Gefaehrlich sexy
füge deshalb etwas spitz hinzu: »Hättest du mich angerufen oder mir gesimst, hättest du das gewusst.«
»Wie gesagt, das Wort ›selbstverständlich‹ gilt nicht mehr. Und worüber genau hast du dort nachgedacht?«
»Über nichts Konkretes. Über alles. Über dich und mich und Ben. Ich weiß es nicht.« Mir fällt auf, dass er nicht auf meinen Vorwurf eingeht, mich nicht angerufen zu haben, aber das lasse ich ihm durchgehen. Denn dies ist wahrscheinlich nicht der rechte Augenblick für einen neuerlichen Streit.
»Mir war gar nicht klar, dass es über dich und mich was nachzudenken gibt«, faucht er.
»Das gibt’s auch nicht. Das habe ich nicht damit gemeint.«
Er setzt sich wieder hin, fährt sich mit den Händen übers Gesicht, hebt seine beinahe leere Bierflasche vom Boden auf und trinkt sie aus, ohne dass er den beunruhigenden Blickkontakt zu mir auch nur eine Sekunde unterbricht.
Bisher hat er mich noch nie so angestarrt, und ich beschließe, dass ich meinen alten River wiederhaben muss, bevor ich weiter mit ihm reden kann. Ich will nicht, dass er mir erneut entgleitet, habe aber keine Ahnung, was ich tun soll. Ich halte seinen intensiven Blick nicht länger aus, deshalb sehe ich die ruhige Wasseroberfläche an und spüre, dass ich dort vorübergehend Frieden finden kann. Eilig ziehe ich mir die Hose aus und springe in den Pool, weil ich dort den Sand und die aufgestauten Emotionen von mir abwaschen kann. Kaum dass das kühle Wasser meine Haut berührt, breitet sich ein Gefühl der Ruhe in mir aus. Ich tauche wieder auf, schwimme an den Rand und bedeute ihm, dass er sich zu mir in den Pool gesellen soll. Doch er sitzt mit offener Hose da und schüttelt stumm den Kopf.
Ich bespritze ihn mit Wasser. »Was? Bist du zu betrunken, um baden zu gehen? Du hast auf jeden Fall genügend leere Bierflaschen da stehen.«
Er verschränkt die Arme vor der Brust, und ich sehe ihm an, dass er ein Lachen unterdrücken muss. Abermals vergehen ein paar Sekunden, und als ich ihn noch einmal bespritze, sieht er mich mit einem schmalen Lächeln an. »Du könntest mir sogar alle diese Flaschen um den Bauch binden, und ich wäre noch schneller als du.«
»Beweis es mir. Los. Sei kein Feigling. Ich wette um den morgendlichen Kaffeegang, dass du mich in deinem Zustand nicht besiegen kannst. Wenn du willst, können wir auch noch gucken, wer länger die Luft anhalten kann.« Obwohl er für gewöhnlich immer schneller schwimmt als ich und auch länger die Luft anhalten kann, bezweifle ich, dass er das jetzt noch schafft. Und, ehrlich gesagt, mir ist auch vollkommen egal, wer diesen Wettbewerb gewinnt – Hauptsache, ich kriege ihn zurück.
»Die Wette gilt. Ich nehme morgen einen doppelten Espresso, aber das heißt nicht, dass ich nicht mehr sauer auf dich bin.«
Ohne ein weiteres Wort erhebt er sich vom Stuhl, steigt leicht schwankend aus seinen Jeans und Boxershorts, springt kopfüber ins Wasser, schwimmt quer durch den Pool und klammert sich am Rand des Beckens fest. Ich bleibe, wo ich bin, weil er anscheinend immer noch ein wenig Abstand zu mir braucht.
»Also, wie wollen wir es machen?«
Er zuckt mit den Achseln. »Meinetwegen können wir erst mal die Luft anhalten.«
»In Ordnung, warum nicht? Also … eins … zwei … drei …!« Ich tauche ab, und als ich wieder an die Oberfläche komme, bin ich mir nicht sicher, ob er überhaupt auf Tauchstation gegangen ist.
»Sieht aus, als hätte ich gewonnen«, sage ich und ringe leicht nach Luft.
Er nickt, sagt aber nichts und starrt mich noch forschender an als vorher.
»Also gut, und jetzt das Wettschwimmen.«
»Okay.«
Ich kraule einfach los und spüre seine Nähe, als er irgendwo mitten im Pool an mir vorüberschwimmt.
Als ich wieder auf meiner Seite bin, sehe ich mich suchend nach ihm um, aber statt zu schwimmen, steht er einfach neben mir und sieht mich an. Er gibt sich alle Mühe, ernst zu bleiben, aber offenkundig ist mir die Erschöpfung deutlich anzusehen. Im Licht des Mondes kann ich deutlich sehen, dass er verstohlen grinst.
»Hör auf zu grinsen. Das ist nicht witzig.«
»Doch, irgendwie schon.« Er hievt sich aus dem Pool.
Ich betrachte seinen makellosen nackten Körper, und wie jedes Mal erwischt er mich dabei, denn im selben Augenblick dreht er sich um, weil er mir aus dem Wasser helfen will. Ich ergreife seine Hand, er zieht mich schwungvoll hoch und sieht mich reglos an. Er scheint sich über irgendwas zu amüsieren, doch als ich wieder mit
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