Gefaehrlich sexy
Ohrfeige gegeben habe. Das hätte ich nicht tun sollen. Aber ich habe dir vertraut, und du hast mir etwas Wichtiges verschwiegen. Wie also soll ich ab jetzt darauf vertrauen, dass du mir nicht noch einmal etwas vormachst?«
Er schüttelt den Kopf und zischt: »Also bitte, Dahlia, du weißt, dass du mir trauen kannst und dass du nie von mir belogen worden bist.«
»Ich habe nicht gesagt, dass du mich belogen hast. Ich habe gesagt, dass du mir was verschwiegen hast. Du hast mich einfach glauben lassen, dass ich nur das zufällige Opfer eines Fremden war. Ich weiß, Grace hat dich darum gebeten, mir nicht zu erzählen, wer es war, aber du hättest es mir trotzdem sagen sollen.«
Sein ausdrucksloser Blick ist beinahe unerträglich. Er schüttelt den Kopf, und wieder wogt der alte Zorn in meinem Innern auf, aber da er nichts erwidert, fahre ich entschlossen fort. »Also bitte, River, du hast sogar die Alarmanlage im Haus verbessern lassen, weil du Angst hattest, dass er es vielleicht noch einmal versucht. Aber ich nehme an, dass du dir diese Mühe hättest sparen können, denn inzwischen haben sie den Kerl schließlich erwischt. Das heißt, dass ich jetzt wieder sicher bin.«
»Vielleicht, aber ich weiß nicht, ob das jetzt noch eine Rolle spielt.«
»Selbstverständlich spielt das jetzt noch eine Rolle. Weshalb sagst du so etwas?«
»Sag nicht immer ›selbstverständlich‹. Für mich ist das Gespräch beendet.«
Da er bisher noch nie so wütend auf mich war, habe ich keine Ahnung, was ich tun soll. Sollte ich ihn vielleicht zwingen, weiter mit mir darüber zu reden? Aber wie würde er darauf wohl reagieren? Bin ich tatsächlich bereit, es zu versuchen und zu sehen, was passiert? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich weiß nur, dass ich River deutlich machen muss, dass ich ihn liebe. Dass ich ihm begreiflich machen muss, dass er mir, auch wenn wir unsere Probleme nicht gelöst haben, noch immer wichtig ist.
Während die Luft um uns herum immer spannungsgeladener wird, sehe ich ihn an und weiß nicht, was ich sagen soll. Doch als die Stille unerträglich wird, trete ich entschlossen auf ihn zu und bleibe direkt vor ihm stehen. Ohne mir ins Gesicht zu sehen, beugt er sich vor. Es bringt mich um, so nah vor ihm zu stehen und ihn nicht anfassen zu können. Ich will, dass er wieder mit mir spricht. Ich muss diese grauenhafte Stille irgendwie durchbrechen, deshalb frage ich: »Weißt du, dass dein Bruder drinnen auf dem Sofa schläft?«
»Ja. Er hat sich alle Mühe gegeben, mit mir mitzuhalten.« Er stellt seine Bierflasche neben das Dutzend anderer leerer Flaschen, legt den Kopf ein wenig schräg und sieht mich flüchtig an. »Also, wo stehen wir beide jetzt?«
Ich antworte ihm völlig ehrlich: »Da, wo wir auch gestern standen. Mir ist klar, dass wir Probleme haben, die wir lösen müssen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine so gute Idee ist, wenn wir das noch heute Abend tun.« Ich nehme seine Hand, um ihn von seinem Stuhl zu ziehen, und er steht freiwillig auf. Dabei fällt ein Eisbeutel zu Boden und ich merke, dass er ein Geschirrtuch um die andere Hand gewickelt hat. Ich schiebe ihm die Haare aus der Stirn, weil ich ihm in die Augen sehen will, aber sie sind trüb, und eins der Lider ist verfärbt. Ich umfasse sein Gesicht, und als er die Augen schließt, streiche ich mit den Fingern über das geschwollene Lid. »Tut es sehr weh?«
»Nee, inzwischen nicht mehr«, tut er meine Frage achselzuckend ab.
Ich hebe seine Hand und sehe, dass sie ebenfalls blau und geschwollen ist. »Meine Güte, River, ist sie etwa gebrochen?«
Er lacht leise auf. »Keine Ahnung, aber sie tut höllisch weh. Xander hat mich gezwungen, die Finger zu bewegen, und als ich das konnte, hat er nur gesagt, dass ich mich nicht so anstellen soll.«
Ich streichle zärtlich seine Hand, hebe sie an meinen Mund und küsse sie. »Du kannst Ben nicht jedes Mal verprügeln, wenn du ihn irgendwo siehst. Das ändert schließlich nichts.«
»Vielleicht nicht, aber auf alle Fälle fühle ich mich dann erheblich besser.«
Sein Körper spannt sich an, und mir wird klar, dass ich noch immer nicht in Ruhe mit ihm über meinen Exverlobten sprechen kann. Aber vielleicht ist dies der rechte Augenblick, um ihm zu sagen, wie es mir bei dieser Sache geht. Ich streiche ihm mit den Fingerspitzen über die Wange und bitte ihn schweigend um Verzeihung für die Ohrfeige, die er von mir verpasst bekommen hat. Dann sage ich: »Es tut mir wirklich furchtbar leid.«
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