Gefaehrlich sexy
es überrascht mich, dass er noch nicht heimgefahren ist. Normalerweise steht er werktags immer mit den Hühnern auf.
Ich stelle mein Gefährt in der Garage ab, und als ich zur Haustür gehe, fällt mein Blick auf ein riesiges Loch direkt neben dem Türrahmen. Als ich sehe, dass der Schlüssel nicht wie üblich auf dem Rahmen, sondern auf dem Boden liegt, frage ich mich, was geschehen ist. Die Tür ist nicht verschlossen, und als ich das Haus betrete, sehe ich, dass auf dem Couchtisch eine halbleere Tequilaflasche steht und Xander schlafend auf dem Sofa liegt. Er hat noch seine Schuhe an, einen Arm aufs Gesicht gelegt, und unter seinem aus dem Hosenbund gerutschten Hemd sehe ich ein Stück nackte Haut. Aus dem Schrank im Flur hole ich meinen heißgeliebten, aus Konzert-T-Shirts genähten Quilt, drücke ihn kurz an die Brust, gehe ins Wohnzimmer und decke Xander damit zu. Dabei fällt mein Blick auf ein Tattoo in Höhe seiner Hüfte, das mir bisher noch nie aufgefallen ist. Ich stelle die Tequilaflasche auf den Frühstückstresen, mache alle Lampen aus und begebe mich auf leisen Sohlen ins Schlafzimmer.
Ich habe etwas Angst vor unserem Wiedersehen. Wir haben den ganzen Tag kein Wort gesprochen, und das ist, seit wir zusammen sind, noch nie geschehen. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob er nicht vielleicht noch wütender auf mich gewesen ist als ich auf ihn. Weil ich einfach, ohne ihm ein Wort zu sagen, mitten in der Nacht zu Ben gefahren bin.
Als ich sehe, dass er nicht im Bett liegt, bin ich etwas überrascht. Alles sieht noch aus, wie als ich morgens aufgebrochen bin, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so ordentlich. Mein Hochzeitskleid liegt flach auf meiner alten cremefarbenen Truhe, und das Strumpfband und die Perlenstecker meiner Freundin liegen obendrauf. Ich hatte all das dort abgelegt, um es sofort wieder anzuziehen und aufbrechen zu können, denn ich hatte angenommen, wir würden bereits am selben Nachmittag von Grace zurückkommen. Jetzt hänge ich das Kleid erst einmal in den Schrank, denn ich habe keine Ahnung, wann es zu der Hochzeit kommen wird. Der Gedanke ruft ein leichtes Unbehagen in mir wach, und um mich zu trösten, gehe ich zu der gläsernen Schiebetür, durch die man einen wunderbaren Blick auf den Hollywood-Schriftzug hat. Ich liebe dieses Schild, vielleicht weil es für mich ein Ausdruck grenzenloser Hoffnung ist.
Während ich dort stehe, fällt mein Blick mit einem Mal auf eine helle Gestalt, und ich sehe, dass River auf einem Stuhl am Rand des Pools sitzt und ins Dunkle starrt. Eilig öffne ich die Tür, bleibe dann aber kurz stehen, betrachte bewundernd seine hochgewachsene durchtrainierte Gestalt und seine stets zerzausten Haare. Ich frage mich, ob ich wirklich jetzt sofort über unsere Probleme sprechen will.
Dann atme ich tief durch und gehe die endlos lange Treppe hinunter zu ihm. Ich weiß, er muss inzwischen längst gehört haben, dass jemand aus dem Haus gekommen ist. Trotzdem sitzt er einfach weiter mit gekreuzten Beinen da und nippt an seinem Bier.
»Du hast also beschlossen heimzukommen. Ich war mir nicht sicher, ob du jemals wiederkommen würdest«, stellt er fest, ohne mich auch nur anzusehen.
»Selbstverständlich bin ich heimgekommen, River. Was denn sonst? Ich brauchte einfach Zeit, um mich ein bisschen abzuregen und über die Dinge nachzudenken. Brauchte erst mal wieder einen klaren Kopf.«
»Hmm … seltsam, aber ich bin mir nicht sicher, ob das Wort ›selbstverständlich‹ noch Bestandteil irgendeines unserer Gespräche sein sollte.«
Er nippt erneut an seinem Bier und fügt hinzu: »Und was hast du damit gemeint, du musstest erst über die Dinge nachdenken und einen klaren Kopf kriegen? Ich dachte, dass wir so etwas zusammen tun, aber da habe ich mich offenbar geirrt.«
»River, ich war einfach sauer und …«, fange ich an, breche dann aber wieder ab. Denn er sieht mich immer noch nicht an, und ich weiß, dass er das tun muss, bevor ich weiterreden kann.
»Du kriegst deine Sätze offenbar nicht mehr zu Ende. Bisher hast du das immer geschafft. Soll ich dir vielleicht helfen? Du bist sauer, weil ich dir etwas verschwiegen habe, aber dafür werde ich mich nicht entschuldigen. Weil ich meine Gründe dafür hatte. Wenn du mir das nächste Mal nach einem Treffen mit deinem Exverlobten eine klebst, könntest du danach vielleicht zumindest lange genug stehen bleiben, um dir anzuhören, was ich dir sagen will.«
»Es tut mir leid, dass ich dir eine
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