drei, vier«, spreche ich ins Mikro und stimme »Come Together« an.
Noch vor Ende der ersten Strophe fällt Zane ein, und während des Refrains bemerke ich, wie sich Dahlia Richtung Bühne schiebt. Mein Blick wandert über ihren Körper, und als wir uns in die Augen sehen, sieht sie mich mit breitem Lächeln an. Das Einzige, was mich noch interessiert, ist, dass ich allein für sie hier oben auf der Bühne stehe. Selbst wenn bei John Lennons Meisterstück irgendwas danebengeht. Sie fährt sich mit den Fingern durchs Haar, als ich die zweite Strophe singe, und bei jedem »Shoop« wünsche ich mir, ich würde sie im Arm halten. Irgendwann beginnt sie mitzusingen, und ich sehe deutlich, wie ihr das Wort »ich« über die Lippen kommt.
Als ich das Gitarrensolo spiele, macht sie die Augen zu, als sauge sie jede Note in sich auf. Und das tue ich auch. Als ich die Augen wieder öffne, sieht Dahlia mich reglos an. Ich kann ihre Liebe deutlich spüren, und als ich die nächste Strophe singe, fährt sie langsam und verführerisch mit der Zunge über ihre Unterlippe, und ich muss mir selber auf die Lippe beißen, denn sonst wäre es um mich geschehen.
Als die zweite Songhälfte beginnt, blicke ich dorthin, wo Xander steht. Zum Zeichen, dass er meinen Ausstieg aus der Band endgültig akzeptiert, nickt er mir lächelnd zu. Ich drehe mich um und sehe Nix und Garrett an. Die beiden lächeln ebenfalls, und ich weiß, dass zwischen uns alles wieder in Ordnung ist. Ich schnappe mir das Mikro und laufe damit zu Zane. »Hier, Mann, du bist wieder dran.«
Den Rest des Songs jamme ich auf der Gitarre mit, und das Publikum feuert uns an. Als wir fertig sind, hänge ich mir mein Instrument über die Schulter, und ich weiß, dass dies das letzte Mal war, dass ich mit den Jungs auf einer Bühne stand. Wir haben praktisch unser Leben lang gemeinsam geprobt, sind von einer Garage in die nächste und am Schluss auf diese Bühne umgezogen, und ich weiß, dass unsere Verbindung auch bestehen bleibt, wenn ich kein Teil der Band mehr bin. Sie umrunden mich, und plötzlich liegen wir uns alle in den Armen, und selbst Xander klettert auf die Bühne und fällt mir mit einem breiten Grinsen um den Hals. Als wir uns wieder voneinander lösen, hält Zane ein Tablett mit Shots für uns bereit, und ich gestatte mir ein Glas. Garrett spricht einen Toast, und wir kippen die Schnäpse schnell herunter, denn wir haben alle einen Kloß im Hals. Dann kommen auch Bell und Ena, Xanders neue Assistentin, auf die Bühne. Als Xander sie entdeckt, fängt er tatsächlich an zu lächeln, denn anscheinend macht sie ihre Sache wirklich gut.
Als ich von der Bühne springe, kommt sofort mein Mädel auf mich zugelaufen, schlingt mir grinsend die Arme um den Hals, und ich wirble sie gut gelaunt im Kreis. Als ich sie wieder auf die Füße stelle, presst sie mir die Lippen auf den Mund und fährt mir mit den Fingern durchs Haar. Am liebsten würde ich mit den Händen jeden Zentimeter ihres Leibs erforschen, aber schon macht sie sich wieder von mir los, legt mir beide Hände ans Gesicht und sieht mich forschend an.
»Es geht mir gut, Dahlia. Es geht mir wirklich gut«, versichere ich ihr. Denn mir ist klar, sie befürchtet, dass es mir jetzt doch ein bisschen leidtut, dass ich ausgestiegen bin.
Sie beugt sich zu mir und wispert mir ins Ohr: »River Wilde, ich hätte gern, dass du mich jetzt nach Hause bringst. Denn ich bin einfach total verrückt nach dir.«
Ich weiß, ich strahle wie ein Honigkuchenpferd. »Mit Vergnügen. Denn ich bin ebenfalls verrückt nach dir.« Ich versuche wirklich, nicht zu feixen, aber die Versuchung ist einfach zu groß. Ich lehne mich zurück, fahre mit der Zunge die Konturen ihrer Lippen nach und küsse sie dann sanft aufs Ohr. »Sieht aus, als hätte ich gewonnen. Das heißt, du bringst mir eine Woche lang morgens den Kaffee ans Bett.«
Als ich lache, lacht sie ebenfalls und sagt: »Bilde dir bloß nicht ein, ich hätte nicht bemerkt, dass du extra den ganzen Abend Mineralwasser getrunken hast.«
Ich schüttle den Kopf. Weil sie mich einfach zu gut kennt.
Händchenhaltend sagen wir den anderen gute Nacht.
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