Gefaehrlich sexy
er Abstand halten soll. Ich bin hin- und hergerissen und weiß nicht, was ich sagen oder machen soll. Ich will nicht, dass er mich berührt.
Er erstarrt. »Du brauchst keine Angst zu haben. Bitte lass mich dir alles erklären. Dann wirst du es verstehen.«
Ich kenne diese Stimme schon mein ganzes Leben. Es ist die Stimme, die fast zwanzig Jahre lang täglich mit mir gesprochen hat, aber trotzdem klingt sie plötzlich fremd.
Er tritt einen Schritt zurück, setzt sich in den Sand, zieht die Knie an und bedeutet mir mit einem Kopfnicken, dass ich dasselbe tun soll. Also setze ich mich ebenfalls, doch um ihn nicht ansehen zu müssen, ziehe ich erst einmal meine Converse aus. Trost suchend vergrabe ich die nackten Zehen im Sand, ziehe die Knie an, schlinge meine Arme um die Beine, lege das Gesicht auf ihnen ab und starre auf den unendlichen Ozean hinaus. Ich spüre, dass sein Blick weiter auf mir ruht, aber ich bringe noch immer keinen Ton heraus. Bestimmt hält er mein Schweigen für ein Zeichen von Verwirrung, weil er denkt, dass er mich kennt. Und vielleicht tut er das ja auch? Oder bin ich eine andere, als ich vor drei Jahren war?
Ich hänge meinen eigenen Gedanken nach, weshalb mich seine Stimme überrascht. »Du brauchst nichts zu sagen. Hör mir bitte einfach zu. Okay?«
Ich nicke abermals.
»Was ich machen musste, war nicht leicht, aber ich habe es für dich getan. Um dich zu beschützen. Und ich hoffe, dass du das verstehen kannst.«
Ich drehe mich zur Seite, sehe ihn fragend an und finde endlich meine Stimme wieder. »Wovon redest du?«
Er reibt sich die Handflächen an seinen Shorts, und ich kann deutlich sehen, wie nervös er ist. »Verdammt, ich weiß ja nicht mal, wo ich anfangen soll.«
»Am besten ganz am Anfang. Warum fängst du nicht ganz vorne an? Warum hast du uns alle denken lassen, dass du tot bist, obwohl du am Leben warst?« Es macht mir Angst, dass meine Stimme traurig klingt.
Er holt tief Luft, lehnt sich zurück, streckt die Beine aus und sieht sich um. Schließlich aber wendet er sich wieder an mich. »Das ist es ja. Ich kann nicht mal mehr sagen, wo es alles angefangen hat. Wahrscheinlich zwei Wochen vor der Preisverleihung, als mich Caleb angerufen hat. Es kommt mir vor, als wäre das erst ein paar Stunden her. Du warst bei der Arbeit, und ich habe von zu Hause aus geschrieben. Sein Anruf kam völlig überraschend. Ich wusste nicht mal, dass er aus Afghanistan zurückgekommen war. Wir haben uns getroffen, und da hat er mir erzählt, nach seiner Heimkehr hätte sich jemand vom FBI an ihn herangemacht und ihn gebeten, bei der Aushebung eines großen Drogenrings behilflich zu sein. Nach ein paar Wochen in dem Job hielt er es nicht mehr aus. Das Vorgehen dieses Einsatztrupps war ihm zuwider, weshalb er mich angerufen hat.«
Meine Verwirrung nimmt noch zu, und deshalb frage ich: »Und was hatte das alles mit dir zu tun?«
Er zieht die Knie wieder an, stützt die Ellbogen darauf ab und beugt sich vor. »Es hatte sogar sehr viel mit mir oder mit uns zu tun. Er hat mich gebeten, einen Artikel für die L. A. Times zu schreiben. Und ich habe natürlich ja gesagt – denn wer lässt sich eine solche Story schon entgehen? Er erzählte mir alles, was er wusste, und dann stellte ich noch eigene Recherchen an. Und, verdammt noch mal, eins führte dabei zum anderen, und bevor ich mich versah, hatte ich einen Haufen belastender Informationen in der Hand. Was ich nicht wusste, war, dass die Recherchen und vor allem mein Artikel uns beiden gefährlich werden könnten.«
»Ich verstehe nicht. Weshalb sollte es für dich gefährlich sein, wenn du einen Artikel schreibst? Und was hat das damit zu tun, dass du so getan hast, als seist du ermordet worden?«
»Ich fand gewisse Dinge heraus, folgte der Spur des Geldes und der Drogen und wusste irgendwann genauestens über die Operation Bescheid. Caleb und ich dachten, durch die Veröffentlichung des Artikels würde dieser Drogenring schneller als durch das FBI zur Strecke gebracht. Was jedoch ein Riesenirrtum war. Weil das Kartell uns auf die Schliche kam und wollte, dass die Story stirbt. Also habe ich gesagt, ich würde damit nicht zu meiner Zeitung gehen. Aber dass Caleb ihnen die Informationen ausgehändigt hat, hat den Schweinehunden nicht genügt. Deshalb war ich in Gefahr. Deshalb waren wir beide in Gefahr.«
Ich reiße schockiert die Augen auf. »Ben, du warst Journalist. Das ergibt nicht den geringsten Sinn. Journalisten gehen ständig
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